Nach der Übernachtung in KLAIPEDA besuchen wir noch auf litauischem Boden nahe dem Dörfchen SIAULIAI den „Berg der Kreuze“. Wem etwas auf dem Herzen lastete und wen das Kreuz gedrückt hat, der hat ein solches auf diesem Berg samt frommer Fürbitten zurückgelassen. Die russischen Herren ab 1945 (bis 1990) hatten nichts klügeres zu tun, als mit Bulldozern dieses Volksheiligtum platt zu machen. Am darauffolgenden Morgen sollen wieder Kreuze gestanden haben. Enthusiasten sagen „alle Kreuze“, kritische Realisten sagen „viele Kreuze“.

SIAULIAI; „Berg der Kreuze“

Jetzt wechseln wir die Grenze und auch die netten Reiseführerinnen machen ein Wechsel und zwar in einem Städtchen mit Kaufhaus, Café- Terrasse und Toilette. Wir steuern nach RUNDALE, einem prächtiges Barockschloss. Baumeister nach der Mode der Zeit ein Italiener. Der Zustand ist hervorragend, der Eindruck großartig, wobei wir Würzburger erhöhte Ansprüche haben. Der Barockgarten ist „in Arbeit“. Dem Gesamteindruck kommt einen Zufall zugute: ein aufziehendes Unwetter mit einem tief dunklen Himmel: Barockschloss im gleißenden Sonnenlichte vor einer finsteren Kulisse. Das gibt einen besonderen Eindruck. Ich erinnere mich an einen Fotografen aus Genf, der die Geduld hatte, seiner Heimatstadt ausschließlich mit derartigen Hintergründen abzulichten. Vielleicht hatte er auch etwas EDV-Unterstützung beim Abdunkeln des Himmels. Ich könnte mir vorstellen, dass man gezielt „Blau“ abdunkeln kann. Zwei Fotos in identischer Position, aber mit unterschiedlicher Belichtung sind Grundlage für eine Bearbeitung nach P. Jakob.

Die Familiengeschichte der Schlossbesitzer war mir zu kompliziert; eine große Rolle spielt der Hof des Zaren. Einer, der aus RUNDALE kam, - ich glaube es war ein Fürst Piron -hat als Gatte der Zarin eine große Rolle gespielt und nach deren Tod große Probleme bekommen.

Gewitterstimmung in RUNDALE

Prächtige Innenräume

Unsere neue, lettische Reiseführerin erzählt uns eine ganze Menge von alten Sitten und Gebräuche. Das Johannisfest (JANI) spielt auch hier eine große Rolle. Und am Johannisfest pflegen sich Jungverliebte aufzumachen, um im Wald die Farnblüte zu finden. Diese Farnblüte haben sie bis heute nicht gefunden, denken aber noch gerne an ihren Ausflug zurück. Dann erzählte sie auch praktische Dinge: Haben die nach Sibirien verschleppten nach ihrer Rückkehr etwas zurückbekommen? Wie ist es gelungen die Kolchosen in Privateigentum zurückzuführen. Da wurden offenbar Eigentumswohnungen sehr günstig abgegeben. Es blieb nur strittig, wem gehört das Treppenhaus und wer ist für die Fassade zuständig? Was kostet warmes und kaltes Wasser und was kostet der Strom. Wir hatten den Eindruck, die Preise sind insgesamt günstig. Fleisch und Bier sind billig. Es gibt einige typische Gerichte: graue Erbsen mit Speck und Zwiebeln, dazu ein Glas Buttermilch. Zum Nachtisch Brotsuppe darüber eine Schicht Schlagsahne und darüber wiederum eine Schicht Preiselbeeren. Ich weiß nicht ob ich alles richtig verstanden habe, jedenfalls werden „Schweinefleisch mit Sauerkraut“ auch hier nicht verachtet. Die Pilze, die es in den ausgedehnten Wäldern in großen Mengen geben soll, spielen in der Küche eine große Rolle. Überhaupt seien die Wälder sehr reich an Wild, sogar Bären gibt es in größerer Zahl zum Leidwesen der Jäger und zur Freude der Waldbesitzer.

Nur in den Einschränkungen für Alkohol- Verkauf und -Ausschank unterscheiden sich die Staaten.