Ausgehend von Rota erfolgte die Rückfahrt (noch) schneller als die Hinfahrt. Wir versuchten nochmals die schönsten Orte aufzusuchen und haben bei diesem Vorhaben einiges auslassen müssen.
Das Konzept "möglichst meernahe" wurde aufgegeben und abgekürzt.
Über Malaga hinaus bis La Herradura benutzen wir jetzt auf der Rückfahrt die schöne Autobahn. Wir besuchen nochmals Salobreña. Das Wetter hatte sich geändert, auch die Tageszeit war eine andere, aber das Städtchen war unverändert eindrucksvoll.
Von dort über den 860 m hohen Pass "Seufzer des Moren" nach Granada. Über diese ungewöhnliche Stadt will ich jetzt nicht zu viel Worte verlieren, lieber ein paar Bilder zeigen.
Puerto del sospiro del moro ist nicht zu verwechseln Puerto de la Mora mit im Norden von Granada. Letzterer ist ein felsiger Durchgang im Naturpark der Sierra Huétor (situado en la sierra de Huétor). Ein mächtiger Stausee breitet sich vor Guardix südlich der Autobahn aus.
Von Granada bis Guardix sind es 46 km, Links vor uns der tiefe Einschnitt des Rio Fardes und des Rio Gor. Und wir durchqueren den Naturpark der Sierra de Baza. Die Häuser passen sich in Form und Farbe an die mächtigen großen Kalksteine an. Wir hangeln uns jetzt von Gebirge zu Gebirge. Rechts vor uns (ca. 70 km nach Guadix) thront die Sierra Lucar.
Durch diese Autobahn über Puerto Lumbreras haben wir im Vergleich zu unserer Hinfahrt zwar eine erhebliche Abkürzung genommen und Zeit gespart, aber viele schöne Orte ausgelassen. Wir kommen schließlich auf eine bekannte Autobahn, die E 15. Rechts kann man nach Almería abzweigen. Wir wenden uns nach Norden, nach Lorca (großes maurisches Kastell).
Nach weiteren ca. 80 Kilometern erreichen wir Murcia. Eine lebhafte schöne Stadt. Längere Suche nach dem Hotel, was wir telefonisch gebucht hatten, ohne eine verlässliche Wegebeschreibung zu besitzen. Die im Barock ausgestattete Kathedrale ist ein Anziehungspunkt für viele Hochzeitspaare. Wir ernähren uns von Tapas und bewundern auf einem der Plätze einen gewaltigen Gummibaum.
Weitere 74 km führt unser Weg auf der E 15 von Murcia nach Alicante. Jetzt haben wir genug von der Autobahn und bleiben weder auf der N 332 noch auf der Autobahn, die das ganze Cap de la Nao umrundet.
Wir machen es den alten Römern nach und nutzen die alte 340, die Rampla de la Torre. Schnurgerade geht es nach Norden. (Man könnte auch eine westlich parallel laufende Autobahn nach Alcoi benutzen). Wir fahren im Land, entlang der Basis eines Dreiecks dessen zwei Schenkel die Meeresküste bilden. Es geht auf einen Pass, Port de la Garrasqueta, 1024 m hoch.
Alcoi ist ein markantes Bergstädtchen mit zwei größeren Hängebrücken und einem Bahnhof, der nach meiner Kenntnis von Norden kommend hier endet.
Nach einem zweiten Pass, Port d’Albaida gelangen wir auf eine nagelneue Autobahn, die uns um València herumleitet und bei Sagunt wieder küstennah heranführt. Ausblick auf die ausgedehnte Burg. Dann kommt ein Tiefland, teilweise mit Sümpfen bis Castellon. Ein altbekanntes geografisches Phänomen stellt sich in der Höhe des Küstenstädtchens Alcosebre (schöne Campingplätze) wieder ein: wir können nicht küstenseitig die Sierra de Irta passieren, sondern müssen sie östlich passieren. Zwischen zwei Gebirgen führt uns der Weg durch eine Landschaft mit Oliven- und Obstplantagen. Nach ca. 20 km gibt es doch eine Möglichkeit zur Küste zu gelangen, wo wir noch einmal das Ebrodelta überqueren und zwar auf der großen Autobahnbrücke. Südlich von Cambrils nehmen wir die schöne, altbekannte Nationalstraße und entdecken noch Vieles, was wir auf der Hinfahrt gesucht hatten: Campingplätze, Hostals und Bungalows. Im großen Bogen vorbei an Tarragona (schade) und gut durch das Verkehrsgewühl von Barcelona.
Abendlicher Besuch in Gerona.
Zweite Besuche ergeben ganz neue Stimmungen und neue Entdeckungen. Meine Kurzbeschreibung auf der Hinfahrt ist ganz stimmig. An diesem Montagabend waren um 8h alle Bürgersteige hochgeklappt. Unser Quartier war gefällig. Appell an alle Studenten: Geht im Erasmus-Studium eine Semester nach Gerona. Es sind Plätze frei. Die Sprache ist zu bewältigen.
Die letzte spanische Stadt ist La Jonquera. Sich von Spanien (Pardon "von Katalonien") zu verabschieden fällt nicht leicht. Eindrucksvoller Aufstieg in die Pyrenäen.
Nach dem Abstieg liegt ein großer Étang zur Rechten und ein leicht kitschiges Denkmal mit einem großen "M" markiert den Midi Frankreichs. Neben der Autobahn prunkt das Chateau des Salces.
Wir zweigen bei sehr schönem Licht auf eine D 614 am Fuße der Pyrenäen nach Collioure ab. Unverändert sehr guter Eindruck. Die berühmte Küstenstraße von der spanischen Grenze nach Collioure hatten wir aus Sorge um das Gleichgewichtsorgan der Pilotin vermieden.
Wir schreiten weiter entlang der Küste über Saint Cyprien, Canet, Barcarés, Leucate, dann zwingen die Étangs uns etwas ins Land hinein. Es geht auf der Autobahn an Narbonne, Montpellier vorbei, auf dem großen Damm Richtung Aigues mortes. Nahe der Brücke über den kleinen Rhônearm zweigen wir in die echte Camarque ab und kaufen, wie von gehörigen Touristen erwartet, die Produkte des Landes. Wie auf Bestellung begrüßen uns mächtige Flamingo- und Rinderherden, es wird Reis geerntet.
In Arles nehmen wir gleich das erste Hotel am Boulevard, finden nach kurzem Suchen in dem an diesem Tag "hochgeklappten" Städtchen ein Lokal, bewundern wieder mal die französische Kochkunst und freuen uns im finsteren Kirchenschiff von Saint Trophine, dass der Wiedererkennungseffekt hoch ist. Am nächsten Morgen ist das Leben erwacht: An der römischen Stadtmauer zieht sich ein riesenlanger orientalischer Kurzwarenmarkt entlang. In der Stadt wird im Diözesan-Museum eine beachtliche Mosaikausstellung geboten.
Weiter geht es am großen Rhônearm nach Tarascon
(hier läuft der Rhône auseinander). Es ist eine römische Gründung. Bekannt auch durch die Legende von einem Drachen, der hier die Touristen zu verschlingen pflegte. Aber eine wunderbare Heilige hat ihn im wahrsten Sinne ans Halsband gelegt und damit Generationen von Provence-Liebhabern den Weg frei gemacht. Vorbei geht es an dem wuchtigen Schloss. Auf der anderen Rhône-Seite ist in Beaucaire ebenfalls ein historisches Städtchen mit beachtenswertem Schloss.
Da wir achtlos an so vielen Wundern der Kultur vorbeigefahren sind, wollen wir wenigsten dem Pont du Gard unsere Referenz erweisen. Der Eingansbereich ist seit einem 15 Jahre zurückliegenden Besuch aufwendig ausgebaut. Die Parkgebühr finanziert die Pflege des Touristikbereiches. Die Autobrücke parallel zum alten Pont ist stillgelegt, sodass man vom Westufer jetzt nicht mehr rüberkommt. Im Westen ist sozusagen Sackgasse.
Weiter geht es am Ostufer des Gard zu einem Ort, der mich mehrfach sehr inspiriert hat, nach Uzes. Es ist unverändert eindrucksvoll, gepflegt, Herzogspalast, die filigrane spätromanische Tour fenestrée. Wir finden das altbekannte Café in der Nähe des Gemüsemarktes und fahren auf Waldwegen weiter nach Bagnols und Goudarques. Schöne Motive für kleine Malereien. Abendessen mit J., Dorfrundgang, Weineinkauf, Auffrischen alter und neuerer Erinnerungen.
Klassische Autobahnauffahrt in Pont St. Esprit und Heimfahrt auf der alten Rhônetal-Autobahn über Montélimar, Valence, Vienne und dieselbe Lyon-Umfahrung wie auf der Hinfahrt.
Nahe Bourg en Bresse ein kleines Mittagessen mitten auf dem Land. Landstraße Richtung Lons, aber vorher Abfahrt von der N83 in Beaufort auf die Route des Vins. Wir steigen auf einen Gipfel in Saint Laurent- La Roche mit weitem Ausblick hinunter ins Tal nach Westen und Norden. Das nächste Dorf ist Crusse. Weiter durch Quingey, es hat ein herrschaftliches Schloss. Von Lons gehen wir nicht weiter auf der N83 nach Besancon, sondern im Vorjuraland nach Pontalier. Dabei kommen wir stark in das Hügelland hinein. Zeit und Gelegenheit für eine nicht alltägliche Beschäftigung: das Misteln-Schneiden. Wir zweigen etwas mehr zum Tal des Doubs hin ab und finden ein schönes Quartier in Merebel in einer umgebauten Scheune. Der obere Teil des Scheunentors wurde in ein Fenster verwandelt. Die uralten Balken sind erhalten. Die Wirtin ist eine sehr produktive Künstlerin, sodass sämtliche noch vorhandenen Scheunen mit interessanten Bildern auffüllt sind.Aufstieg zu der zerstörten Burg, vorbei an der alten Kirche mit Steindeckung.
Am nächsten Tag auf Empfehlung unserer Wirtsleute Besuch von Baume les Messieurs, einem romantischen Zisterzienserkloster, versteckt in einem tiefen Tal. Die Werbung sagt zu Recht: "Ein schönes Dorf profitierend von einer außergewöhnlichen Umwelt". Dabei muss man besonders an die eindrucksvollen Aussichtspunkte denken.
Am Ende des Tals gelangt man zu einem Wasserfall. Alles ist nicht grenzenlos gepflegt und auch nicht übermäßig touristisch vermarktet.
Die D70 fährt vorbei an Arboi, es hat einen festungsartigen Turm. Louis Pasteur ist hier geboren. In folgenden Jahren waren wir nochmal einige Tage im Jura und haben Arboi wieder besucht, auch die Doubs-Quellen, Saline royal etc.
In Quingey vor Besancon haben wir delikaten Fisch gegessen und dann ging es weiter am Doubs entlang auf der klassischen burgundischen Route bis zum Wiedersehen mit E. in Freiburg. Von dort machten wir einen Abstecher und erlebten in Basel ein schönes Geburtstagsfest. Das war auch eine Gelegenheit, in die Retrospektive einzutauchen und die Ereignisse der vergangenen Jahre zu überdenken.
Auch Spanien ist sehr schön. Die Menschen sind interessant und liebenswürdig. Man hat uns immer auf den richtigen Weg geschickt. Es gab kein ernstzunehmendes Problem.
Es war mit 6600 km - Würzburg- Tarifa- Würzburg - eine lange Fahrstrecke. (Durchschnittsgeschwindigkeit 62 km/h, Verbrauch 5.4 l/100km, Kombination Flugzeug und ein deutlich kleiner Mietwagen, wäre günstiger ausgefallen).
Mit knapp 5 Wochen war es eine lange Reisezeit. Im Berufsleben wäre das nicht denkbar gewesen. Aber trotzdem war es viel zu kurz um genauer und liebevoller ins Detail zu gehen.Wir hatten den eigenen Wagen ohne Hinterbank mit einem für einen PKW üppigen Platzangebot. Was Übernachtung betrifft, waren wir flexibel vorbereitet: Auch zur Übernachtungen auf dem Campingplatz waren wir ausgerüstet.
Ein paar kleine Ratschläge kann ich geben? (Manches ist selbstverständlich).
Man muss sich sprachlich so fitt machen, dass man einen Dialog führen kann. Small talk ist zu wenig.
An Karten darf nicht gespart werden;
1: 400 000 ist zu wenig!! Also 1 : 150 000 oder ähnliches!!
Man muß Stadtpläne haben; sich vorher ausdrucken! Oder eines von den modernen Smartfons. Nicht erst in eine Stadt reinfahren und dann wundern.
Man muß im Internet fit sein.
Man muss die Möglichkeit haben zu telefonieren.
Die Reise erfolgte vor den wirtschaftlichen Turbulenzen in Europa. Konnte man das vorausahnen? Es war auffällig, dass in einigen Regionen der Küste eine überschießende Bautätigkeit erfolgte. Man konnte sich fragen, wer kann und will das alles bezahlen. Das damals noch wenig gebrauchte Wort "Blase" drängte sich auf. Der wirtschaftliche Hintergrund dieser Überproduktion ist für den einzelnen harmlosen Touristen ganz im Dunkel.
Es gibt viele und gute Campingplätze, Viele vermieten nette Bungalows; der Preis ist viel günstiger als die der meisten Hotels. Manche vermieten auch Caravans.
"Campingplatz" bedeutet einen hohen Kommunikationsfaktor; manchmal wird er lästig.
Neben dem Markt für Hotels gibt es die Hostals mit weniger Reklame und weniger Internet-Präsenz; dann gibt es auch Aubergen, Habitationen.
Hostals sind deutlich billiger, ohne eine Vielzahl von Handtüchern oder Seifen, allerdings manchmal mit Fenster auf den Lichtschacht. Luxus ist ganz nett, aber man muss dran denken, dass man jedes Detail bezahlt.
Leider gibt es nicht so einen schönen B&B Markt (wie er vor Jahren in England bestand, jetzt sich aber auch dort verändert hat).
Der fehlende B&B Markt in Spanien ist vielleicht ein Residuum der Diktatur. Es war gesundheitsschädlich, fremde Leute ins Haus zu lassen. Gar Dauergäste konnten Spione sein. Genauso hat man vermieden: Hausnummern, Klingelschilder; ja häufig ist auch ein Straßenschild abhanden gekommen.
Hotelpreise sind ein eigenes Kapitel. Ich schätze, es ist nicht ausschließlich eine spanische Besonderheit, aber sie sind durch die wirtschaftliche Situation akzentuiert. Die überschießende Produktion von Betten hat zu millionenfachen Leerständen außerhalb der Saison geführt. An der Hoteltüre 100€; für eine private, Internet-vermittelte Unterkunft ca. 30€. Wahrscheinlich ist der Tisch der Hotelrezeption der ungünstigste Ort. Klar, dass die Betreiber von dem seltenen "Gast außer der Saison" gerne den vollen (wahrscheinlich sogar staatlich festgesetzten) Preis kassieren. Der Einzelreisende ist in dieser Beziehung arm dran, jedenfalls: Großer Abstand zwischen den Vertragspartnern ist für den Käufer günstig, kleiner Abstand ist günstig für den Verkäufer. Diese leichten Klagen konnte ich knapp 5 Jahre später an der spanischen Nordküste überhaupt nicht vorbringen. Dort fehlt diese "Blase", das tut allen, den Gastgebern und den Reisenden gut.
Im Internet ist das Hotel billiger. Eine Internet-Firma verkauft das Hotel nochmals billiger als die Internet- Seite des Hotels.
Es gibt Firmen die sich auf diese saisonale Überkapazitäten spezialisieren: Bancotel, Talonotel, Wekkend Planner etc. Die beiden ersteren bieten Hotels zum Pauschalpreis.Ein Talon = eine Übernachtung. Tatsache ist, Spanier machen von den Preiswert-Anbietern regen Gebrauch.
Es ist interessant, dass wir sprachunfähigen Ausländer nicht in der Lage waren in 8 verschiedenen Argencias solche Talones einzukaufen. Entweder, es gab Talones, aber nicht die Verzeichnisse der Hotels, mit denen sie zusammenarbeiten: also wertlos. Oder es gab keine Talones (ziemlich lächerlich). Man kann nur vorsichtig vermuten: Ein Bündel Talones zu verkaufen ist für die Argecias viel weniger einträglich als eine (einziges) direkt verkauftes, also teueres Hotel. - Nimmt der Kunde auch ein doppelt so teueres Hotelzimmer oder geht er auf den Campingplatz? Die Agencias sind offenbar – vielleicht aufgrund von Marktforschung – von ersterem überzeugt.
Genug Propaganda für die Interessengemeinschaft der Hotelkunden. Wir haben das Problem erkannt (aber nicht ganz verstanden). Es ist ein Problem des Mittelmeers mit seinen Überkapazitäten. Wir sind unverändert begeistert von der gesamten iberischen Halbinsel. Beim nächsten Mal lieber nach Nord-Spanien.
Literatur in sehr kleiner Auswahl:
Wikipedia entwickelt sich zu einem sehr guten Lexikon auch für die Information zu Städten und Gemeinden. Immer etwas zu Geographie, Geschichte, Politik, Fremdenverkehr, Wirtschaft.
Hermann Schreiber: Auf den Spuren der Goten. Paul List Verlag 1977
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