Abb.134 Nahe Cabo Finisterre
wieder eine
frühromanische Kirche
Jetzt noch zwei Ausflüge für alle, die so ans Pilgern gewöhnt sind, dass es gerade weitergeht.
1. Ausflug Richtung Portugal
Von Santiago nach Süden kommt man zumindest nach Pontevedra, einer Provinzhauptstadt (römische Zeit: alte Brücke). Der Hafen ist in neuerer Zeit völlig versandet. Im spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt erheblich zerstört und anschließend etwa so restauriert wie Würzburg. Trotzdem sind mehrere wichtige Baudenkmäler erhalten.
Schon nahe der Grenze, markiert durch den Rio Mio, liegt die bedeutende Hafenstadt Vigo. Der Name kommt vom lateinischen Vicus. Bekannt ist der Badestrand. Auf einem "Vorgebirge" erhebt sich ein Monument für die Märtyrer der See. Hoch über der Küste das Standbild der Virgen de la Roca. Von dort führt direkt am Meer entlang ein Sträßchen nach La Guardia. Hier kann man – nach meiner Information – nicht über den Grenzfluss, sondern muss über den Monte Santa Thekla fahren. An den Berghängen gibt es eine frühgeschichtliche Siedlung mit mehr als 1000 Rundhäusern. In der Grenzstadt Tui geht der Brückenübergang hinüber nach Portugal.
Das wäre eine eigene Reise! Man könnte ja auch aus dem Süden (Algarve) durch Portugal nach Santiago "pilgern" und so einen weiteren Weg kennen lernen.
2. Ausflug und
13. Kapitel = Cabo Fisterra / Kap Finisterre und Heimweg bis Solothurn
Der zweite Ausflug, ausgehend von Santiago, führt zum zu Cabo Fisterra / Kap Finisterre.
Zuerst geht es 40 km nach Westen auf einer Straße, die wie eine Autobahn ausgebaut ist, bis Noja. Dort wird an einer tiefen Bucht der westliche Atlantik erreicht. Dann ca. 30 km nach Muros, ein wirklich nettes Hafenstädtchen mit aktivem Fischmarkt. Ich bin leicht erschrocken, wie wenige Fische die Fischer aus ihren Netzen herausfummeln. Unser Quartier ist mit 30 € günstig, aber leider ungeheizt. Das ist bei der Kälte nicht einfach. Dafür gibt es im Comedor delikate geröstete Krabben.
Wanderung entlang der Meeresküste mit der Aussicht aufs weite Meer und hinüber nach Noja. In diesem Landstrich gibt es unendlich viele Granitfelsen. Überall werden mächtige Steine und Träger verbaut.
Abb.135 Das offizielle Reisefoto
vom Cabo Finsterra
Am nächsten Tag Ausflug zum Kap = Cabo. Etwa in der Mitte dieses Weges sind die Granit-Felsenmeere besonders eindrucksvoll.
Überall blüht üppig der Ginster. Größere Wanderung über verwunschene Pfade in der Region. Wir kommen wieder ins Gespräch mit Pilgern, und zwar aus Japan, München und Ibiza. Diejenigen, die hier ankommen, sind besonders aktiv (und gesund).
Abb.136 Cabo Finisterre
reich an Ginster und
Granitfelsen
Abb.137 Die Pilgerin
auf den schönen Wegen
am Cabo
Es wundert nicht, dass man sich in Santiago wiedertraf. Treffen und Wiedertreffen gehört fest zum Jakobsweg. Der einzelne hat sicher was vergessen und falsch eingeschätzt, also ist das Aushelfen wichtig. Tage später wird man sich an anderer Stelle dafür bedanken.
Abb.138 Der Pilger am
Ende Europas
Hätte der Regen auch nur eine kleine Pause gemacht, wären wir noch zögerlicher aufgebrochen. Aber in Bilbao wartet unsere Super-Konstellation. Zuerst geht es wieder nach Lugo auf der 547/540. Dann etwas, was für Jakobspilger zu allen Zeiten ziemlich verpönt war: Meira, Rio de Vudán (besonders schön), Pontenova, dann kleinerer Pass zum Rio Eo bis Castropol. Das ist die 640, gut ausgebaut, aber kein klassischer Pilgerweg. Sie wird auch vom keinem der Klassiker gekreuzt (der "Primitivo" verläuft unterhalb durch Lugo, der "del Norte" oberhalb durch Castropol).
Zur Rückfahrt ab Ribadeo verwenden wir die wunderbar und modern ausgebaute A8/E70. Sie ist ein Traum von einer Autobahn, falls man nervenschonend fährt und Sprit spart. Ich will die Details nicht alle beschreiben: die üppige Vegetation, Gebirge rechts, Meer links, alle die Orte, die wir kennen und schätzen gelernt haben.
Abb.139 Camping in Zarauz
auf der Anhöhe
oberhalb des Meeres
Ein angenehmer Campingplatz findet sich auf baskischem Boden in Zarauz.
Respekt für die Länder Spaniens und ihre Bewohner. Das Wirtschaftsproblem konnten wir aus unserer beschränkten Warte in diesem Teil des Landes nicht beobachten.
Es hat mir fast mehr gefallen, als die Mittelmeerküste mit ihren Bausünden und ihrer (allerdings nur ganz gelegentlicher) Abzocke.
Nochmal die Karte mit den Wurzeln der Jakobswege in West- und Mitteleuropa.
Wie liefen die großen Ströme? Wo liefen si zusammen? Wo zweigten sie sich auf und forderten Entscheidungen?
Wurzeln der Jakobswege in West- und Mitteleuropa.
Abb.140 Ein Sprung
in die Nähe von Voiron
mit französischen Alpen
Ich berichte kurz von der Rückfahrt bei der ersten Fahrt durch Frankreich und die Schweiz.
Ein Ruhepunkt ist Agde (griechische Gründung) an der Mittelmeerküste.
Von Valence führen mehrere Nationalstraßen im Tal d'Isère Richtung Voiron. Diese Verbindung zwischen Rhônetal und Voiron beträgt 150 km, auf der Nationalstraße sind es drei Stunden. Betrachtet man nur die Zeit, lohnt sich diese kleine Straße nicht: 300, 400 Schwellen, viele Ampeln. Eliminiert man den Faktor Zeit, ist diese Strecke schön. Parallel dazu gibt es eine Autobahn. Auf letzterer kann man bleiben, muss dann aber einen nach Süden ausladenden Schlenker machen über Grenoble und kommt nach Chambéry.
Man kann in der Gegend Voiron außen nach Grenoble, auch auf die Autobahn Richtung Lyon abzweigen. Beides ist deutlich weiter und wird von der Landstraße D 520/N 6 übertroffen:
Abb.141 Camping unter dem
riesigen Baum
nach St. Laurent
vor Chambery
Diese Straße von Voiron nach Chambéry ist eine der schönsten Strecken in Europa. Zuerst ein kleiner Pass, dann ein weites Tal bei fantastischem Licht, und später der Blick auf die französischen Alpen. Mein Ruhepunkt ist St. Laurent du P. ca. 20 km vor Chambéry. Camping unter einem 20 Meter hohen Baum an einem Forellenbach.
Ich halte mich nicht auf in Chambéry, leider, auch nicht in Aix les Bains und Genf. Genfer See mit Rast in einem der vielen malerischen Orte.
Abb.142
Das Städtchen
Rolle
am Genfer See
nahe Lausanne
mit der Burg
Abb.143
Gepflegte Blütenpracht
am See
In Lausanne geht es nach Norden nach Yverdón und nicht am Nordufer des Neuchâteler- und Bielersee, sondern südlich davon Richtung Bern nach Murten. Ich bin total begeistert von dem ungewöhnlich schönen Städtchen.
Abb.144 Murten,
noch südliches Licht und
schweizer Perfektion
Abb.145 Weitere Ansichten
von Murten
Abb.146 Langsamer Ausklang
der Reise
in Murten
Man muss nicht durch Basel. Ganz spät geht die Autobahn 360 nach Rheinfelden ab und bringt mich über den Rhein nach Lörrach zu meinem letzten, etwas wehmutsvollen Quartier.
Lit: (muss noch ergänzt werden)
Raimund Joos ( z. T. mit Michael Caspar) mit großem Erfahrungsschatz und einer Fülle von gut recherchierten Büchern, zum Beispiel Camino de la Plata.