Abb.7: Die Gebirge sind in grauer Vorzeit
aufeinandergeprallt und geformt
Abb.8: Faltung und Verwerfung
im Gestein als Ausdruck
gewaltiger Kräfte
Geschichte Liguriens:
Die Ligurer allesamt wurden im römischen Reich sehr schlecht behandelt. Man hat sich an ihnen gerächt, da sie sich im 2. Punischen Krieg gegen ihre römische Eroberer gestellt und auf die Seite Kartagos geschlagen haben. Lediglich Genua hatte einen besseren Riecher für den zukünftigen Sieger, stand treu zu Rom und wurde daher von Hannibals Truppen niedergemacht. - Nach dem Untergang des römischen Reiches kamen die Langobarden, dann die Sarazenen, gegen die die Genueser die Oberhand gewannen. Genua soll vom ersten Kreuzzug profitiert haben und wurde bis 1300 immer stärker. Manchmal half ihnen auch der Zufall, so die Versandung des Hafens ihres wichtigsten Konkurrenten Pisa. –
Es ist ja bemerkenswert, dass sich in Erinnerung an das antike Rom alte Ideen hervordrängten. So die alte Vision einer von einer "res publica". In Venedig und Genua waren diese Gedanken über Jahrhunderte aktiv.
Ich bin nicht in der Lage diese Republiken zu bewerten. Sie haben Reiche erobert, Künste gefördert und nicht zuletzt auch dem Pabst Paroli geboten. Ich erinnere mich an die köstliche Episode, in der der Pabst die ganze unbotmäßige Republik Venedig exkommunizierte. Das wurde von Venedig mit genialer Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Die Strafmaßnahme verpuffte in ihrer Wirkung.
Ab 1300 zerfiel die alte Kraft Genuas durch Streitereien der Geschlechter. Bezeichnend ist, dass von den ehemals sehr vielen Geschlechtertürmen nur noch der Torre degli emprici übrigblieb. Daher hatte Genua ab 1300 eine längere Phase der Fremdherrschaft. Für diese Phase ist die Tatsache typisch, dass der Genueser Kolumbus in seiner Heimat keine Zukunft sah und unter die Gastarbeiter ging. - Die Uneinigkeiten dieser Stadt wurden durch eine interessante Institution abgemildert: Die Banco di San Giorgio; ein Schutzschrim der bei Parteienstreit schlichten musste und konnte. Erst dem Dogen Andrea Doria (bis 1557; Stoff für Schillers Verschwörung des Fiesco zu Genua) gelang die Erneuerung. Er war gescheit genug, auf Macht zu verzichten, um im Inneren Verbündete zu gewinnen. Außerdem hat er seinem ärgsten Widersacher dem Spanier seine Dienste angeboten und damit die Kasse gefüllt..
Erst Napoleon, obwohl selbst aus der (französischen) Revolution geboren, machte den großen alten Republiken den Garaus.
Soweit die Geschichte. - Jetzt zur Reise selber:
Im Osten von Ligurien geht es los mit "La Spezia" um dann zu einem Highlight zu kommen, den Cinque Terre.
Um 1300 n. Chr. kam La Spezia unter den Einfluss der mächtigen Republik Genua. Diese Abhängigkeit ist ein Schicksal, das auch viele andere Orte der Region betraf. - Als Kriegshafen hat es im 2. Weltkrieg unter Bomben gelitten; ich glaube sowohl von Deutschen als auch von den Alliierten.
Die Stadt wird markant vom Castello San Giorgio überragt. Ein Museum beherbergt prähistorische Funde, nämlich die wahrscheinlich ältesten von Menschen geschaffenen Bilder Europas, dazu Sammlungen eines kunstsinnigen Industriellen.
Weiter südlich Richtung Lucca waren wir auf der letzten Fahrt. Dort ist das Aussteigerparadies am Golfo dei Poeti; von dort sind wir im letzten Oktober abgezweigt, um den Apennin Richtung Heimat zu überqueren.
Auslassen will ich auch Portovenere, das alte Venusheiligtum und die vorgelagerten Inseln. Die größte heißt Palmaris.
Man findet dort einen schönen und seniorenfreundlichen Rundwanderweg. Bitte nachlesen in der Literatur (siehe Angaben). Dann macht Palmaris von sich reden durch die Wallfahrtskirche für die Fischer, die selbstverständlich San Pedro heißt, und die berühmten Grotten, die den Lord Byron inspiriert haben.
Ich beschränke mich auf die Cinque Terre. Diese Beschränkung ist unvernünftig. Jene 5 Dörfer sind ein derartiges "Highlight", dass man es nicht an den Beginn einer Fahrt stellen, sondern als einen Höhepunkt einbauen sollte.
Es sind fünf Orte, die man kaum auf Straßen, aber mit Eisenbahn (günstig in Italien) und Schiff erreichen kann. Klassischer Ausgangspunkt zum Studium der Cinque Terre ist Lévanto.(Betonung 1. Silbe). (La Spezia liegt im Osten, Levanto im Westen der Cinque Terre. Beide genannen Orte gehören nicht mehr im engeren Sinn dazu).
Lévanto hat im Gegensatz zu den 5 Dörfern Campingplätze. So den von mir "sehr gut" getesteten "Aqua dolce". Hotels gibt es in Lévanto wenige, dafür wirklich zahlreiche Wohnungen, B + B Italia, Affitacamere, Camera, Mehrzahl Camere, ostello = Jugendherberge etc. - Das Wort "Affitacamere" muss man sich einprägen.
Geschichte und Gegenwart der Cinque Terre:
Die 5 Dörfer haben keine Wurzeln in römischer Zeit. Die Besiedlung erfolgt eher spät; die Abgeschiedenheit und Armut hat den Dörfern ermöglicht sich einigermaßen frei zu eintwickeln.
Sie werden am besten beschrieben als ein der Natur abgerungener Garten. Andere sagen sehr treffend: ein Gesamtkunstwerk.
Künstler sind erst im 19. Jahrhundert auf dieses vergessene Stückchen Welt aufmerksam geworden: So Telemaco Signorini , der 1860 als Wanderer nach Riomaggiore kam, Naturalist und Fanatiker der Freiluftmalerei. Sein aufschlussreicher, eigentlich vernichtender Bericht über die Verwahrlosung machte die 5 Dörfer sehr bekannt.
Die Wanderwege zwischen den Cinque Terre einschließlich Porto venere im Ost/Süden und Levanto – Bonassola im West/Norden sind phantastisch!
Die Eisenbahnlinie 1874 hat endlich dringend benötigtes Kleingeld in die 5 Dörfer gebracht, hat aber auch die Abwanderung verstärkt. Es gibt eine neue Bahnstrecke, folglich wurde die alte frei und wurde unterschiedlich geschickt genutzt. - Eine vorwiegend ideelle Untersützungen war die Anerkennung als Regionalpark (1987) und 1997 die Aufnahme in die Liste des Unesco- Welt-Kulturerbes. Neben den erfreulichen Ereignissen der weltweiten Beachtung und Anerkennung gab es auch Rückschläge vor allem durch Naturkatastrophen: 1955 und 1998 gab es Sturmfluten.
Wanderer haben einen interessanten Effekt auf den Tourismus, sie verlängern die Saison zeitlich nach vorne und nach hinten. Vor allem ausländische Wanderer gehen den heimischen Badegästen voraus und folgen ihnen nach. Das ist auch dringend nötig, denn die Bademöglichkeiten sind gering, ausgenommen vielleicht Monterosso. Das soll auf dem Höhepunkt des Sommers überfüllt sein. Überfüllung hat zwei unterschiedliche Aspekte: dass sehr viele Menschen da sind und dass für die Anwesenden zu wenig Platz da ist. Beides wird gleich empfunden, aber nur letzteres schont und schützt die Region.
Jede italienische Region gibt nach meiner Kenntnis ein Annuario degli alberghi herausgeben. Sowas ist/wäre sehr nützlich. Internetseiten führen den Nutzer zu gerne zu sehr ausgesuchten, sprich teueren Anbietern. Bei unserem Aufenthalt 2011 kamen wir, was Unterkunft in Lévanto betrifft, gut klar.
In anderen Regionen Europas hatte ich große Schwierigkeiten. Bei den von mir aufgerufenen Portalen waren die wirklich guten Angebote systematisch ausgespart. Ich hatte oft den Eindruck, dass die schlechten Anbieter am eifrigsten nach Praesens im Netz suchten. Die Guten hatten es kaum nötig. Ich hoffe der Markt reguliert sich: Die günstigen Anbieter melden sich eifriger zu Wort und der Nutzer erkennt bei steigender Erfahrung die unseriösen Angebote.
Die Eisenbahn ist, was den Transport betrifft, der Monipolist in den 5 Dörfern,. Es wurde geklagt, dass dies zu Service-Mängeln führt. Diesen Klagen über die Eisenbahn kann ich mich nicht anschließen.
2 Gerichte findet man häufig und kann sie als etwas Landestypisches empfehlen:
Trenneta al pesto (Bandnudeln mit Pesto= Pinienkerne, Basilikum, Parmesa, Olivenöl, Knoblauch)
Pansotti a la salsa di nocci, mit Kräuterquark gefülle Ravioli in Nussauce.
In allen Städtchen versucht man an die Kunsttradition anzuknüpfen, so schmückt sind auch Manarola mit einige naturalistische Boden- und Wandbildern.
Es gibt so gut Literatur, dass ich mich sehr kurz fasse. Sozusagen nur Appetit machen will:
Michael Pröttel: Cinque Terre und Ligurien. Bruckmann 2006
Manfred Görgens: Cinque Terre und Umgebung; Wanderführer. Reise Know-How Verlag 2008
Sibylle Geier: Handbuch für individuelles Entdecken Ligurien. Reise Know-How Verlag 2007 (schöne Bilder, schöne Stadtpläne, konkurriert etwas mit dem vorgenannten)
Diese Bücher sind so wichtig, weil manche Standard-Broschüren (Polyglott, Marco Polo) zu wenig über die Wege und zu viel über die Ziele erzählen.
Das Angebot an Wanderwegen geht von leicht bis hin zum sehr anspruchsvollen Touren; so der Höhenweg durch die ganze Region Liguria (Dauer 5-6 Tage).
Michael Pröttel hat ein scharfes Auge für Zusammenhänge zwischen Landschaft und Wirtschaft; Natur und Sozialgefüge. Er ist einer der wenigen Geographen, die etwas von der Geologie verstehen.
Manfred Görgens ist eigentlich Indologe, aber seit Jahren umfassender Reiseschriftsteller und Journalist. Er gibt ganz strikte Anweisungen, z.B. was man in seinen Rucksack einpacken muss. Mancher braucht solche klaren Anweisungen, jeder profitiert, auch wenn er mehr individuell gestaltet. Er hat in seinem Buch ein patentes Speisekarten-Lexikon zusammengestellt. Überhaupt stellt er gerne und akribisch zusammen. Da mir diese Fähigkeit fehlt, brauche ich solche Bücher.