Das Programm steht. Zu viel für drei Tage. Wir fahren eine Abkürzung von der Autobahn Richtung Kassel auf die Autobahn Richtung Schweinfurt: Es geht über Volkach/Obervolkach durch einen romantischen Laubwald, Krautheim erscheint gut renoviert. In Gerolzhofen verpassen wir prompt die Abfahrt Richtung Haßfurt. Übrigens könnte man alle den schönen alten Stadtbildern zuzählen!

Der Mainabschnitt vor Bamberg ist mit seinen vielen Seen besonders romantisch. ("Man sagt mir, dass der Fluss noch fließe, auf dem mich trug des Fährmanns Kahn"). Ein kurzes Stück, nachdem wir die Kulisse von Bamberg hinter uns gelassen haben, folgt die imposante Burg Seehof (sicher war der Fürstbischof der Hausherr) mit den vier wuchtigen Türmen, vorbei an Scheßlitz, wo es auf der Rückfahrt in einer der Wirtschaften ein überreichliches Eisbein gab. Drei Kirchen sind dort. Nicht zu verwechseln mit Seßlach im Norden von Bamberg, wildromantisch und mit einer dramatischen/tragischen Geschichte aus den Bauernkriegen.

Nach der wirklich schönen "Fränkischen Schweiz" obligate Rast in Thurnau beim Italiener nahe dem Brunnen vor dem Schloss. Dort reicht einmal Antipasti gut für zwei, einer alleine würde sich in gesundheitliche Schwierigkeiten bringen. Große Bauarbeiten. Erst vor wenigen Jahren wurde eine sumpfige Wildnis in einen malerischen Teich verwandelt (Faust II).

Weiter nach Osten: Vor uns taucht der Schneeberg des Fichtelgebirges mit seinem Beton-Aussichtsturm auf. Eher südlich davon der Ochsenkopf, nördlich der Waldstein. Entschluss: über Eger-FrantiŠ¡kovy Lázně/Franzensbad (Tschechien) ins Vogtland fahren. Die Abfahrt in Tschechien fordert etwas Konzentration. Klassische Durchfahrt durch die gründerzeitliche, zu 90 % tipptopp renovierte Bäderstadt, problemloser Übergang nach Sachsen:

Am Morgen Stadtrundgang Oelsnitz. Es brannte im 19. Jahrhundert ab und wurde sehr einheitlich aufgebaut, bekommt daher von Reiseführer Punkte. Solide Stadthäuser sind sehr günstig zu haben ab 30.000 €. Der Rathausplatz sehr großzügig, von dort Blick zur Vogtsburg (Sitz der Vögte zu Plauen).

Zweimal Kurpark Bad Brambach

 

 

Bad Brambach, sehr gepflegt, Kurpark vom Feinsten. Nur der Kaffee erschien uns Marke Nepp, daher Eis von einem Süd/Supermarkt gegenüber. Hier soll es die stärksten Radiumbäder geben. Die Kurverwaltung druckt es auf rote Fahnen und die knattern unbekümmert im Wind. Dazu könnte man viel sagen, auch Kritisches.

Wir kommen darauf zurück. In Frankreich wurde durch Becquerel 1896 die natürliche Strahlung von Uranverbindungen entdeckt und der Begriff "radioaktiv" geprägt. Würzburg (1895) ist der Ort der Entdeckung von Strahlen aus einer Röhre, der X-Strahlen, Paris ist der Ort der Entdeckung der Radioaktivität. Das Ehepaar Curie hat nur wenig später aus großen Mengen von Oxiden des Urans (aus dem Abraum im tschechischen Teil des Erzgebirges) die zwei neuen Elemente Polonium und Radium entdeckt (isoliert). Durch weiteren Zerfall des Urans entsteht auch das Gas Radon. Am Ende der Kette steht das nicht-radioaktive Blei. Übrigens: Der geistige und materielle Austausch zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern war 1918 gestört. Trotzdem gab es in Deutschland und Österreich viele, die besonders Madame Curie mit großer Hochachtung begegneten.

Schmuckes Kurhaus in Bad Elster

Auch dort und heute wird für Radon zur med. Anwendung geworben

Wenn man jetzt einmal fest aufs Gaspedal drückt, ist man im nächsten Kurbad: Bad Elster. Dort ist was los, es gibt einen guten Kaffee. Wir folgen der Weißen Elster Richtung Oelsnitz, fahren an der Stadt südlich vorbei, weil wir in einem Dorf am, besser in der Nähe des Pirk-Stausees, ein Quartier haben. Name: Zum grünen Baum (beim singenden Wirt). Es ist liebevoll ausgestattet mit allerhand uralten Landmaschinen. Etwas verwegene Wanderung zum Stausee mit einer sehenswerten Siedlung aus DDR-Einheitsdatschen, 1,3 Meter Abstand von Haus zu Haus, alle Rollläden sind heruntergelassen. Jetzt unter der Woche ist niemand da, es sei denn, er führt etwas im Schilde.

Wahl in England mit Verlust der Mehrheit für die Tories.

Oelsnitz, im 19.Jh. neu aufgebaut

Das Ländchen gehörte dem Kaiser und der schickte seine Vögte. Wie beim Wilhelm Tell: Manche fanden das gut, da der Vogt meistens kein Ayatollah, sondern ein Amtmann war, manche hätten sich lieber einen barocken Fürsten gewünscht, der öfter feiert, und wo man schon weiß, wer nachkommt. Fahrt über Netzschkau Richtung Reichenbach. Ein Blick auf die große Talsperre Pöhl.

Göltzschtal-Backstein-Eisenbahnbrücke von 1850

Noch vor Reichenbach wird man zu einem technischen Wunderwerk geleitet: die um 1850 gebaute gigantische Göltzschtal-Backstein-Eisenbahnbrücke. Diese Bauweise schluckte ungeheuer viele Steine und kostete auch wegen schlechter Sicherheitsbedingungen viele Opfer. Sie ist heute noch in Betrieb.

Oberhalb des Rathauses von Reichenbach die barocke Kirche mit berühmter Orgel.

Reichenbach gefällt mir gut. Am Marktplatz studieren wir mehrere Häuser, von denen eines M.s Domizil war; das Fass mit den Gurken im Hinterhof finden wir nicht mehr. Oberhalb des Rathauses steht eine barocke Kirche mit einer berühmten Orgel. Unmittelbar am Rathaus ein nettes Café mit wenig Betrieb, dann ein riesiges Postgebäude, das noch einen Nutzer sucht. Die kleine Stadt ist nicht in die Liste der berühmten Altstädte aufgenommen.