Bach Belichtungszeit WGH Schmitt

Bild 18a

18 a.
Gebirgsfluss in Graubünden. Lichtfotographie.

Linkes und rechtes Bild sind nahezu identisch projiziert. Links Belichtungszeit 1/ 250, rechts 1/ 2 sec.

Bach Belichtungszeit Farbe WGH Schmitt

Bild 18b

18 b. Gleiches Bild bearbeitet.
Ein Objekt, das jeder kennt: Wasser rauscht und spritzt.
Da wir die Ausgangsbilder kennen, ist uns klar:
Der Unterschied zwischen dem rechten und linken Bild ist nicht die Farbgebung (diese ist identisch):

Farbskala: Violett, Blau, Grün, Gelb Rot.
Die Farbgebung verfremdet das Bild enorm.
Jedenfalls hat das linke Bild mehr Struktur, im Rechten ruhigere, verwaschene Konturen. Wir könnten diskutieren, warum der Bildrand rechts oben eine Ausnahme von dieser Beobachtung darstellt.

Ästhetik? Durchaus ansprechend.
Zusätzliche Information durch die Farbe? Gering.

Oberengadin Farbtafel WGH Schmitt

Bild 19a

19a.
Schneelandschaft im Oberengadin.

Farbskala: Schwarz, Rot, Gelb, Weiß.
Manche nennen das "Hot Iron".
Angewendet an einer Schneelandschaft erzeugt diese Farbgebung eine Paradoxie. Die Suggestion von Hitze; aus Schnee scheint glühend heißer Sand zu werden. Die teils grell aufleuchtenden, teils Dunklen Äste haben mit dem übertriebenen Kontrast eine exzessive Räumlichkeit.

Ästhetik? Interessant.
Didaktisch? Derartige Bearbeitungen gibt es nicht selten. Sie lassen uns aber immer wieder über das weite Feld zwischen Bildgebung und Kunst diskutieren.

WGH Schmitt Graubünden colour table

Bild 19b

19b.
Zwei Menschen im Schnee (Graubünden).
Ein missglückter Schnappschuss durch die Frontscheibe eines fahrenden  Autos.
Schlechte Bilder sind gut für die Nachbearbeitung: Chance, etwas Misslungenes aufzuwerten.
Das einzig gute im Original ist der ausgeprägte Kontrast. Schlecht sind die Unschärfe und die Artefakte:
° markiert eine Spiegelung.

Von Dunkel nach Hell:
Rot, Violett, Blau, grün, Gelb, Rot
Diese Farbtafel ist viel komplizierter als im vorangegangenen Bild.
Das Regenbogenspektrum nimmt dem Bild das einzig Nette: den Hell-Dunkel Kontrast, gibt ihm aber Lebhaftigkeit (in Gegensatz zu der eher starren Landschaft).
Die Farbe macht aus einem schlechten Foto ein unreales aber lebhaftes Plakat. Zugegeben: Jeder hat solche Versuche gemacht. Dies ist das am wenigsten originelle Bild in unserer Sammlung.

Ob es "schön" ist?
Jedenfalls bewirken die "Schockfarben", dass man hinschaut.

Gibt das Stoff für die Diskussion?
Hell-Dunkel wird zerstört und durch Farben ersetzt (Nur bei Hell zu Dunkelblau ist noch etwas von der ursprünglichen Schwarz-Weiß Logik erhalten).
Besonders paradox ist, dass Rot 2x erscheint:
für ganz Dunkel und für ganz Hell. Das mit dem * markierte Rot ist im Original ein schwarzer Schatten.  Dagegen bedeutet das Rot oben zwischen den Bergen gleißende Helligkeit.

WGH Schmitt Wormser Dom Farbe1

Bild 20a

20 a.
Der Dom zu Worms.
Westchor. Lichtoptisches Bild. Tageslicht

Farbtafel: Blau- Gelb- Blau,
d.h. ganz helle und ganz dunkle Bildareale - Himmel und Fensternischen - werden blau,
heller beleuchtete Maueranteile sind gelb dargestellt.

Es entsteht ein geheimnisvoller Bildeindruck, der sich vom ganz Hellen und Leuchtenden wegorientiert und die mittleren Helligkeiten herausholt. Genauer gesagt, wird bei zwei mittleren (aber unterschiedlichen) Helligkeiten ein Blau-Gelb-Übergang erzeugt.

Die hohen seitlichen Türme haben nach der Renovierung in den letzten Jahren einen recht hellen Putz. Der wird in dieser Verlaufsumsetzung unterrückt (= unscheinbares Blau).

Warum hat der nordwestliche Turm ein gotisches Fenster? Er ist in gotischer Zeit eingestürzt und wurde erneuert. –
Der ganze Chor drohte im beginnenden 20. Jahrhundert einzustürzen; er wurde als ein nationales Kulturgut erkannt und mit "höchster" Unterstützung von einem Darmstädter Professor restauriert. Dieser engagierte für sein Team einen jungen Architekten, August Buxbaum. Der hat beim Klettern auf den Gerüsten und beim Nummerieren von Steinen dieses Bauwerk immer mehr bewundert. In dieser Zeit entstanden Zeichnungen von seinen "Rekonstruktionen" der Stadt Worms. -
Die unzählige Male abgebildete Fassade  wurde im August 2009 wiederum einem großen Fernsehpublikum präsentiert, und zwar als Kulisse für die Nibelungenfestspiele.

Ästhetisch? Gefällig.
Sachlicher Wert? Vom Künstlerischen und Architektonischen kann man darüber diskutieren.

WGH Schmitt Wormser Dom Farbe2

Bild 20b

20b. Gleiches berühmtes Objekt, der Dom zu Worms.

Neue, schon genannte Photoshop-Verlaufsumsetzung (14; 27):
Gelb- Violett- Orange- Blau.

Dieser Verlauf stellt die Dinge auf den Kopf; verdreht die Helligkeiten und die Farben. Die Schatten des Gebäudes springen in schreiendem Gelb hervor, während der helle Mittagshimmel in schmutzigem Graublau verschwindet.

Das Bild suggeriert eine nächtliche Beleuchtung sämtlicher Nischen und Fenster, einschließlich der geheimnisvollen durchbrochenen Kugeln auf den Kegelspitzen der Dächer.
Das Mauerwerk gewinnt lebhafte Struktur zwischen Violett und Orange.

Ästhetisch? Bemerkenswert.
Didaktisch? Anregend zum Nachdenken über Licht und Schatten;
Über Reales und Irreales in der Bildgebung (um nicht das Wort Kunst zu gebrauchen)

WGH Schmitt Wormser Dom Farbe3

Bild 20c

20c. Eine dritte Farbdarstellung des Domes zu Worms.

Farbtafel bei Photoshop "Kupfer" benannt.
Ausgehend von Schwarz geht es über Braun nach Hell-Braun, weiter nochmals zu Braun und zu Hell.
Eine Provokation für alle klassischen Farbvorstellungen. Es kommt der Vorstellung von glänzendem Metall recht nahe.
Es befindet sich ein heller Farbstreifen zwischen den Brauntönen, und es gibt drei Übergänge von Hell nach Dunkel. Dies bewirkt eine Strukturvermehrung, erinnernd an eine kuriose, nicht auf den ersten Blick schlüssige Beleuchtung, wie sie bei glänzenden Objekten auftritt. Das ist das krasse Gegenteil eines "Scherenschnittes" mit seinem klaren, messerscharfen Schwarz-Weiss-Übergang.

Ästhetisch? Gewagt.
Didaktisch? Nicht ohne interessante Aspekte.

Liebe Leserinnen und Leser! Beachten Sie bitte auch einen weiteren Beitrag, der einen Schritt weitergeht in der "Manipulation" von Bildern. Das Stichwort heißt "Subtraktion".