Abb.: 23
Septische Hüfte
MR

 

 

 

Der Fall der Erkrankten passt gar nicht in unser Schema und ist nur differentialdiagnostisch interessant. In der Vorgeschichte gibt es kein akutes oder chronisches Trauma.

 
 

Es handelt sich um einen Zustand nach Implantation einer künstlichen Hüfte und anschließende Entzündungszeichen (besonders CRP) und Fieber 39°C.

STIR = obere Bilder und T1 nach KM = untere Bilder.

Das Besondere an dem Bild sind die beiden auf den ersten Blick ähnlichen Sequenzen.

Erst T1 nach KM erlaubt den

        nicht durchbluteten (eitrigen) Gelenkerguss vom

        durchbluteten Entzündungsgewebe

zu differenzieren.

Es ist noch nicht ausreichend Kontrastharn in der Harnblase angekommen, um diese richtig hell darzustellen.

Es ist schwierig: Der Erguss (und der Harnblaseninhalt) ist in STIR hell und in KM noch teilweise dunkel. Entzündetes Gewebe in beiden Sequenzen hell.

Diese Komplikation ist selten. Die längere Krankengeschichte fand einen - wir hoffen dauerhaften - Abschluss mit einer Explantation der Prothese und schließlich einem neuen Implantat. 

Abb.: 24.
15-jähriges Mädchen,
(ich erinnere mich
gut an die nette
türkische Patientin),
sie leidet an
Niereninsuffizienz.

 

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Angeborene Luxation im linken Hüftgelenk, daher Fehlbelastung des Beckens. Es hat sich eine Looser’sche Umbauzone des oberen Schambeinastes ausgebildet. (Looser ist Schweizer aus Zürich, man soll ihn nicht englisch auszusprechen versuchen.)

Hier gab es also zwei zusammenspielende Ursachen für ein chronisches Trauma: die Fehlbelastung infolge der verformten Hüftgelenke und der empfindliche Knochenstoffwechsel bei einer Niereninsuffizienz.

Die roten Pfeilspitzen zeigen eine Wachstumsleiste im Beckenkamm als Zeichen für ein noch nicht abgeschlossenes Skelettwachstum.

Trotzdem ist die Umbauzone so ausgebildet wie beim Erwachsenen.

Der Fall der Erkrankten will uns damit sagen, dass die Regeln nicht gänzlich starr angewendet werden können.  

Abb.: 25 a-c
Osteomalazie,
3 x Looser’sche
Umbauzonen

 

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

60-jähirge Ordensfrau, nennen wir sie Schwester Donatia.

25. a: Sie hat hart gearbeitet, war einseitig ernährt und zu wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt. Der Beginn der Klinik war dramatisch mit schweren Schmerzen in Abdomen und Becken, so dass man an einen metastatischen Knochenprozess, etwa auch an ein Ovarial-Ca hätte denken können. Im Röntgenbild dreimal Looser’sche Umbauzonen, d.h. sehr breite Frakturspalten, die unscharf von stark sklerosiertem Knochen begrenzt sind. Diese Struktur ist ganz untypisch für akute Frakturen. Letztere können zwar auch auseinanderklaffen, aber die Ränder sind scharf, spitzzipflig, ohne diese Verdichtungen (hell im Röntgenbild).

Bei der Patientin wurde ein Vitamin-D-Mangel festgestellt, sie wurde hochdosiert mit D-Vitamin substituiert und entlastet.

 

Abb.: 25b
3 x "Looser"
Verlauf

25. b: Nicht sofort, aber innerhalb von wenigen Wochen, trat eine Besserung ein. Die Patientin musste sich schonen. Nach 6 Monaten waren die Umbauzonen schon eindrucksvoll durchgebaut und überbrückt.

Als weitere Besonderheit entdecken wir auch noch auf der Gegenseite, am linken proximalen Femur, eine 4. Umbauzone.

Da die Umbauzonen im Femur also auf beiden Seiten angetroffen werden, reden manche Leute vom "Milkman Syndrom". Lassen Sie bitte diesen Blödsinn: Überlastungsschäden können von ihrer Definition her symmetrisch auftreten. Sie tun das sogar gerne. Kein Grund, ein Syndrom zu benennen.

 

Abb.: 25c
3 x Umbauzonen
Verlaufsbeobachtung
Heilung

25. c: Nach einem Jahr - nur die rechte Beckenseite ist abgebildet - waren die Looser’schen Umbauzonen gut abgeheilt und knöchern "durchgebaut". 

Abb.:26. a-b
Noch mal Osteomalazie.
Diese Ausprägung
ist heutzutage
sehr selten.

 

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Damit Sie glauben, dass es keine Einzelfälle waren:

ebenfalls eine Ordensfrau (nur 40 Jahre). Man könnte vom Röntgenbild diesen Fall (wir nennen sie Schwester Germana) mit 27 verwechseln. Das soll auch zeigen, das sind typische Krankheitsbilder, die Schwachpunkte im Knochen liegen bei gleicher Erkrankung oft sehr ähnlich. Also muss und kann man diese Erkrankungen erkennen, auch wenn sie in den letzten Jahrzehnten selten sind.

 

Abb.: 26b
Osteomalazie
Verlauf unter Vit D

b: nach Vitamin-D-Therapie und 4 Monaten geduldiger Betreuung eindrucksvolle Abheilungen. 

Abb.: 27a Looser’sche Umbauzonen + Abb.: 27b

Abb.: 27a Looser’sche Umbauzonen

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

27. a. Noch mehr von diesen interessanten Looser’sche Umbauzonen.  Für Patienten und Behandler wendet sich alles zu guter Letzt zum Guten.   Auch bei dieser 38 j. Frau    war die Behandelbarkeit  sehr gut.           - b: Eine Röntgenaufnahme des Oberschenkels in einer zweiten Ebene: sog. "Lauenstein". Hierbei macht auch das Becken eine leichte (ungewünschte) Drehung nach links. Beachten Sie die Veränderung in der Projektion des Foramen obturatum. (Das wird noch ein eigenes Thema: Projektionsstudien).Das Ausheilungsstadium wird nicht gezeigt; die Umbauzonen waren auch bei diesem Erkrankungsfall eindrucksvoll überbrückt (knöchern durchgebaut).

Abb.: 28 fünfter Pat mit Osteomalazie + Abb.: 29

Abb.: 28 fünfter Pat mit Osteomalazie

Abb.: 28 fünfter Pat mit Osteomalazie + Abb.: 29

Abb.: 29 durchgemachte Umbauzone

28. Eine 5. Patientin mit Looser’scher Umbauzone (im unteren Schambeinast, symphysennahe).

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Bei der Osteomalazie haben wir jetzt länger verweilt. Es waren Fälle dabei aus Zeiten von Ernährungsmängeln. Wiegen wir uns nicht in der Gewissheit, so etwas würde nie wieder auftreten. Selbst wenn wir das Glück haben, keine Epidemien zu erleben, werden wir in Problemzonen des Erdenballs mit solchen Problemen konfrontiert.

Wenn die Osteomalazie wirklich verschwinden sollte, helfen uns diese Kranken, sie schulen unser Verständnis von der komplexen Krankheitslehre. Erkennt man deren System, wir vieles einfacher und verständlicher.

 

29. Präparat einer durchgemachten Looser’schen Umbauzone

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Zu Lebzeiten wurde gerätselt, was es ist. Ohne Zusammenhang mit der Knochenerkrankung trat ein unerwarteter Tod durch Lungenembolie ein. Die Knochenstruktur ist regelmäßig und harmonisch. Ein nur noch angedeuteter "Frakturspalt" ist knöchern breitflächig überbrückt und kräftig sklerosiert.

Die feingewebliche Untersuchung bestätigte: kein Hinweis auf einen destruktiven Prozess, etwa eine Knochenmetastase oder einen Primärtumor, wie ein Osteosarkom. 

 

Abb.:30. a+b Eine andere Vorgeschichte: Auffahrunfall mit akuter Fraktur oberer Schambeinast.

 

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Wir sind enttäuscht. Die Bilder zu diesem Erkrankungsfall sind nicht so interessant wie die vorangegangenen Fälle.

Knochenbrüche sind häufig, und es ist ungewohnt, sie mit MR zu diagnostizieren. Wahrscheinlich war die Untersuchung auch unnötig. Die Vorgeschichte ist wichtiger als diese MR-Bilder.

Trotzdem ist es interessant, einen alltäglichen Fall mit einem dafür eher ungewöhnlichen Verfahren zu sehen.

Bei anderen Erkrankungsfällen (z.B. Hüftkopfnekrose, transiente Osteoporose) wollten wir die MR nicht missen.

MR bei unserem Patienten:

a: STIR;

b: T1; Fraktur bedeutet ja eine Zerreißung oder Quetschung verschiedener Gewebe: Knochenbälkchen, Knochenmark mit seinen Gefäßen. Die Fraktur hat das fettreiche = helle Mark verdrängt. 

Abb.: 30b akuter Fraktur MR + Abb.: 31

Abb.: 30b akuter Fraktur MR

Abb.: 30b akuter Fraktur MR + Abb.: 31

Abb.: 31 Entropathie und Alkohol, Umbauzone

31. Umbauzone bei Enteropathie und Alkoholmissbrauch.

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Noch mal zurück zu einem chronischen Trauma und zum Röntgen;man hätte alle Fälle mit Umbauzonen zusammen lassen können. Alle haben im Schema das gleiche Profil: Die drei untersten Kästchen gelten (= sind rot).

Ich wollte etwas mischen, um zu zeigen, alle "ossären Insuffizienzen" sind sehr ähnlich und doch anders.

53-jähirger Mann. Umbauzone diesmal im proximalen Oberschenkelknochen (Femur; proximal bedeutet "nahe dem Zentrum, im Gegensatz zu peripher). Sein Knochenstoffwechsel ist bei Alkoholmissbrauch und Enteropathie krankhaft verändert. Der Knochen reagiert mit einer Looser’schen Umbauzone auf eine alltägliche, aber für ihn zu große Belastung.

 

Abb.: 32.
Eine ganz andere
Vorgeschichte
mit einem Unfall
im Schwimmbad.

 

Akutes Trauma                      im Wachstum              gesunder Knochen

Chronisches Trauma            ausgewachsen            kranker Knochen

Ein gesunder Jugendlicher ist vom 10- Meter-Brett gesprungen und mit dem Oberschenkel auf der Wasseroberfläche aufgeschlagen: Die abrupte Streckung im Oberschenkel verursachte nicht nur brutalen Schreck und Schmerz, sondern auch eine Verletzung, einen Ausriss des kleinen Trochanter (Rollhügels) am Oberschenkelknochen. Eine übermäßige Gegenbewegung (Streckung) des Oberschenkels hat den knöchernen Ansatz einer großen Sehne ausgerissen. Der dazugehörige Muskel hebt den Oberschenkel, er beugt im Hüftgelenk.

(Diesen großen Muskel nennen wir bei den Schlachttieren "Lende".)

In solchen Fällen ist zu entscheiden, ob der knöcherne Ausriss chirurgisch fixiert wird, oder ob man konservativ bleibt. Der Körper hat die erstaunliche Fähigkeit, einen solchen ausgerissenen Muskel ruhig zu stellen, er verhütet oft eine starke Verlagerung und erlaubt eine Heilung unter mäßiger Deformierung.