Riomagiore. Hier lande ich auf der obengenannten Bootsfahrt an dem letzten geschützten Anlegeplatz.
(Hier fließen meine Eindrücke von 2011 mit ein. Diesmal sind wir mit der Bahn dorthin gelangt.) Vom Bahnhof geht’s durch den Tunnel der ehemaligen Bahnstrecke. Der ist schön ausgestaltet und gut in Schuss. Der Ort ist in das enge und relativ steile Tal gebaut. (auch Monterosso und Vernazza sind so angelegt).
Die Hauptstraße von Riomagioresteigt vom Meer aus dem größeren (= maggiore) Flüsschen (= Rio) folgend an. Nur Versorgungsfahrzeuge dürfen vom Landesinneren kommend diese Straße befahren. Alle übrigen müssen ab der Schranke draußen bleiben. Das war noch vor einigen Jahren eine Zumutung, heute ist es ein Segen.
Von der Hauptstraße zweigen Gässchen ab. Nach exploratorischen Partien über malerische Treppen und Durchgänge vorbei an vielen bunten Läden und Brunnen geht es auf dem nord/östlichen Hang zur größeren unter den Kirchen.
Von der Kirche geht es weiter zu der Burg und einem Lokal mit "Degustation". Die Preise haben einen Kultur-Zuschlag. Bestehen die Spaghetti die kritische Testung?
Manarola. Vom Bahnhof aus muss man viele – ich glaube 365 – Stufen steigen.
Das Städtchen liegt auf einem Sattel (Via belvedere) und erstreckt sich am West/Nordhang bis zu dem Flüsschen (seit Jahrzehnten überbaut). An dessen Mündung unterhalb einer Terasse liegt der kleine Hafen Bonfiglio. Wir hatten die Muße zu beobachten, wie Boote mit dem Kran ins Meer gehievt wurden. Im Meer gibt es nämlich keinen ausreichenden Platz für viele Boote. Welche Arbeit! Andererseits bleibt uns durch diese Enge ein überbordender Yachthafen erspart, denken wir an die Tausende von Boote in Sestri Levante oder ähnlichen Häfen.
Eine Burg, die das Stadtbild bestimmen würde, gibt es hier nicht.
Auf dem Hügel westlich des Ortes schlingt sich ein Kreuzweg mit verschiedenen modernen Tafeln spiralig nach oben: Beginnend mit dem Letztes Abendmahl.
Der Abschnitt des (einfachsten) Wanderweges Manarola – Corniglia war März 11 wegen Erdrutsch gesperrt.
Corniglia. Das liegt im Gegensatz zu den anderen Orten richtig oben auf dem Hügel. Man war bei der Entstehung des Ortes offenbar sehr bedacht auf den Schutz von der See her. Der wurde erkauft mit dem Verzicht auf einen kleinen Hafen. Ein solcher (und der Fischfang) spielt aber auch in den anderen Dörfern eine untergeordnete Rolle. Lediglich Monterosso konnte zu einem Teil vom Fischfang leben.Das Fehlen eines Hafens in Corniglia bedeutet, dass das Touristenboot diesen Ort nicht direkt anfahren kann. Oberhalb von Corniglia in gut 300 m Meereshöhe liegt ein weiteres malerisches Dörfchen mit einer auffällig großen Kirche. Bei allen diesen Kirchen war das Ideal "Zweifarbigkeit" aus dunkelgrünen und weißem Marmor. (Mit gefällt der Dom von Lévanto man besten).
Der nächste Wander-Abschnitt bis Vernazza war offiziell gesperrt, aber ich habe den Grund nicht erkennen können. In Italien wird zur Freude des Reisenden manches nicht "tierisch" ernst gesehen. InFällen wo es bei uns schon mal eine Strafe geben könnte, lässt man hier auch mal das "göttliche Recht" gelten. Dieses "göttliche Recht" besagt: Was vernünftig ist, muss akzeptiert werden, auch wenn es menschlichem Recht zu widerläuft.
Vernazza.
Das ist am typischsten und am malerischsten nach der Ansicht vieler Reisender. Es gibt auch alles Burg, schöner Kirchturm, Hafen, nette Gässchen, gediegene Straßen, Kneipen, Unterkünfte. Es präsentiert sich von der besten Seite..
Der nächste Abschnitt der Wanderung erfüllt wieder alle unsere Erwartungen.
Monterosso . Das hat die Größe eines Städtchens und sogar einen echten Strand. Ein Strand ist untypisch für diese steile Küste.
Allgemein gilt die Faustregel: Großer Strand = Massentourismus = Verlust an Charme und Werten, die wir als Kultur empfinden. Das klingt etwas hochnäsig, etwas asozial, als ob der Herr nicht bereit wäre die Schätze der Welt mit vielen anderen zu teilen. Es kann doch auch Freude machen zu teilen. In der großen Gesellschaft verliert man nicht den Weg, gelangt schnell an Informationen und passt aufeinander auf. Das möchte ich gar nicht abschätzig beurteilen. Aber es gibt schon Auswüchse, wobei die Menschen wie die Ölsardinen an die Strände gepfercht werden und auch durch Kulturdenkmäler durch geschleust werden. Meine Erfahrung an der gesamten europäischen Mittelmeerküste war die, dass es viele einsame Regionen gibt. Sogar solche, die froh wären über Gäste. Auch gibt es Zeiten im Jahr, die nicht an Überfüllung sondern am "Mangel an Gästen" leiden.
Manche werden sagen, da hat er als Rentner gut reden. Ich glaube, man sollte diesen Aspekt beachten, mitteilen und nutzen: Wo und wann sind wunderschöne Regionen wie das Mittelmeer unterfordert und könnte Gäste vertragen? Das öffnet dem Reisenden einigen Komfort und günstige Preise. Es tut auch der Region gut.
Monterosso hat sogar einen Literatur-Nobelpreisträger zu bieten: Eugenio Montale. Ein Verlagsmensch und Journalist, schrieb anfangs Gedichtbände, später Prosa. Schon seine Titel erwecken Neugier. Also ich will demnächst in seine Bücher schauen.
Der Wanderweg von Monterosso nach Levanto führt sehr abwechselungsreich über eine Halbinsel. In beiden Richtungen ist es eindrucksvoll, wenn die Orte aus dem Wald auftauchen und die Küstensilhouette als Hintergrund bieten.