Vilnius ist die einzige der 3 Hauptstädte, die recht weit im Lande liegt und zwar schon sehr nahe an der Grenze von Weißrussland. Man ist mit dem Auto schnell in Minsk. Die anderen genannten Städte haben Zugang zum Meer; dies charakterisiert ihre Handelsaktivität. Am leichtesten zu erreichen ist Tallinn, was auch einen Nachteil hat, da eine Überzahl an Kreuzfahrtschiffen hier Halt macht und jeweils einige 1000 Besucher ausspuckt. Diese bleiben aber nur wenige Stunden, werden in viel zu kurzen Besichtigungsprogrammen durch die Stadt gejagt und haben keine Gelegenheit ihre Eindrücke zu vertiefen und auch nicht der Gastronomie etwas Geld dazulassen.

Vilnius ist eine ausgeprägte Barockstadt; sie war auch schon europäische Kulturhauptstadt.

An diesem ersten Tag machten wir von unserem Hotel, an der Nordseite des Flusses NERIS (Fluss Vilnia mündet von Süden her ein) einen Spaziergang zum nächstgelegenen Barockkloster und in das neben dem Hotel gelegene Kaufhaus mit Restaurant im Dachgeschoss. Wir folgten später in großen Zügen der Neris bis zu ihrer Einmündung in die Memel in Kaunas.

1. Barocke Peter-und-Paul-Kirche in Vilnius

Unser Rundgang am 2. Tag in Vilnius: Auf der Südseite des Flusses etwas im Osten gelegen die barocke Peter-und-Paul-Kirche. In Konzept und in den Dimensionen dem Stift Hauck in Würzburg vergleichbar, aber wunderbar mit Stuckarbeiten ausgestattet: Hunderte, wahrscheinlich über 1000 Figuren. Die Initiative zu diesem Kirchenbau stammt vom MYKOLAS KAZEMIERAS PACAS, er hatte die Titel eines HETMAN des Fürstentums Litauen und war gleichzeitig der WOIWODE von Vilnius. Er wollte mit dieser Stiftung Gott für seine glückliche Rettung im Krieg mit Moskau danken (siehe Einleitung). Wenige Jahre vorher hatten die Russen in Vilnius gewütet.

Ein Kreuz, welches der Stifter auf seinen Heerzügen mitnahm, wird hier unter den wenigen bemalten Bildwerken und wenigen Gemälden aufbewahrt; hier findet sich auch ein wundertätiges Bild der Madonna. Eines zeigt Maria wie sie die Blitze des Gotteszornes zerbricht. Noch etwas außerhalb der Stadt liegt ein Hügel mit drei weißen Kreuzen, die eine große Bedeutung für das Selbstverständnis von Stadt und Staat haben und von wo man einen sehr guten Blick auf die Stadt haben soll. Er ich bin mir nicht ganz klar, ob dieser Hügel auch nach dem Fürsten GEDIMINAS benannt wird; dieser gibt jedenfalls einem Turm seinen Namen, er fungiert als Glockenturm der an einem griechischen Tempel erinnernden Kirche St. Stanislaus. 

Vilnius, eine der beiden gotischen Kirchen

Sie enthält die Kasimir Kapelle in der Litauens Nationalheiliger begraben liegt. Bei unserem Aufenthalt wurde gerade der Besuch des Papstes vorbereitet. Kirche und Turm stammen aus verschiedenen Zeiten. Das großzügige Ensemble mit Park auf der Süd- und Ostseite sowie der Prachtstraße nach Westen sind städtebaulich eindrucksvoll. Diese Straße, die von diesem Platz schnurgerade durch die Stadt bis zum Parlament führt, ist auch nach diesem Großfürsten GEDIMINAS benannt. Er hat später gelebt als der (einzige) König, war aber von Bedeutung für die Bedeutung Litauens und hat Vilnius zur Hauptstadt gemacht.

Auf dieser feinen Adresse, GEDIMINAS-Prospekt sind mehrere Ministerien und staatliche Institutionen, aber auch die ehemalige Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB; sie ist heute ein „Museum für die Opfer des Völkermords“. Man versteht, dass es russischen Gästen nicht immer gefällt.

Franziskanerkirche vor....

Wir haben zu Fuß die beiden gotischen Kirchen besucht.

.....nach Renovierung

Wir besuchten auch eine Restauratorin in der Franziskanerkirche. Ich war erstaunt, dass man trotz der brutalen Risse die Besucher in das Gebäude einlässt. Im Gespräch war interessant, welche Konflikte zwischen dem jungen Staat und dem Besitzer der Kirche, einem Orden mit Hauptsitz in Polen bestehen. Die Denkmalschützerin und ihre Behörde müssen hier Kompromisse suchen und auch eine europäische Förderung im Auge behalten. Wir besuchten auch das Ensemble der Universität Vilnius.

Grundriss der Universität Vilnius

Dutzende von Gebäuden, die sich um mindestens 10 Höfe scharen. Alles hat seine Baugeschichte und seine Namen aus der Geistesgeschichte von Litauen. Gegründet wurde dies „Stadt in der Stadt“ 1570 vom örtlichen Bischof als Jesuitenkolleg und Bibliothek. Erst Jahre später, um die gleiche Zeit als in Wü. das Julius Spital gegründet wurde, wurde vom polnischen König dem Großfürsten Litauens das Privileg zur Eröffnung einer Universität verliehen. Dieses musste auch vom Papst bestätigt werden. Mit der Auflösung des Jesuitenordens 1773 verschwand die Institution nicht, sondern lebt weiter - inzwischen mit mehreren Fakultäten ausgestattet-. In örtlichen Berichten fehlt es natürlich nie an einem Seitenhieb gegen den russischen Zaren, der 1832 die Universität geschlossen hat. Um diese Zeit keimten nationalstaatliche Ideen auf. 1940 wird die Universität, die inzwischen als polnische Uni funktioniert nach dem Muster der Hochschulen der Sowjetunion umstrukturiert. Das dauerte nur sehr kurze Zeit. Die Nazis waren dumm genug, die Universität zu schließen. Seit 1990 ist in den alten Hallen und Wandelgängen, die mich sehr an das Juliusspital erinnern, wieder eine heile Welt und eine rege Aktivität zurückgekehrt.

...in der Künstlerrepublik

Ein etwas anderes Vilnius ist die Künstlerrepublik OZUPIS (auf dem Z ein Akzent^) sie versteht sich als ein satirischer Gegenentwurf zu Zeitgeist und Konsumwahn und als unabhängige Republik; sie haben Botschafter und Ehrenbürger und stellen auf besonderen Wunsch einen Pass aus.

Am Aurora-Tor nicht weit entfernt vom Bahnhof findet sich ein wundertätiges (schwarzes) Marienbildnis; in unmittelbarer Nähe das staatliche jüdische Museum. Das Judenviertel VILNE galt als das „Jerusalem des Nordens“, es gab in dieser Stadt Synagogen in großer Zahl; eine einzige ist erhalten und hat eine kleine Gemeinde, die wieder Gottesdienste feiert.

Interessant war der Platz des Rathauses und die benachbarte Barockkirche mit der mächtigen Kuppel. Das nahe liegende Kunstmuseum hat keine Inspiration geboten.