Mit meinem Klapprad bin ich sehr beweglich, auch wenn es etwas aufwärts geht, z.B. zur Barockkirche St. Michael und weiter zum Friedhof. Von dort bietet sich bei Sonnenschein ein unwirklich schöner Ausblick auf Stadt und Meer. Weit in der Ferne sammeln sich einige Wolken über dem Meer; das könnte über Korsika sein. - Den Hochzeitssaal im Rathaus, den Cocteau ausgemalt hat, habe ich nicht gesehen.
Dieses Städtchen lebte im Spannungsfeld zwischen Genua und Monaco. Die Grimaldis (Monaco) haben es irgendwann den Genouesern abgekauft; sie kauften schon immer gerne ein.
Drei Sterne für Menton! Frankreich beginnt (so wie Italien II) mit einem Highlight.
Die Küstenstraße (jedenfalls bis über Nizza hinaus zum Cap d´Antibes) ist berühmt: Mehrere Küstenstraßen, Corniches genannt, laufen parallel. Ich nehme an, alle haben ihre landschaftlichen Reize durch die unterschiedliche Höhe zum Niveau des Meeres. Es gibt auch eine Autobahn, die 5 –10 km vom Meer entfernt auf der Höhe verläuft. Erst ab Fréjus distanziert sie sich stärker von der Küste und zweigt westlich von Aix in einen Arm nach Aix und einen nach Avignon auf. Aber unser Thema ist die küstennahe Straße.
Ich fahre auf der "mittleren" Corniche über Monte Carlo und Monaco, städtebauliche Monster; man sucht tunlichst sein Heil im Vorbeifahren. Aber auf der Umgehung rollen viele Lastwagen und ich werde etwas unsanft in die Zange genommen.
Abb. 4: Eze; gut erhalten auf der Höhe wie ein Adlerhorst
Abb. 5: In Eze botanische Gärten und Meerblick
Die nächste Station ist Eze. - Da ich von Moni die vier schönen mittelalterlichen Städtchen in der Nachbarschaft von Cagnes kenne, stellt dies eine sehr wertvolle Ergänzung dar. Eze ist als mittelalterliches Dorf guterhalten; Es wurde von seiner Lage mit einem Adlerhorst verglichen. 1911 erfolgte durch eine gewaltige Brücke der Anschluß an die Bahnlinie; Jetzt gibt es im Städtchen einige Künstler; sie haben es regelrecht zum Künstlerdorf gemacht, nicht ganz so ausgeprägt wie St. Paul, aber immerhin so bekannt, dass sich Touristen drängen.
Diese ganze Küstengegend eignet sich für botanische Gärten und hier gibt es einen wunderschönen und teuren Park, mit einer witzigen Kakteensammlung.
Eze wurde trotz der Lage "hoch über dem Meer" bereits um 700 von den Mauren erobert. Später noch mal von Sarazenen, die mit Barbarossa verbündet waren. – In jüngster Zeit kaufte eine schwedischer Prinz das etwas verfallene Dörfchen. Dieser hatte "französisches Blut", denn sein Urgroßvater Bernadotte war einer der verdienten Marschälle Napoleons und wurde auf den schwedischen Königsthron "befördert". In jüngerer Zeit war der Herr Papa auf diesem Prinzen nicht gut zu sprechen: Er sollte sich lieber in seinem Stammland aufhalten. Nachdem ihm auch noch die Frau weggelaufen war, musste er das wunderbare Anwesen verkaufen.
"Meine" Straße ist weiterhin die mittlere Panoramastraße (Moyenne Corniche). Ich halte ich mich nicht lange mit dem Besuch von Beaulieu und Ville-Franche auf. Letzteres liegt sehr privilegiert in der Nachbarschaft einer Halbinsel, Cap Ferrat (vergleichbar mit Antibes auf der anderen Seite von Nice),. Es gibt dort eine berühmte Rundstraße welche das Anwesen St. Jean Cap Ferrat einschließt. Dort wohnen berühmte Leute, wie dem König Leopold von Belgien, Dichter, Mode-Fürsten, Film-Größen etc).
Nach diesem Cap kommt noch ein leicht ins Meer vorspringender Berg, der Mont Borron, der östliche Hausberg von Nizza = Nice. Von dort kann man einen eindrucksvollen Blick auf diese mächtige Stadt genießen, in der Ferne liegt der Flughafen. Die Durchfahrt durch Nizza gestaltet sich aber wegen vieler Baustellen und schwieriger Einbahnstraßen problematisch. Ich bin selber schuld. Bei den vollgestopften Straßen können mich auch die Palmen, Blumen und die eleganten Balkons nicht für Nizza gewinnen. Leider setzt sich dieser Stop-and-Go-Verkehr für die nächsten 10 Kilometer bis Cagnes sur Mer fort ("sur" sagt eigentlich, dass es oberhalb liegt; also nicht direkt am Meer, so heißt jedenfalls der gesamte Ort, die beiden später genannten sind Vororte, allerdings mit ganz unterschiedlichem Charakter).
Ein Hotel ist für den Ortsunkundigen nicht so leicht zu finden: Also gehe ich erst zur Touristen-Information, dann eine Telefonkarte kaufen, dann auf die Suche nach der Telefonzelle. - "alles besetzt". - Ihr seht: die Rentner sind auch noch ungeduldig. Ich weiß nicht, warum ich mich nicht mit einem Campingplatz angefreundet habe. Zwei Stunden sinnlose Suche. Schließlich finde ich ein Unterkunft in dem Stadtteil am Meer und da gibt es die standardisierten, unattraktiven Kästen, aber man kann dort parken und "poven".
Cagnes sur Mer könnte noch viel für seine Gäste tun. Seine Attraktivität liegt in den 3 benachbarten, mittelalterlichen Städtchen. Moni hat mir diese Kostbarkeiten vor 6 Jahren gezeigt. Ich "rekapituliere" sie der Reihe nach.
- Zuerst in unmittelbarem Kontakt auf einem markanten Hügel: Haut de Cagnes. Es ist hauptsächlich aus runden Wackersteinen gemauert. Das Städtchen passt sich schön dem Felsen an. Jedes Detail gestaltet sich anders. Die Architektur muss vielen Zwängen gehorchen, und zum Ausgleich des felsigen Untergrundes ist viel Fantasie gefordert.
Ich frische die Erinnerungen auf: Aussichtsterrasse, der Innenhof der Burg und die Kirche mit dem schmiedeeisernen Häubchen, was sehr typisch ist für die Küste.
- Auf dem Weg nach Vence sieht man bereits die schöne Silhouette von St. Paul de Vence (davon später). Vence leidet unter der Verkehrsdichte. Es gibt keine Highlights, aber ein sehr geschlossenes, ästhetisches Stadtbild bzw. Dorfbild. Ohne mein Fahrrad wäre ich den längeren Strecken nicht gewachsen. Die belebte Hauptstraße ist die südliche Begrenzung dieses antiken Städtchens.
In zwei Renovierungsschüben 1860 (da kam es zu Frankreich) und 1910 wurde versucht, die alte Substanz wieder freizulegen.
Enttäuscht bin ich, weil unser altes Quartier nicht mehr zu finden ist.