Wurzeln der Jakobswege in West- und Mitteleuropa.
Abb.oo1:Soloturn, die Anfahrt über die Schweiz gibt einen eindrucksvollen Start
Mehr zu dieser Karte im nächsten Kapitel: Wie ist man von (z.B.) Würzburg nach Santiago gelangt? Wo musste man sich entscheiden? Irgendwie ging es erstmal nach O s t a b a t. Dort laufen die meisten der großen französischen Routen zusammen.
Zunächst kommen wir über:
die Schweiz und Frankreich
Der Bericht basiert auf zwei Reisen.
Die erste mit dem Auto durch die Schweiz und Frankreich.
Die zweite mit dem Flugzeug nach Bilbao und weiter nach Santiago bis zum Kap Finisterre.
Warum ist die erste steckengeblieben? Es waren Ereignisse, vor denen man unterwegs nie ganz sicher ist. Übernommen, Magen verdorben, Kreuzschmerzen, Seekrankheit. Einzelne steckt man weg, aber die Kombination wurde tückisch. Das war in Lekeitio. Auch den echten Pilgern kann es so gehen. Bei allen positiven Aspekten einer solchen Reise ist man vor kritischen Situationen nicht gefeit. Wenn die Beschreibung bei diesem Ort angelangt ist, versuche ich mich zu erinnern und ein paar Tipps zu geben.
Die erste Fahrt führt durch die Schweiz. Ein schwieriger Start für jede Reise, denn man kommt später in Versuchung, mit der Eidgenossenschaft zu vergleichen.
Es geht los mit der für ein Auto schwierigen Passage durch Basel. Man ist (noch) nicht so entspannt zu sagen, ich sehe nur das wunderbare Abendlicht und nicht die Lastwagenkolonnen. – Ich schreibe aus der Erinnerung und da wird manches verkürzt oder gedehnt. Die Landkarte im Kopf hat eigenwillige Maßstäbe.
Es gibt keine Standard-Passage von Basel nach Genf. Man kann sich verschiedene sehr schöne Wege aussuchen. Zum Beispiel: nördlich von Solothurn nach Biel, Bieler See (dort fehlt ein kleines Stück Autobahn-Ausbau), Yverdon, und erst in Lausanne einmünden in die südlich gelegene Verkehrsader.
Ich fahre diese Version.
Von der Stadt Solothurn war ich außerordentlich beeindruckt. Solch ein Schmuckstück. Vielleicht spielt auch das schon etwas südliche Licht eine Rolle.
Es gibt auf Reisen nichts, was nicht passiert. Auf dem Campingplatz bekomme ich drei Hemden geschenkt.
Die Genf-Passage gestaltet sich ganz im Gegensatz zu Basel völlig glatt. Was das Alpenpanorama betrifft, so kommt der schönste Teil erst anschließend. Zum Beispiel Le Dent du Chat. Rast in Pont de la Caille. Aix les Bains am Lac Bourget. Vor Grenoble Blick auf das Massif de la Châtreuse. Täler der Drôme und Isère (mächtige Hängebrücke) führen hinaus aus diesem Alpenpanorama.
Schließlich liegen in Valence im Tal des Rhône die Alpen zur Linken und zur Rechten kommt das Massif Central hinzu.
Ich finde eine Campingplatz in Saint-Laurent-du Pape (Abfahrt Loriol, Privas, Le Pouzin, La Voult). Alles ist ganz anders als in der Schweiz. Ihr merkt an meinem Eifer, die Akzente auszugraben, dass sich dieser Wanderer wohlfühlt. Zu essen gibt es auf meinem Dorf nur einige teuere "Kolonialwaren". Vor Begeisterung war ich zu naiv gewesen, mich mit dem Nötigsten einzudecken.
Abb.: 1b Solothurn Justitia
Abb.: 1c Murten
Abb.: 1d Murten
Abb.: 1e Genfer See
Abb.: 1f Genfer See
Abb.: 1g Genfer See
Abb.: 1h Annecy
Abb.: 1i Annecy
Abb.: 1j Annecy
Abb.: 1kh Annecy
Abb.: 1l Nördlich Sisteron
Abb.: 1m Sisteron frühes Licht
Abb.: 1n Sisteron
Abb.: 1o Sisteron
Abb.: 1p Sisteron
Abb.: 1q Sisteron
Abb.: 002 Cruas
Abb.003: Cruas,
die Kirche
in der
unteren Stadt
Welchem guten Geist bin ich gefolgt, in Cruas anzuhalten und die steilen Gässchen zu durchsteigen. Eine Fülle von romantischen Szenen, eine mächtige Burg und die romanische Kirche. Vieles ist nicht im besten Erhaltungszustand, in grobem Deutsch würde man sagen "verwahrlost". Hat denn das Kraftwerk Cruas nicht ein bisschen Geld, um die Restaurierung zu unterstützen? Ganz in der Nähe befinden sich nämlich vier Druckwasserreaktoren mit jeweils knapp einem Gigawatt Leistung, dazu ein Zementwerk. Nicht zu verwechseln mit Tricastin weiter südlich mit ebenfalls vier Reaktorblöcken mit fast gleicher Leistung. Die Franzosen sind stolz drauf und der "Wein von Tricastin" läuft gut.
Abb.004:
nahe Cruas
eine der mächtigen
Burgen im Rhônetal
Zuerst geht es vorbei an Rochemont, einer mächtigen Burgruine und dem an den Berg geklebten romantischen Dörfchen. Ganz in der Nähe geht eine ältere Hängebrücke mit überdimensionierten Brückentürmen (Ã la Melbourne) über den großen Fluss. Châteauneuf-du-Rhône, Viviers.
Ich gehe auf die Autobahn, neben mir der TGV.
Die Richtung dieser großen Autobahn (entsprechend der alten klassischen Via Domitia) Mittelmeer/Spanien ist Süd/West. Zwischen den Abzweigungen Richtung Vaison la Romaine und der nach Marseille liegt die Burg von Morasse.
Nachdem Marseille abgezweigt ist, müssen wir erst einmal über den Fluss. Selbst diese Autobahn ist in dieser Gegend zweifellos sehr schön. Jetzt geht es vorbei an Uzès, an Tarascon. Der Fluss Gard oder Gardo ist nahe, das Meer und die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen werden sichtbar.
Etwas später wird auch das Massif Central deutlicher erkennbar. Es ist heiß. Narbonne (im Frankreich-Bericht habe ich davon geschwärmt). Corbière mit Chateau und Abbaye. Südlich kommen die Montagne d’Alberique nahe heran.
Abb.005: Markt
in Carcassonne
(Bild der Cité
findet sich
im Beitrag
"Frankreich"
In Carcassonne mache ich einen Besuch und bleibe über Nacht. Es ist eine sehr schöne und auch schmerzliche Visite. - Jetzt folgt die Abzweigung nach Westen, der Weg wird vom Mittelmeer zum Atlantik fortgesetzt. Zwischen Carcassonne und Toulouse bei Kilometer 276 liegt die Wasserscheide zwischen beiden Meeren. Den Canal ausreichend mit Wasser zu versorgen, war eine Herausforderung für den Konstrukteur. Ich habe im Frankreich-Beitrag davon erzählt.
Mein Plan ist, die Großstadt Toulouse südlich zu umgehen. Das geht gut, aber es dauert ca. eine Stunde: Villefranche-de-Lauragais, Nailloux, Auterive. Das ist nicht mehr der "Midi" wie in Carcassonne, sondern eine hügelige Landschaft in frischem Grün, bäuerlich, ein bisschen wie daheim in Unterfranken. Die Kirchtürme haben eine charakteristische Form, es sind eigentlich mächtige Wände, in deren Aussparungen die Glocken hängen. In St. Suplime steht alles auf Stelzen (erinnert an Camora, auch an Avilés), Carbone, Saint-Gaudens.
Abb.006: St.Gaudens,
Begrüßung auf
dem Bauernhof
Dann Camping auf einem Bauernhof mit zahllosen Tieren, wobei ein Truthahn sich besonders für mein Fahrzeug interessiert und mit mir das Abendessen zu teilen hofft.
Peau besticht bereits bei der Einfahrt: Alles ist perfekt gepflegt. Ich mache die Runde mit dem Fahrrad. Es erinnert an Vichy und ist ganz anders als zum Beispiel Carcassonne. Ausblick von der Anhöhe auf das Flüsschen, den Bahnhof und den schönsten Ausblick auf die Pyrenäen auf der ganzen Reise! Die Große Kirche, fast möchte man sagen "Dom" St. Gilles = Jaques.
Zehn Kilometer vor der Aire de Garonne liegt ein tolles Schloss mit ganz tief gezogenen Dächern und vier Türmen.
Hier gibt es bereits auffällig viele Verkehrsschilder nach Pampelune = Pamplona. Die alte Navarra-Hauptstadt war einmal mit den hiesigen Landen eng verbunden. Vielleicht zeigten der Name der Kirche und diese Schilder schon die Bedeutung des Jakobsweges.
Der wichtigste Ort kommt erst: OSTABAT. Ganz in der Nähe ist die Autobahnraststätte Aire de Hastinguez (der Name kommt von einem englischen Feldherrn des so lange englischen Aquitaniens). Dort gedenkt eine hervorragende Ausstellung "Expo St. Jaques" der historischen Bedeutung dieses Ortes. (Die nächste gemeinsame Station der Pilger ist Saint Jean Pied de Port, wird oft gebraucht, auch wenn eigentlich Ostabat gemeint ist).