Wir nehmen am Tagesausflug auf die kurische Nehrung teil. Dies ist ein 100-800 m breiter 100 km langer Sandhügel, welcher einen Meeresteil vom freien Meer abtrennt. Dadurch entsteht das Haff. (Es gibt solche Sand-Formationen auch in Südportugal an der Ost-Algarve). Der größere südliche Teil des Haffs und der größere südliche Teil der Nehrung sind Russisch (ehemals Ostpreußen).

Die "große Düne" der Kurischen nehrung

Nur nahe KLAIPEDA ist die Nehrung unterbrochen und ermöglicht dem Flusswasser einen kleinen Durchlass vom Haff zum offenen Meer. Nur dort kann das Süßwasser ins Meer gelangen. In der Konsequenz (und bei geringem Gezeitenwechsel) ist der Salzgehalt im Haff gering und es besteht eine vielfältige, reichhaltige Besiedlung mit Fischen. Leider wirkt das Wasser nicht so sauber; jedenfalls hat niemand Anstalten gemacht, irgendwo im Haff zu schwimmen. Von der Temperatur wäre es ideal gewesen. Aber offenbar schwimmt man nicht im Haff. Badegäste fahren mit der Fähre in wenigen Minuten über das Haff auf die Nehrung und gelangen auf deren Meeresseite zu einem von vielen und beliebten Stränden.

Die Nehrung ist eher eintönig mit Kiefern bewaldet, aber ein spektakuläres geologisches Phänomen, weil man so etwas halt sehr selten findet (in kleinerer Ausführung an der Algarve östlich von Faro). Ein größerer Ort auf der Nehrung ist NIDA, wo sich auch Thomas Mann ein Sommerhaus hat bauen lassen. Es dient jetzt als Museum und Kulturzentrum. Man kann dort einen sehr schönen Vortrag hören den Mann vor Münchener „Rotariern“ gehalten hat. Er hat darin die kurische Nehrung erklärt; noch schöner als ich es jetzt tue. Ich glaube, der Vortrag wurde vorgelesen von Frieda Mann. Ich habe einige Fotos von interessanten Familienbildern gemacht, auch von Frau Katja Mann mit ihrem Bruder, dem frühzeitig nach Japan ausgewanderten Dirigenten. Japan hatte nicht die unsägliche Ideologie des Antisemitismus. Warum?

In NIDA auf der Nehrung Sommerhaus Thomas Mann

Gedächtnis auch an Katja Mann hier mit Bruder

Obligatorisch besuchen wir eine Verkaufsstelle für Bernstein. Der Reiseveranstalter hat eingeplant, dass die Reisegäste etwas mit den Händen tun und so schleifen wir Steine. Ich habe keine Schwierigkeiten zu sagen, in welcher Flüssigkeit Bernstein schwimmt: in 10% Kochsalzlösung, was einem spezifischen Gewicht (heute sagt man Dichte) von 1,1 g/ml entspricht. Wir ziehen uns rechtzeitig zurück, bevor der Kreis gebildet, die Hände gereicht werden und energetische Ströme fließen. Das Mittagessen findet nach Wunsch im Freien statt und es gibt den versprochenen Fisch aus dem Haff. Wir machen zusätzlich zum Programm im Fischkutter eine Fahrt auf dem Haff und sehen die tatsächlich große Düne von ihrer Ostseite. Sie hat die unerfreuliche Neigung, ganze Dörfer zu verschlucken. Dann folgt die geplante Wanderung im „Tal des Schweigens“ ohne physische Herausforderungen. Auf der Rückfahrt hören wir allerhand zur Folklore und zur Volkskunde des Landes, zum Beispiel ein Märchen vom „Nattern- König und den sieben Raben“.

Nach der Rückfahrt gelingt es uns, auf dem genannten Segelschiff einen Platz im dort eingerichteten Restaurant zu ergattern und nobel zu speisen. Die Zurückhaltung beim Mittagessen war sinnvoll. Spaziergang in Richtung Flussmündung mit Ausblick auf Hafen und Haff bei nächtlicher Beleuchtung.

Studium der Wolken,

Abhängigkeit vom Einfallwinkel der Sonne

Die Weiterfahrt brachte neben vielen anderen Eindrucken auch die Gelegenheit die Beleuchtung der Wolken zu studieren. Sind Wolken eigentlich heller oder dunkler als der umgebende blaue Himmel? Sowohl als auch. Wolken sind sehr dunkel und intensiv hell, also reich an Kontrast; dieser ist aber ganz anders je nachdem unter welchem Winkel die Wolke beleuchtet wird. Beleuchten heißt leuchten lassen und es bedeutet immer Schatten erzeugen. Als künstlerische Übung ist es lehrreich nur die Schatten eines Motives zu zeichnen. Aus den Schatten baut sich wunderbar die Raumwirkung auf.