Zurück zur Pleura.
Die Lunge strebt immer nach dem kleinen Volumen, nur wird sie normalerweise durch die Pleuren daran gehindert. Der kluge Mechanismus verhindert, dass sich die Lunge nur dann verkleinert, wenn auch der Brustraum schrumpft.
Was passiert bei einem Riss im Lungenfell?
Luft kann aus der Lunge in einen Raum eindringen, der nie Luft enthalten hat. Es ist der Pleuraraum. Jetzt muss die Lunge nicht mehr der Ausdehnung des Brustraumes folgen, sie fällt entsprechend ihrer Elastizität zusammen.
Abb. 3
Bei einem Riss im Lungenfell dringtLuft aus dem
Inneren der Lunge in den Raum zwischen Rippen-
und Lungenfell, also in
den Pleuraspalt. = Pneumothorax.
(Mehrzahl Pneumothoraces).
Ursprünglich ist dieser Raum sehr klein; aber die
eindringende Luft kann ihn aufweiten.
Das ist auch deshalb möglich, weil die Lunge
durch elastische Kräfte zusammengezogen wird.
Für das Krankheitsbild entscheidend ist, wie
intensiv dieser Pleuraraum mit Luft gefüllt wird;
in welchem Maß raubt sich die Lunge selber
ihren Platz? Im schlimmsten Fall wird der
Pneumothorax so raumfordernd, dass er die
übrigen Brustorgane behindert. Die Lunge kann völlig
zusammengedrückt werden; eine solche völlig
entlüftete Lunge nennt man "Atelektase".
Abb.: 4
22 jähriger Mann mit bekanntem Marfan Syndrom klagt seit 4 Stunden über Schmerzen in der Schulter. Ein Unfall liegt nicht vor. Welches Fachgebiet ist für den Erkrankten zuständig?
Dicke weiße Sterne *** markieren eine weiße Linie, das Lungenfell. Dieses sieht man normalerweise nicht im Röntgenbild. Oberhalb und seitlich von diesem – hier sichtbaren - Lungenfell ist ein schwarzer Raum ohne Lungenstruktur; nur die Rippen überlagern diesen Raum. Das ist der Pneumothorax, der durch Luft am falschen Platz zu einem "Raum" aufgeweitete Pleuraspalt.
Man kann den Pneumothorax ganz gut erkennen, weil die Lunge (unterhalb davon) auffällig weiß ist. Durch den teilweisen Kollaps ist die Lunge verdichtet. Dicht bedeutet "weiß" im Röntgenbild.
(Nebenbei: Der kleine schwarze Stern * markiert etwas, was normalerweise schwer zu erkennen ist: Eine zarte weiße Linie parallel zu den Rippe entspricht dem Rippenfell.)
Vom Beschwerdebild alleine ist die Diagnose schwierig, weil das Leitsymptom "Schmerz" nicht so sicher ist. Der Riss in der Pleura wird meistens als Schmerz verspürt; es muss aber nicht sein.
Allein die Tatsache, dass Luft zwischen die beiden Blätter eingedrungen ist, merkt man praktisch nicht. . In jedem Fall kann sich eine Lunge nicht mehr voll ausdehnen. Es fehlt Volumen bei der Einatmung. Das kann man spüren; es kann sogar Atemnot bewirken.
Wilcox ist optimistischer, dass "Schmerz" auf die richtige Spur leitet. Er fand bei Kindern mit Pneu das Symptom "Schmerz" in 100%! Atemnot in 41%, Husten in 6%.
Merksatz:
Hinter Schmerz in Brustraum oder Schulter kann (neben vielem anderem) auch ein Pneu stecken.
Bei unklarer Atemnot auch an einen Pneumothorax zu denken.
Das Problem bei allen diesen Zeichen: Sie können, müssen aber nicht vorhanden sein. Sind sie nachweisbar, verstärken sie den Verdacht erheblich. Bei ihrem Fehlen schließt das nichts aus.