Jetzt wollen wir wieder etwas mehr in den Osten kommen, und schaffen das auf der 31 über Nässjö nach Eksjö. Dies ist ein Schmuckstück aus einem einfachen Grunde: Man hat nach dem Krieg in vielen eigentlichen originell erhaltenen schwedischen Städtchen die alten Holzbauten ersetzt durch Stein, Beton und modernere Materialien. Aus einem geheimnisvollen Grunde ist Eksjö fast vollständig verschont geblieben. Es ist ein Museum der uralten Holzbebauung in den charakteristischen Farben, vorwiegend rot. Allerdings ist die Stadt wegen eines Fußballsspiels der Europameisterschaft ausgestorben. Wir finden ein Lokal - halb Italiener und halb Chinese.

Das Wandererheim - originell gelegen und gestaltet wie ein altes Spital - funktioniert anscheinend nur auf längere Voranmeldung.

Wir finden ein Ausweichquartier im Südwesten der Stadt am Viken (See). Die Landschaft entspricht dem Eindruck, den der Künstler Eisenfeld gibt. Wir dokumentieren die Stimmung durch Fotos um 22.00 Uhr und um 4.00 nachts!. Zu dieser Zeit ist es (nahe an der Sommersonnenwende) schon wieder hell.

Spaziergang zwischen Moos und Schachtelhalmen in einer urwaldartigen, wilden Vegetation. Unsere Bleibe nennt sich "Pensionat". Das ist eine ehemalige Trinkeranstalt, die schon mehrfach den Besitzer, aber noch nicht die Einrichtung aus den 50er Jahren gewechselt hat. Die "Schiffsschaukel"-Betten vertrage ich erstaunlich gut. Wir sind die einzigen Gäste.

Einschub:
Sj wird wie sch gesprochen, sk wird dagegen unterschiedlich gesprochen.

Hier oben sind wir noch ca. 240 km nördlich unseres Zielortes Trelleborg. Dort wollen wir auf die Fähre. Wir sind aber auch noch 100 km westlich der Ostsee, also noch weit im Landesinneren. Also bewegen wir uns in den Südosten Richtung Kalmar, um von dort noch einen Ausflug auf die Insel Öland zu unternehmen.

Diese Anfahrt auf Kalmar geht durch eine waldige Seenlandschaft und durch das "Glasindustriezentrum" Schwedens, eigentlich eine ärmliche Gegend. Einmal halten wir in einem Wandererheim auf eine Tasse Kaffee. Es ist ein Zwischending zwischen Raststätte für Lastwagenfahrer und Notquartier für Rucksacktouristen. Nebenan liegt das kommunale Schwimmbad, es ist für schwedische Verhältnisse etwas heruntergekommen, (Moni: so wie in Ravensburg in den 50er Jahren). Man muss zu Gute halten, dass die Badesaison noch nicht begonnen hat und sowieso sehr kurz ist. In Schweden badet man ohnehin viel schöner in den unzähligen Seen.
Das Kunsthandwerk in diesem Ort überzeugt nicht.

Bequem kommt man auf der modernen Brücke  hinüber auf die Insel Öland. - Ausnahmsweise sind die Rollen vertauscht. Moni möchte schnell eine Unterkunft finden, ich habe mehrere geeignete Orte im Auge.

Wir fahren an der festlandsnahen Küste am Kalmarsund nach Süden und erreichen nach kurzer Strecke noch vor Resmo ein unspektakuläres Städtchen. Moni sieht in der Nähe des Wandererheims ein Schild, das eine private Unterkunft anbietet. Es handelt sich um ein Haus, maximal sechs Betten, eine fast überdimensionierte Küche und einen schönen Garten. (Die Besitzer renovieren gerade ihr nebendran gelegenes eigenes Haus. Die Mutter ist offenbar Lehrerin und hat hier in unserem Haus schon mal einen Cateringservice betrieben). Das Quartier ist preisgünstig und in jeder Weise komfortabel. Lediglich mein Bett braucht einen Schraubenzieher, und beim Abfluss der Dusche ist die Wasserwaage nicht genügend verwendet worden. Schon am ersten Abend unternehmen wir eine abenteuerliche Radtour vom Hafen durch ein wildes Gestrüpp und Myriaden von Insekten. Tatsächlich eine merkwürdige Fahrt im Niemandsland zwischen Meer und Kulturlandschaft.

 Der zweite Tag führt uns mit dem Rad weiter südlich durch eine herrliche Naturlandschaft, teils Wald, teils "Unland", teils Viehweiden. Schließlich Anstieg auf das Hochplateau, was sich in ca. drei Kilometer Abstand vom Meer 30 bis 50m hoch liegt. Dort auf der "Hochebene" im schon genannten Resmo in einem evangelischen Stift wird ein guter (und preiswerter) Fisch als Mittagessen angeboten. 

Der dritte Tag bringt uns das Auto in das zentrale Hochplateau. Es nennt sich Stora Alvaret.  Das ist ein Weideland mit kalkigen Felsplatten.
Es wird zunehmend als schützenswert entdeckt, die erste Maßnahme ist die Vermeidung der Überweidung. 

Beim der Wanderung zu einem kleinen verwunschenen Binnensees stürzt M über eine Wurzel und schlägt sich die Lippe auf.
Von dort durchstechen wir die Insel zur Westküste, die leider ebenfalls wie die Ostküste durch angeschwemmten Tang und Pflanzen etwas schmutzig wirkt, besuchen einen kleinen Fischereihafen bei heftigem Wind und halten Brotzeit in einem umgebauten Kuhstall.

Weiter geht die Fahrt zum Südzipfel. Es wimmelt von prähistorischen Monumenten.

Eine Touristenattraktion ist die Eketorps Borg: Die Rekonstruktion einer Burg aus der Eisenzeit (vorchristlich) verwertet und umgebaut im Mittelalter. Die museumsartige Konstruktion wird belebt durch Schweine, die frei herumlaufen, sehr gut dressiert sind und gestreichelt und gekratzt werden wollen.

Wir hatten eine gute Vorstellung vom Ausmaß der Rekonstruktion, weil wir vorher schon eine andere Burg angesehen haben, die zum Schutz vor Seeräubern angelegt wurde. Sie ist vollkommen zerfallen, nur ein breiter ringförmiger Steinhaufen ist verblieben.

Die genannte Burg wurde in ihrer Bedeutung von Borgholm im Norden der Insel abgelöst.

Weit im Süden ein anderes, völlig zerfallenes Monument, die Johanniskapelle. Nur noch ein grüner Hügel ist übriggeblieben.
Noch weiter südlich kommt der Leuchtturm, der Lange Jan.