Abb. 2:
San Pedre
de Rodes

Die gesamte Halbinsel ist ein Highlight, und der schönste Ort ist Cadaqués. Der Weg dorthin geht quer durchs Gebirge. Es gibt keine Chance, mit dem Auto an der Küste entlang zu kommen. Trotz oder gerade wegen der abgeschnittenen Lage und der kargen wilden Küstenlandschaft ist das bildhübsche Städtchen bei zahlreichen Künstlern sehr beliebt.  

Ich will hier einen Einschub machen: In unserem Bericht sind die Westgotischen/präromanischen Baudenkmähler etwas zu kurz gekommen. Sicher liegen die wichtigsten abseits von unserer Route. Daher zähle ich mal auf, was wir uns (unter vielem anderen) auf einer nächsten Reise vornehmen):

 

Abb. 3: Haus von
Salvatore Dali
im Nachbarort
von Portlligat











Abb. 4: San Marti bei Empuries (Ampurias)

Abb. 4: Eingang San Marti bei Empuries (Ampurias)

Abb. 4: San Marti bei Empuries (Ampurias)

Abb. 5: Alte Kirche von San Marti bei Empuries (Ampurias)

Diese griechischen Kolonien waren nicht ganz uneigennützig. Sie haben in den Gegenden ihrer Ansiedlungen durch ihre Kultur fasziniert und sehr erfolgreich ihr Kunsthandwerk verkauft. Die umliegenden barbarischen Völker waren sich im Klaren, dass es unsinnig war, diese Kolonien mal eben schnell auszuplündern, weil dann der Strom an wertvollen Handelswaren versiegt wäre. 

L’Escala wirkt ansprechend und heimelig, auch weil alles wiederzuerkennen ist. Nur die gotische Kirche habe ich vergessen. Sie ist so perfekt, dass ich mir nicht sicher bin, ob sie wirklich alt ist. Vergessen hatte ich auch, dass es in Empuries so schöne und hohe Dünen gibt. Jetzt habe ich Gelegenheit, mit dem Fahrrad mehrfach nach L’Escala hinüberzufahren. Ich muss lernen, dass man mit großen Mengen an Knoblauch-Mayonnaise ebenso vorsichtig sein muss wie mit großen Mengen Panade von Meerestieren.

Abb. 6: Blick von
La Escala nach
Süden: Mont Gri

Südlich von L’Escala kommt man nicht an der Küste weiter. Hier liegt die menschenleere Hochebene La Montanya Gran. Ich habe einen Bekannten B., der dort schon gewandert ist, mir aber keine Information rüberbringen konnte. Mein Weg führt zwangsläufig um diese Ebenen herum, über Bellcaire ins Landesinnere. Ich notiere spontan, dass es so schön liegt, wie sein Name sagt. Dann komme ich nach Ulla. Das klingt iberisch und von dort ist es auch nicht weit bis zu einer alten iberischen Ruinenstadt, Ciutat ibèrica d'Ullastret. Es ist nicht weit bis zum Schloss Pubol, worauf wir noch kommen. 

Abb. 7: Beim Aufstieg
auf den Mont Gri

Der Weg ist hochinteressant, lieblich bis heroisch. Schließlich taucht majestätisch unter der jetzt hervorkommenden Sonne eine mächtige Burg auf. Diese Burg wurde gebaut, weil einer der benachbarten Grafen auf den anderen Grafen Eindruck machen wollte. Das völlig überdimensionierte Bauwerk ist stark beeinflusst von den Kreuzzügen. Es erinnert an Castel del Monte, besitzt aber lange nicht diese extreme Perfektion. Es ist nie fertig geworden, hat niemanden ernstlich bedroht, und ist deshalb so gut erhalten. – Im letzten Beitrag habe ich mir Gedanken gemacht, unter welchen Bedingungen alte Bauwerke gut erhalten sind.

Abb. 8: Mont Gri
in der Burg

Jetzt überqueren wir bei der ersten Möglichkeit ab der Mündung den mächtig angeschwollenen Ter. Von der spanischen Wasserarmut bin ich nicht so überzeugt. Jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt, nach Ostern. Es wird wahrscheinlich so sein wie in Griechenland: Das Wasser ist schlecht verteilt. Weiter geht es durch die Ebene dieses Flusses, die nach Süden von einem Hügelland zwischen Gerona und Begur begrenzt wird. Gavarres wird es meistens genannt und als menschenleeres Naturschutzgebiet beschrieben. Zuerst komme ich in das mittelalterliche Pals. Ich merke nach fortgeschrittener Fahrt gewisse Tendenzen zur Verwechslung. Hier in Pals gibt es große Campingplätze, die wahrscheinlich vom Strand-Tourismus zu beiden Seiten der El-Ter-Mündung leben. Jedenfalls empfängt mich bei jedem Dorf ein Fahnenmeer und eine überdimensionierte Kirche, so wie man es so oft in Kastilien findet. Das erwähnte Hügelland hat sehr schönen Wald. In den Hügeln werden auch die Steine gebrochen, die man zum Bau in der nördlich gelegenen Ebene braucht. Daher beeinträchtigt ein scheußlich staubiger Steinbruch kurz vor Begur den Blick und den schönen Eindruck. 

Abb. 9: Gerona = Girona,
Stadtfassade am Ufer
des Ter mit Autorin

Die Geschichte der Stadt ist äußerst wechselhaft und dramatisch. Gerona war schon westgotisch, später maurisch. Karl der Große ist nicht nur auf der Mainbrücke in Würzburg verewigt, er hat auch Gerona "wiedergewonnen". Karl der Große wird hier sehr verehrt und die Franken haben eine große Rolle gespielt, als Befreier von den Mauren. Das war im Jahr 785. Wo war Karl der Große nicht? Napoleon belagerte die Stadt endlos lange bis zur tragischen Eroberung 1809. 1939 folgte die erneute Eroberung und Verwüstung durch Francos Truppen. Eingeschachtelt in die große Geschichte vollzog sich die der ansehnlichen jüdischen Gemeinde Gironas. 1492 war alles vorbei, als die katholischen Könige sämtliche Juden aus Spanien vertrieben. Das ehemals lebhafte und große Ghetto (Call) ist heute eine touristische Attraktion. 

Abb. 10: Gerona Kathedrale und Freitreppe bei Nacht

Abb. 11: Gerona Kathedrale, die auf den ersten Blick versteckten romanischen Ursprünge

Abb. 12: Gerona, Girona,
Inneres der Kathedrale
mit ihren beeindruckenden
Dimensionen

Bei den Sehenswürdigkeiten steht ganz vorne die Kathedrale Santa Maria. Der Kern der Kirche ist alt, obwohl die Fassade barock überformt und der großzügige Treppenaufgang noch neueren Datums ist. Es gab in der Hochgotik eine gewagte Umplanung, die dazu führte, dass wir heute eine gewaltige Halle mit einer Breite von 23 Metern bei einer Höhe von 34 Metern vorfinden.

Abb. 13: Gerona
Kreuzgang,
die Verdammten
müssen mal wieder
leiden

Es hätte sich angeboten, bei der Planung des weiteren Weges Begur jetzt abzuschneiden. Das wäre schade gewesen, auch wegen der Region unmittelbar südlich der Stadt, der Landschaft Cap de Begur.