Wir sind uns im Niederlandt (sic!) begegnet. Das ist eine Männer-Gesellschaft, deren Gründer vor 150 Jahren an die Tradition der Malergilden im Niederland der Renaissance anknüpfte. Seither trifft man sich zur Pflege von Dichtungen, Malerei und Musik. Gerne fällt man dann in eine Sprache und Schreibweise, die an Grimmelshausen angelehnt ist. 

 Egmont war auf allen diesen Gebieten begabt. Für seine kolorierten Zeichnungen wählte er die Botanik als Thema. Er begleitete die Lieder der Versammlung und spielte regelmäßig einige klassische Klavierstücke. Man merkte ihm an, dass er dazu hart geübt hatte, denn er hatte in fortgeschrittenem Lebensalter die Operation eines Bauch- Aorten-Aneurysmas durchgemacht. Nach dieser Operation war er unfähig Zahlen zu benennen; ein Notenpapier war für ihn zeitweise ein Buch mit 7 Siegeln.

Er hatte aber eine Vorstellung, was verloren gegangen war und er verwendete große Mühe, alles wieder erneut zu erlernen. Deshalb schätzte er das Gedächtnis als ein übergroßes Gut. Er versuchte mit Erfolg, Klavierstücke und auch anspruchsvolle Gedichte auswendig zu lernen.

Während wir anderen Niederländter gerne eigene humoristische Verse vortrugen, gehörte er zu der kleineren Gruppe, die das Interesse an klassischen Werken wachhielten. Das letzte Gedicht, was er vortrug, war Conrad Ferdinand Meyers, die Füße im Feuer.

Van de Rijnentoens war auch in anderen Bereichen mutig, sich vom „Mainstream“ zu entfernen. Einmal berichtete er von Krankheit und Tod seiner Schwester im Kindesalter, ein sehr persönliches Ereignis in seinem Leben. Für ihn war das „Niederlandt“ ein Ort, wo er sich frei fühlen konnte, über erlebtes Glück, aber auch über Schicksalsschläge zu sprechen. Weiter unten zeigen wir einige Notizen aus seinem Studium und seiner Tätigkeit als junger Arzt. Sie zeigen eine realistische Welt, ohne Beschönigungen.