Abb. 47: Carcassonne, die Cité
(gesehen von der Autobahn) eine
der mächtigsten Burgen überhaupt
Um Béziers (solltre man eigentlich anschauen) wird der Canal du Midi überquert. Es geht vorbei an der Abzweigung Narbonne, an der Abzweigung zur Abtei von Fontfroide. Auch Narbonne ist ein Schmuckstück. Siehe die Fotos vom Canal und vom herzoglichen Palast.
Ich entschließe mich, weg vom Meer nach Carcasonne zu fahren. Ich kenne es gut und bin dort fast zuhause. Und schon habe ich die Autobahn Rhônetal –Barcelona verlassen. Es geht nicht mehr Richtung Süden sondern nach Westen auf der "interozeanischen" Route (Richtung Toulouse). Die Landschaft ist jetzt in der Osterzeit herrlich grün und farbig. -
Das ist Katharer-Land. Hier lagen die Hochburgen dieser Glaubensgemeinschaft. Die Rolle des Heiligen Dominik bei der Verfolgung und Ausgerottung dieser Abtrünnigen bleibt umstritten. Sogar die Cité von Carcassonne, eine der mächtigsten Burgen überhaupt, eigentlich eine befestigte Stadt auf dem Berg war 1209 Schauplatz einer besonders schrecklichen Belagerung. Burgherr war der Viceconte von Carcassonne und von Béziers, Raimund Roger Trencavel. Er hatte sich an einer Strafaktion gegen Katharer nicht beteiligt. Wegen diesem, eigentlich nicht schwerwiegenden, Sympatisieren wurde er mit der vollen Wucht des unbeschäftigten Kreuzfahrerheeres angegriffen. Anführer des Kreuzzugs war Simon von Montfort. Trotz der gewaltigen Größe konnte die Festung nur kurzen Widerstand leisten, die Belagerten wurden sämtlich umgebracht und – was das Wichtigste war – ihr Besitz einkassiert.
Carcassonne, die Stadt wirkt wie ein Provinzstädtchen.
Hätte es nicht diese gewaltige Cité, es wäre etwas ärmlich. Ich bin sehr froh in Carcassonne E. G. zu treffen und wie immer so gut aufgenommen zu werden. Bei ihr und ihren Kindern war ich vor 37 Jahren zu einem für mich sehr prägenden Schüleraustausch. Es gäbe viel zu erzählen, z.B. dass ich nach so langer Zeit ihre Tochter S. treffe; sie war damals 4 Jahre alt. - Die Familie verstreut sich am folgenden Tag und ich fahre zurück zum Meer.
Abb. 48: Port Baccares
am südlichen Zipfel des
Étang de Leukade,
Schiff als Restaurant
Von Narbonne nach Narbonne-Plage führt die Straße (D 168) über ein interessantes Hügelland mit wildem Buschwerk. Der Hafenort ist modern, gepflegt, aber nicht aufregend. Von dort kann ich nicht mehr am Meer weiterkommen. Allenfalls bis Gruissan. Es liegt nahe an einem Étang und hat eine markante, verfallene Burg. Dann ist man gezwungen diesen Étang zu umfahren. Allenfalls ein Abstecher nach Port la Nouvell am südlichen Etang-Rand ist möglich. Richtig "sehr schön" ans Meer zurück komme ich erst bei bei Leucate. Jetzt kommt schon wieder eine gewaltige Etang, der von Leukade. Im Unterschied zum nördlich gelegenen kann man im weiteren Verlauf dem Meer folgen; so schön wie von Sète bis Agde. Hier erstreckt sich die breite Landzunge (mit viel Bebauung) zwischen Etang und Meer auf ca. 25 km.
Auch Leucate selber hat diese interessante Lage zwischen beiden Wassern: Étang und Meer. Auf dem Étang herrscht ein heftiger Wind, den einige unentwegte Surfer ausnutzen. Über dem aufgewühlten Wasser sieht man schon die Silhouette der Pyrenäen.
Der nächste Ort ist Port Baccares am südlichen Zipfel des genannten Sees. Der Ort wirkt sehr touristisch; allerdings momentan noch ausgestorben; Port B. wird durch Kunst verfreundlicht . Ein größeres Schiff hat man am Ufer eingegraben und zum Restaurant "umgewidmet". Der Städtebau ist mit mehr Verstand betrieben als z.B. bei Playa de Aro in Spanien.
Jetzt südlich des Etang überquere ich wasserreiche Flüsse, die von den Pyrenäen herunterrauschen.
Abb. 49: Perpignan
im Licht des Midi
Im Land liegt Perpignan. Empfehlenswert für einen Besuch. Meiner erfolgte erst ein Jahr später und ist mir bestens in Erinnerung. St. Cyprien Plage hat wieder etwas mehr Hochhäuser. Allgemeine Regel: Meernahen Vororte (alles mit – Plage) haben gehäuft eine grenzfällige Bebauung. In Frankreich allerdings unvergleichlich besser als in einigen Abschnitten der spanischen Küste. (Hier in St. Cyprien hat der Bildhauer Maillot gewirkt und mehrere Werke hinterlassen).
Von dort aus führt der Weg in einigem Abstand zum Meer durch bewaldete hohle Gassen nach Argeles sur Mer und Argeles plage; es ist architektonisch gut gestaltet , vieles in schönen roten Tönen gehalten. Der Eindruck wird durch das Abendrot verstärkt. Zimmer gibt es in größerer Zahl, kein Vergleich mit Cagnes.
Abb. 50: Perpignan lohnt sich
Abb. 51: Straßenzug in Perpignan
Lasst uns bei der insgesamt sparsamen Dokumentation noch ein paar Bilder von Perpignan anschauen. So interessant die Küste ist es lohnt sich öfters mal ins Land auszuweichen.
Nach den nächsten Bildern muss ich mal resümieren, was mir bleibenden Eindruck gemacht hat an Frankreicht Mittelmeerküste. Im zweiten Teil meiner Reise, im sandigen Schwemmland vom Rhône bis Spanien ist es direkt an der Küste dünn mit den Highlights. Das ändert sich wenn man sein Konzept modifiziert und etwas ins Land abweicht (Montpellier, Narbonne, Carcasonne, und nicht zu vergessen Perpignan, siehe folgende Bilder)
Abb. 52: Perpignan Kunst und Kultur
Abb. 53: Siesta
Abb. 54: Collioure,
"Vauban"-Festung
Seit Narbonne fehlt direkt an der Küste ein wirkliches Highlight. Es lässt auf sich warten, aber dieses erscheint mit Collioure. Das hat die Schönheit von Menton, dazu aber als Besonderheit die wuchtige "Vauban"-Festung und die malerische Hafenpromenade (in nächtlicher Beleuchtung dokumentiert).
Abb. 55: Am Hafen, Collioure
Mein Campingplatz liegt auf dem Berg und ich fahre mit meinem Rädchen ca. 15 Minuten über die benachbarten Hügel ins Tal. Zum ersten Mal auf der Fahrt höre ich vorwiegend Englisch. Die Engländer haben – was die Geographie betrifft – einen guten und untrüglichen Geschmack. Entsprechend wird vieles, sogar der Campingplatz, etwas teurer.
Abb. 56: Nuit à Collioure
Von hier aus führt jetzt eine ca. 15 Kilometer lange, hochinteressante, kurvige Küstenstraße bis zur spanischen Grenze.Diese Strecke Colliure – Port Bou muss in die Liste der landschftlich sehr schönen Küstenstraßen aufgenommen werden. Da ist die "Amalfitea" nicht alleine.
Mehrfach wird als angebliche Spezialität ein Wein, dem Schnaps zugemischt ist, angeboten. Er soll auf den Templerorden zurückgehen.
In Port Bou ist lediglich erwähnenswert eine moderne "Installation" in Erinnerung an die Emigranten aus der NS-Zeit. Passatges nennt sich dieses Monument (katalan: tsch gesprochen); es ist eine von eisernen Wänden flankierte Treppe. Sie nimmt Bezug auf ein Werk des Literaten und Philosophen Walter Benjamin, der wegen eines fehlenden Stempels an Frankreich ausgeliefert werden sollte und in den Tod ging.
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Was sollte man unbedingt sehen an der Mittelmeerküste Frankreichs? Man kommt nicht darumherum gelegentlich etwas von der Küste abzuweichen.
Das malerische Menton,
Die mittelalterlich bewahrten Städtchen um Cagnes herum: Haut de Cagnes Vence St. Paul sowie Eze.
Nett: Ciotat,
Ganz Wichtig : Arles möglichst mit Abstechern nach Les Baux und St. Gilles
Damit ich auch mal was unbekanntes nenne: St. Mitre les Remparts
Das Kuriosum: Aigues mortes
Agde mit seinem griechischen Ursprung
Das malerische Collioure
Vielen Dank an die gastfreundlichen Franzosen, insbesondere für die Geduld meines Wirtes in Agde, als ich Hilfe brauchte