7. Südlich von Capo de Nau, Costa blanca, Cabo de Palos
Altea mit 12000 Einwohnern liegt schon nahe Benidorm. Auf schmalen Treppen geht es aufwärts zwischen Reihen von winzigen weißen Häusern mit schmiedeeisernen Balkonen. Keine Hochhäuser. Altea ist nett. Hätte Sterne verdienet, es nimmt der folgenden Stadt den Schrecken. Viele stören sich überhaupt nicht an den faustgroßen Kiesel am Strand.
Benidorm hat ein negatives Image als größte Touristenstadt auf dem spanischen Festland. 100 Apartment- und Hoteltürme geben 60 000 Feriengästen Platz. Spanier und Engländer sind die wichtigsten Besuchergruppen. Ein Grand Hotel Bali hat sogar 52 Stockwerke.
Der alte Spruch "Es ruht der Speis, die Maurer streiken." ist in Benidorm unbekannt.
Trotzdem gibt es eine nette Altstadt auf der felsigen Landzunge. Auch der Sonnenschein hat mitgeholfen alles in ein milderes Licht zu tauchen. Wir haben es noch schlimmer erwartet.
Sehr kurz verweilen wir in der großen Stadt Alicante.In dieser Großstadt soll es eine berühmte Uferpromenade, sehenswerte Kirchen und zahlreiche Museen geben. Ein merkwürdiges Nebeneinander von Geschäftswelt und Badebetrieb.
Die Burg liegt immerhin 166 Meter hoch und macht dadurch einen gewaltigen Eindruck. Sie kann vom Strand aus mit dem Fahrstuhl erreicht werden, wenn man den Eingang durch hartnäckiges Nachfragen findet; Über diese sehenswerte Festung haben mir einige nette Anwohner wichtige Stichpunkte mitgeteilt. Sie ist benannt nach der hl. Barbara, diente schon Griechen, Römern und Mauren. Letzte haben 8hundert... bereits viel gebaut. Ca. 1248 wurde sie durch kastilische Truppen erobert, und diese schon eine Generation später von aragonesischen Truppen rausgeworfen. Man sieht, vor der Heirat der katholischen Könige waren sich diese Mächte auch nicht so grün. Die Burg ist eine der größten, was die Ausdehnung betrifft. In der Größe erinnert sie mich an Burghausen und an Carcassonne. Aus eigener Anschauung kann ich mich überzeugen: In neuerer Zeit wurde sie von einer Großfamilie von schwarzen Katzen erobert.
Hinter Alicante etwas im Land liegt die Stadt Elche. Sie ist von ausgedehnten Palmenwäldern umgeben. Wir sind durchgefahren, ich habe mit leichter Wehmut an die Eiche, die Kiefer, ja an den alten, schwäbischen Hochstamm-Apfelbaum gedacht.Wir bitten Stadt und Bewohner um Entschuldigung für unser mangelndes Interesse.
Über Sta. Pola rollen wir nach Guardamar del Segura an der Mündung des Seguraflusses. Es wird vorwiegend von Spaniern besucht, hat wenige Hotels und ist für einen ruhigen erholsamen Urlaub geeignet. Wir haben eine Mischung aus Hochhäusern und kleineren Bauten vorgefunden, dazu den besten Grenzfallladen der Reise: Auf 50 x 50m sind die 50 000 schlimmsten Kitschfälle der Menschheit angehäuft. Dieser Laden müsste von der Unesco geschützt werden.
Der Strand gilt als sehr kindergeeignet und die Wanderdünen werden durch Pinien, Palmen und Eukalyptusbäume gezähmt. Ein Spaziergang durch diese Waldstriche soll die Bronchien beruhigen.
Die Spezialität des Ortes, Garnelen, werden nicht aus dem Meer geangelt, sondern in Weihern gezüchtet.
Folgt man dem Segurafluss aufwärts, kommt man nach Murcia. Kann man sich gut merken, denn dort gibt es eindrucksvolle Brücken über den Fluss. Noch weiter flussaufwärts kommt die fruchtbare Huerta, ein Gartenland mit einem altertümlichen Wasserschutzsystem mit riesigen Schaufelrädern. So jedenfalls stelle ich es mir vor, konnte es bishernoch nicht besuchen.
Nach Guardamar kommt erst eine offenbar geschützte malerische Dünenlandschaft und schöne Kiefernwälder. Rechts von uns mehr im Land mehrere "Étangs" (würden die Franzosen sagen) - Salzindustrie.
Manchmal ist das Wasser in den Etangs durch die hohe Salzkonzentration sogar rötlich.
13 km südlich von Guardamar liegt Torrevieja. Es gibt hier ein Havanera Festival.
Die Bungalowsiedlungen sind bei Deutschen beliebt. Wieder ein klassischer "Küstenstraßen-Fehler" (man hätte aus Peniscola gelernt haben können): Wir wollen die 4 Dörfer vor Torrevieja auf der "landschaftlich schönen" Küstenstraße fahren. Jedoch war alles zwangsweise verkehrberuhigt - kein Durchkommen! Nicht einfach, da wir vorab ein schwer auffindbares Hotel gebucht hatten.
Man merkt an meiner Ungeduld, ich war nicht so gut "drauf" trotz eines schönen Spaziergangs auf der langen Mole zu später Stunde. Ich hatte etwas "spastisches" in den Bronchien, Atemnot nur bei Belastung, sogenanntes Giemen auf der Lunge und - man darf es ruhig erzählen - viel Auswurf. Obwohl ich eigentlich Vorkenntnisse haben sollte, habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeblickt. Erst spät in diesem Jahr habe ich gute Hilfe gefunden. Wer mich mal interviewen will, soll es tun.
Wir nähern uns dem Ende der Costa blanca am Cabo de Palos.Dieser letzt Abschnitt war bis vor wenigen Jahren noch weniger bekannt: die schöne 25 km lange Sandbank, die das Mar Menor vom offenen Meer abtrennt, ist nicht durchgängig fürs Auto.
Die Hochhaus-an-Hochhaus-Bebauung ist wahrscheinlich wechselseitig beeinflusst vom Flughafen in Javier (Aeropuerto de San Javier). Die Autobahn nimmt den Großteil des Verkehrs auf und spart das Cabo de Palos aus. Wir wollen trotzdem dorthin. Ein ausgebauter Abzweiger von ca. 25 km Länge erfüllt uns diesen Wunsch (Richtung: Manga); er verläuft auf der Nordseite (Landseite) eines Vorgebirges zwischen Cap und Cartagena.
Das eindrucksvolle Gebirge, das die Straße vom Meer trennt, wirkt schon beim ersten Anblick sehr wüst und karg. Dieser Eindruck setzt sich im weiteren Verlauf fort– dazu beherrschte Gewitterstimmung.
Auch das Cap ist öde und felsig, einige einsame Militär- und Radiostationen, Regen, raue See. Du glaubst bei schlechtem Wetter nördlich des Ärmelkanals ausgesetzt zu sein.
Die schnelle Straße bringt uns nach Cartagena, die Distanz zum Meer wird weiterhin durch das wuchtige Gebirge gewahrt. C. ist eine Großstadt an einem Naturhafen. Wie der Name sagt: karthagisch gegründet. Dann römisch (der Torre Ciega ist eine römische Grabstätte), westgotisch, später maurisch, noch später spanisch weitergeführt, heute Marinebasis. Das Castilio de la Concepcion sollte die Bucht von Cartagena gegen Piratenüberfälle sichern, die offenbar noch im 16. bis 18. Jahrhundert drohten. 70 Meter hoch, liefert der Hügel einen schönen Überblick über Stadt und Bucht. Da Cartagena im Bürgerkrieg als Kriegshafen (der republikanischen Seite) Einsatz fand, wurde es stark angegriffen und zerstört.
Es streitet mit anderen Orten um die Ehre den ersten U-Boot-Bauer hervorgebracht zu haben. In diesem Fall spricht vieles für Isaac Perral aus Cartagena. Er wurde 1851 hier geboren, starb 1895 in Berlin. Seine schnittige, gut 20 m lange Konstruktion ist unter freiem Himmel ausgestellt. Ich habe einige Augenblicke an diesem Denkmal verharrt und der Illusion nachgehängt: Zwei Berufskollegen treffen sich in Cartagena. Dann hatte mich die Realität zurückgeholt.
Prächtige Jugendstilfassaden in der Calle Mayor. Das Lokal Mare Nostrum bietet einen eindrucksvollen Blick über den Yachthafen.
Wir haben uns überschätzt, sind ohne Stadtplan losgezogen, haben in den regennassen, ausgestorbenen Straßen zu wenig Informationen eingeholt. Zu wenig Kommunikation ist reines Gift und kann jede Reise zum Misserfolg machen. So war unser Besuch auf "kurz" und unser Eindruck auf "mäßig" programmiert. Immerhin haben wir den "Corte Ingles" aufgesucht, unser Studium der Hotelpreise vertieft und telefonisch eine Hotelreservierung mit ausschließlich mit den Worten "vale, vale" gemeistert.
Wir haben das Capo de Palos schon weit hinter uns gelassen und damit ist die Costa Blanca zu Ende.Ich würde die folgende Küste bereits der "Costa de Almeria" zurechnen. Vielleicht findet sich ein netter Spanienfreund und Leser, der das korrigiert. Von Cartagena bis Almeria fehlen große Städte. Auch ist die Vegetation äußerst karg. Wenn man aber bewässert, wächst alles was man auf den Boden fallen lässt. Plastikzelte ermöglichen es, Gemüse und Obst früher zu liefern als fast alle anderen Europäer. Anscheinend sind Tomaten das wichtigste Produkt. Wir kennen die südspanischen Angebote bei uns zu Hause.
Diese Costa Almeria ist folglich mit riesigen Zelten zugepflastert. In den Zelt-Gewächshäusern sollen oft illegale Afrikaner schuften. Sehen tut man sie nicht.