3. Fall

Jetz kommt ein Fall der kein echter "Überlastungsschaden" ist! Aber interessant. In Artefakte II, Kapitel 5 wird etwas ähnliches Besprochen: Septische und aseptische Komplikationen nach Injektionen und Op.

STIR und "T1 Fettsättigung" sollen genauer verglichen werden. Wir machen einen Abstecher, weg vom chronischen zum akuten, durch eine Entzündung komplizierten Trauma.

Diese 70-jährige Bäuerin hattte eine Tibiakopffraktur durchgemacht. Eine Schanz'sche Schraube im distalen Femur war vereitert und wurde entfernt. Wochen später entstand ein Abszess in den Weichteilen und im Knochen. Es erfolgte die Ausräumung und Auffüllung mit einer Antibiotikakette. Nach weiteren sechs Wochen wurde diese Kette entfernt.

Weitere vier Monate später schmerzte der distale Oberschenkel wieder stark und war angeschwollen: Man sah zwar keine Rötung; aber es bestand eine Temperaturerhöhung (37,9 °C). Man veranlaßte eine MR Untersuchung.

Zwei Bilder dieses Erkrankungsfalls werden demonstriert: Links: STIR

und rechts: "T1 nach iv-Gadolineum-DTPA und Fettsättigung."

Die letztgenannte Sequenz könnte man etwas ausführlicher so beschreiben: Ein T1-Bild, aber mit Fettunterdrückung; als weitere Besonderheit ist es mit Kontrastmittel angereichert und somit sind alle durchbluteten Strukturen sehr hell hervorgehoben.

Alle drei Bilder sind in koronarer Schichtführung angefertigt. Es lassen sich ganz ähnliche Charakteristica wie in den Bildern der beiden ersten Fälle nachweisen.

In der STIR (linkes Bild oben) sieht man eine "sensible" Hervorhebung des starken Ödems in der Muskulatur; diese setzt sich durch einen Defekt in der Kompakta bis in den Markraum fort. Handelt es sich hier um Flüssigkeit oder um Entzündungsgewebe?

 

 

 

 
Links in der Mitte sieht man die T1-Sequenz ohne  Kontrastmittel. Der Defekt im Markraum ist dunkel. Flüssigkeit und Entzündungsgewebe sind auch hier innerhalb der jetzt dunklen Struktur nicht unterscheidbar.

 

 

 

 

 

 
Links unten findet sich wieder ein T1-Bild, aber nach Kontrastmittelgabe. Der Knochendefekt ist ebenso wie in der STIR deutlich dargestellt. Dieser Bereich wird jetzt jedoch durch eine teils dunkle, teils helle Struktur ausgefüllt. Was sowohl in STIR als auch in T1 mit KM hell erscheint, ist durchblutetes Gewebe. Innen liegt Flüssigkeit vor, sie erscheint zwar in der STIR hell, in der T1 mit und ohne Kontrastmittel jedoch dunkel. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um "Flüssigkeit." Nach dem klinischen Kontext liegt ein Eitersee, also ein Abszess vor.

Auf den ersten Blick erscheint dieses T1-Bild der STIR ähnlich: Auch hier ist die Muskulatur dunkel; das ursprünglich helle Fettsignal ist durch die Fettsättigung unterdrückt, also auch dunkel. Auch bei der STIR ist das Fett supprimiert - STIR und "T1 (fettgesättigt nach KM)" haben aber auch Unterschiede?

Flüssiges Abszessmaterial, also das flüssige (nicht durchblutete) Zentrum der Läsion ist in der T1 im Gegensatz zur STIR dunkel, denn:

Flüssigkeiten sind in der T1 dunkel.

Somit erlaubt diese letzte Abbildung eine aufschlußreiche Differenzierung von:

1.Abszessmembran (mit einer dicken Lage von entzündlich aktiviertem Gewebe)

2.Eiteransammlung.

In der STIR wurde zwar keine der beiden Komponenten (1 und 2) übersehen, aber sie waren nicht differenzierbar.

Dieser Fall demonstriert also den zusätzlichen Nutzen von Kontrastmittel ( KM ). KM ergibt eine Differenzierung der Information aus der STIR. Letztere ist sehr sensibel aber unspezifisch.

T1 mit KM: Abszess/Kern: dunkel; Abszess/Peripherie: hell gut differenzierbar

STIR: Abszess/Kern: hell; Abszess/Peripherie: hell, beide nicht differenzierbar.

Der nächste Erkrankungsfall führt zurück zum "Chronischen Trauma."