Von unserem Quartier aus liegt Schneeberg in Sichtweite. Beim Mediziner hat es einen unrühmlichen Ruf, durch den nach diesem Ort benannten "Schneeberger Lungenkrebs". Bergleute, die ein Arbeitsleben lang das Radongas und/oder radioaktive Stäube einatmeten, erkrankten mit deutlicher Häufigkeit an Lungenkrebs. Das wusste man schon mindestens seit den dreißiger Jahren genauer, seit 200 Jahren hatte man eine Ahnung, auch schon zu Zeiten, als das Uran nur am Rande interessierte, Silber, Kupfer viel wichtiger waren.

Abb.16 Rajewsky in der Außenstelle des Frankfurter Forschungsinstituts

Ein Wissenschaftler, an dem sich die Geister scheiden, Boris Rajewsky, reiste oft von Frankfurt nach Bad Schlema, um die örtlichen Studien zu beobachten und zu beurteilen. Das Frankfurter Institut hatte eine Außenstelle in Bad Schlema. Im Museum wird Rajewsky auf Fotos in den Kreisen von Bergleuten gezeigt. Er fuhr offenbar auch "unter Tage" ein. Mit der Atombombe hatte seine Aktivität nichts zu tun. Ihn interessierte die Häufung von Krebs durch Strahlenbelastung, andererseits erhoffte man sich hartnäckig gewisse therapeutische Effekte durch sehr geringe Strahlendosis bei kurzfristigen Radon-Kuren. Dieser Professor Rajewsky beschäftigt mich in einem anderen Zusammenhang, nämlich als ein schon frühes Mitglied gleich in einer Reihe von NS-Organisationen, der einige spektakuläre Dinge geschafft hat: Als sein Chef, der "Jude" Dessauer, ins Exil gedrängt wurde, beerbte er ihn. Es gelang ihm trotzdem, mit ihm gut Freund zu bleiben. 

Außerdem schaffte er es, von internationalen Gesellschaften (USA) hoch dekoriert zu werden, nach dem Krieg Rektor der Universität Frankfurt zu werden, überschwängliche Laudationes seiner ehemaligen Mitarbeiter zu bekommen, mit anderen den Europäischen Röntgenkongress zu initiieren, das Bundesverdienstkreuz zu erhalten. Das Schlimmste am Zweiten Weltkrieg war für ihn die Bombardierung seines Labors in Frankfurt. Sich selbst beschreibt er als ein Opfer des Nationalsozialismus. Ein genialer Mensch, eine schillernde Figur. Man sollte jetzt schreiben über die Menschen, die hier arbeiteten und großen Risiken ausgesetzt waren. Und auch über die Rekultivierung der Wismut AG. Mit dem deutschen Namen wurde so viel Schlimmes verbunden. Diese große Planungs- und Arbeitsleistung war vorbildlich.

Abb.17 Schneeberg oberhalb von Bad Schlema

In Schneeberg am höchsten Punkt des Plateaus steht die sehr eindrucksvolle Hallenkirche, sie reiht sich ein in die größere Zahl bewundernswerter sächsischer Hallenkirchen. Der Marktplatz ist sehr schön. Wir machen dort beim Türken einige interessante Einkäufe und gehen in einem Café, wo (ausnahmsweise) der Andrang groß war.

Abb.18 Hallenkirche in Schneeberg