Extravasat Thorotrast WGH Schmitt

Bild 31

31.
Rückblick mehr als ein halbes Jahrhundert auf die Schattenseiten der Medizingeschichte.
Extravasat nach Becken-Bein-Angiographie 1949 mit Thorotrast.
Ein Extra- oder Paravasat ist etwas, was nicht in ein Gefäß sondern daneben zu liegen kommt. Der Erkrankungsfall ist in dieser Form zum Glück sehr selten geblieben. Dieses Mittel ist seit langem verboten, und man kann sicher sein, dass es seit 60 Jahren nirgends auf der Welt angewendet wird.

Heute sind viele Probleme der Röntgenkontrastmittel (KM) gelöst. Damals gab es ein KM mit schwerwiegenden Langzeitproblemen trotz guter akuter Verträglichkeit.

Diese Beobachtung stammt von H.G. Schmitt und war für ihn Anlass, nochmals mit Nachdruck vor Thorotrast zu warnen. Vorher hatte Wachsmuth 1948 auf die Gefahren hingewiesen.
KH. Bauer differenzierte wenig später:
- die thorakalen Thorotrast-Granulome,
- die Allgemeinschäden in den Parenchymen und schließlich
- die Krebsgefahr.

Im Gegensatz zum lokalen Extravasat sammelt sich das systemisch applizierte Thorotrast in der Milz, in der Leber und in Lymphknoten.

Die Frage nach der Ästhetik wäre makaber.
Frage nach der Didaktik? Diese Farbtafel über Violett- Schwarz- Grün- Weiß hebt das Paravasat hervor und prägt es ein.

Hypotone Duodenographie Pankreas annulare

Bild 32

32.
Zurück zum "konventionellen Röntgen".
Zwölffingerdarm (Duodenum)  mit Bariumsulfat und Luft in Hypotonie aufgeweitet ( = Doppelkontrast).
Nicht wasserlösliches Kontrastmittel.

Lange Zeit war dies eine der Methoden, eine Raumforderung im retroperitonealen Bereich (Pankreaskopf) zu diagnostizieren. "Retroperitoneum" ist der Raum hinter dem Bauchraum, welcher die Nieren, Bauchspeicheldrüse und Bauchschlagader enthält. Seit mindesten drei Jahrzehnten ist diese Methode sehr weitgehend von Endoskopie und den modernen bildgebenden Verfahren abgelöst. Trotzdem wollen wir die Diagnose hören.

Pancreas anulare.
Eine Anomalie der Bauchspeicheldrüse, welche den Zwölffingerdarm umschließt und einengt.

Ästhetik dieses Violett- Rot- Gelb-Fensters? Ansprechend.
Didaktik? Es könnte hilfreich sein, sich diese klassische Anomalie des Pankreas einzuprägen.

Lungenkrebs Farbe WGH Schmitt

Bild 33a

33a.
Kein echtes Thoraxbild, sondern ein mit minimaler Dosis gewonnenes "Topogramm", auch "Scanogramm" genannt;
also ein Übersichtsbild aus der CT(= Computertomographie): Röhre steht, Patient bewegt sich.

Wir möchten die Grenzen der Farbgebung aufzeigen (siehe auch Fall 21).

Gelb-Violett- Orange- Blau.
Wieder dieses bizarre Fenster, was die Gefäßstruktur der Lunge recht gut zeigt, gleichzeitig die hellen Regionen im Thorax-Bild erstaunlich transparent darstellt. Diese Regionen sind das Mittelfell (Mediastinum) und der Oberbauch.

Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie gar nichts sehen. Einige Profis kommen nicht über den Zwerchfellhochstand links hinweg, und es missfällt ihnen die Struktur der Lungenwurzel (Hilus) links sowie die Struktur im Bereich des Pulmonalissegmentes.

Lungenkrebs Röntgen

Bild 33b

33b.
Gleicher Fall  
Im Original (obwohl schlechtes Bild) haben wir es leichter als in der farbigen Bearbeitung. Es projiziert sich Fremdgewebe auf den linken Hilus. Ein Fall für die CT. Die Raumforderung liegt  mehr ventral.  Würden wir durchleuchten, würde sich diese Raumforderung  verstärken, wenn wir den Patienten rechts  anheben (RAO); sie würde aber in LAO im Herzschatten verschwinden.

Zentrales Bronchialkarzinom links mit deutlichen ipsilateralen Lymphomen. Volumenminderung der linken Lunge.

Über das häufige und wichtige Bronchialkarzinom (bronchogenes Karzinom, Bronchuskarzinom,  Lungenkarzinom) gibt es gute Beiträge z.B.bei Wikipedia.Die Beschwerden der Patienten sind uncharakteristisch. Zigarettenrauchen ist der wichtigste Risikofaktor.

Man hat ja aus diesem Bildbeispiel gesehen, die Diagnose im Röntgenübersichtsbild ist schwierig. Bei den häufigeren zentralen Tumoren ist sie noch schwieriger als bei denen in der Lungenperipherie (Rundherde). Die Computertomographie (CT Schichtbilder) hat einen großen Fortschritt gebracht.

Den Beweis liefert die Spiegelung der Atemwege (Bronchoskopie) mit den Möglichkeiten der Gewebeentnahme (Biopsie) und Lavage. 

Also die Thoraxaufnahme wird von mir bei dieser Fragestellung schlecht beurteilt.

Trotzdem ist sie bei zahlreichen anderen Problemen sehr wichtig. Gibt es denn denn nicht-eingreifende Verfahren, mit denen man mehr sieht? Ja, die CT ergiebt doppelt so viele! Daher wird die CT auch als Skreening-Verferfahren beforscht. Es sieht so aus, dass gerade die Patienten davon profitieren, die ein sehr hohes Risiko haben.

 

Thorax und Meise WGH Schmitt

Bild 34

34.
Um nicht nur ernste und schwerwiegende Krankheitsbilder zu zeigen, eine thematische Auflockerung:

Farbskala Hellblau-Dunkelblau-Violett-Rot-Gelb-Grün.
Die Farbskala fördert eine Asymmetrie zutage, die allerdings artifiziell ist. Sie wird durch keine weiteren Argumente, wie Verschiebung der Mittellinie, Skoliose etc. gestützt.
Vor dem Thorax sitzt eine Meise, hinter dem Thorax sind einige Äste von Pflanzen sichtbar.

Thorax mit Meise
Der Thorax stammt von einem der Autoren im Alter von 11 Jahren.

Mileartumerkulose WGH Schmitt

Bild 35

35.
Um nicht nur Verrücktheiten zu zeigen und auch einen (allerdings seltenen) didaktischen Wert der Farbgebung zu zeigen, hier ein
Braun-Weiß-Braun-Fenster.

Eine ebenfalls 40 Jahre zurückliegende jugendliche Thoraxaufnahme.


Multiple Fleckschatten der Lungenperipherie, die wahrscheinlich erst durch die Summation feinster Knötchen im Lungengewebe entstehen:
Mileartuberkulose. Eine besonders schwere Form der Tuberkulose.

Didaktisch? Vorteile des Farbfensters sind die simultane Darstellung
sowohl des Lungenparenchyms mit seiner markanten Pathologie,
als auch der mediastinal- und zwerchfellüberlagerten Areale. Dies kompensiert die damals nicht durchgeführte, heute aus Strahlenschutzgründen verpflichtende Hartstrahltechnik (über 100 KV).

Sternum Röntgen farbig WGH Schmitt

Bild 36

 

36.
Sternum. Präparat. Röntgenübersichtsbild.  
Schrägprojektion.
Zusätzlich ist der Zentralstrahl von vorne oben nach hinten unten gekippt. Dadurch treffen wir eine Gelenkfläche des Brustbein- Schlüsselbein-Gelenkes tangential. (Wäre die Untersuchung am Lebenden durchgeführt,  - also das Schlüsselbein vorhanden – würden wir diesen Gelenkspalt ideal darstellen. Eine der Voraussetzungen für eine gute Röntgen-Diagnose eines Gelenkes.)

Farbskala schon bekannt.

Ästhetik? Die Autoren hoffen, sie konnten auch Ihnen Spaß an solchen Bildern vermitteln.

Information durch Farbe? Keine entscheidenden neuen Erkenntnisse. Aber der Betrachter bekommt eher ein Gefühl für die geheimnisvolle Architektur eines solchen Knochens.

 

Dieser Beitrag ist erfreulicherweise sehr beliebt. - Wollen Sie nicht auch mal originelle Kunst sehen:

http://www.wolfgang-g-h-schmitt.de/originelleideengegenlangweiligewaendeunikate/

oder Technik; nämlich ein gänzlich neues Verfahren zur Nachbearbeitung von Bildern:

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