Am nächsten Tag steuere ich in Bogliasco, einen Campingplatz an, um mich auszuschlafen. Dann nutze ich die gute Anbindung dieses Ortes für einen Besuch in Genua. Man kommt auf dem Hauptbahnhof Principe an. Ich mache zuerst einen Rundgang über den Hafenbahnhof Maritima zu den großen Fähren. Gerade fährt die "Karthago" mit Sirenen und viel Gestank nach Tunis ab.
Dann geht’s weiter durch die Via Pre. Diese hat die ganze Familie schon mal vor Jahren bei einem Kurz-Besuch kennen gelernt. Dort ist es wie im Basar: farbig, laut, viele Afrikaner. Es ist nach meiner Einschätzung kein Rotlichtmilieu.
Noch weiter nach oben führt ein Lift .
Nach der Abfahrt führte mich der Weg durch das verwunschene Vico Magdalena und Vico Rossa zum Imperiale-Palast. Dieser ist ein gotisches Bauwerk der bedeutenden Familie Doria (Schillers 2.Stück: die "Verschwörung des Fiesco"..), die auch die benachbarte Matteo-Kirche ausgestattet und gepflegt haben.
Unweit vom Dom befindet sich das Opernhaus Carlo Felice, die Academia Belli Arti, die Burse und die Casa di Colombo. Letzteres ist das äußerst enge und bescheidene Wohnhaus des Christoph Kolumbus, der ja in Genua geboren wurde; es liegt nahe dem erhaltenen Kreuzgang einer verschwundenen Kirche St Andrea.
Hier stößt man auch auf das Stadttor, welches häufig als Symbol für Genua abgebildet wird.Zurück geht es zum Dom über die Piazza del Herbe vorbei am Palazzo Ducale. Der Dom ist, wie in ganz Ligurien üblich, in hellem und dunklem Marmor gehalten; er wird innen und außen von Menschen belagert.
Ich wundere mich über meinen Tatendrang und gehe noch einmal zu dem im Kolumbus-Jahr 1992 umgestalteten alten Hafen, zum alten Speicher, der jetzt ein Kongresszentrum ist. Es gibt viele Leute, viel Spaß, viele Läden, Jazz, das Aquarium und auch ein Schifffahrtsmuseum, was ich aber nicht besuche.
Dann führt der Weg zur Piazza San Giogio mit der gleichnamigen Kirche und einer weiteren von Cosmas und Damian ( wo diese beiden Heilkundigen sind, ist oft auch ein Spital in der Nähe). Von diesem markanten Platz, San Giorgio geht es über viele kleinere, romantische Sträßchen, die teilweise der Reinigung bedürften, zur Kirche San Donato mit dem achteckigen Glockenturm.
Vom Ferrariplatz bringt mich die U-Bahn dann wieder zu meinem Zug und sicher zurück zum Campingplatz. Es gibt sprachliche Unsicherheiten, weil ich nicht weiß, was die "Linea Gialla" ist. Nichts andres als eine gelbe Linie parallel zum Bahnsteig, die die Fahrgäste ermahnt, zurückzutreten.
Insgesamt ein kompakter Rundgang durch eine hochinteressante Stadt. Fast unglaublich was in diesen Tag alles reingepackt werden konnte: Heilschlaf, Anfahrt, ausgedehnter Stadtrundgang. Da kann und sollte man sich mehr Zeit lassen. Nur bekomme ich auf meinem Campingplatz, der für eine gute Restauration bekannt ist, nichts mehr zu essen. Eine Hochzeitsgesellschaft hat alles in Beschlag gelegt.
Eine Wanderung ist für den nächsten Tag geplant: Mitten von der Stadt ausgehend, über den nördlichen Vorort Righi bis zum Forte Diamante. Zum Auf- oder Abstieg kann man auf eine witzige uralte Schmalspurbahn umsteigen (so nostalgisch wie die Bahn, die um den Ätna herumfährt).- Dieser Ausflug fällt buchstäblich ins Wasser. Es regnet.
Statt des Museums im Hafen besuche ich das Schifffahrtmuseums in Pegli, einem Vorort von Genua. Die Sammlungen sind sehr repräsentativ in einem Schloss untergebracht. Es gibt rund ums Mittelmeer nicht wenige Museen, die uns die Welt der Seefahrt näher bringen. Spontan erinnere ich mich an das Arsenal in Barcelona - und an Palamos. In letzterem wird die Arbeitswelt der Seeleute sehr gut geschildert. - In der Nähe von Pegli liegt übrigens der Flughafen, von dem man aber nicht viel merkt.
Man muss noch 10 Kilometer fahren, um aus der intensiven Bebauung von Genua herauszukommen.
Die nächsten Orte waren keine Highlights.In Arenzano gibt es Schiffsbau;
in Varazze hat der Dauerregen immer noch nicht aufgehört. Von einen Spaghetti mit Meeresfrüchten bin ich enttäuscht. Albisola Marina hat eine schöne Palmenallee, wirkt schmuck und hell;
Savona ist ein richtige Industriestadt mit einem historischen, aber wenig gepflegten Kern. Vier Geschlechtertürme stehen noch in der Altstadt. Die mächtige und unschöne Festung Priamar hat Andrea Doria gebaut, um die unbotmäßigen Savoneser zu züchtigen. Dieser schon mehrfach zitierte Andrea Doria hat die gleichen Lebensdaten wie Michelangelo ( 1475-1550).
Einer der Sixtuspäpste kam aus diesem Ort, und Pancaldi, nach dem ein Turm benannt ist, war der Steuermann von Magellan. Diese alten Seefahrergeschichten sind tragisch und bewegend. Magellan ist mit 250 Mann losgefahren um die Welt zu umsegeln, davon kamen 19 zurück, auch der Kapitän fehlte. Makaber: Die Ladung, die sie mitbrachten, war trotzdem wertvoller als die Kosten der ganzen Expedition.
Savona hat 1944 Kriegszerstörungen erlebt, da es ein Standort für Stahlproduktion war. - Der Hafen lebt heute vom Autoexport für Fiat.