Das alles liegt östlich von Levanto und bildet die Original- Cinque Terre.
Auch in westlicher Richtung von Lévanto ausgehend verspricht es sehr interessant zu werden. Wohlbemerkt das sind nicht mehr die Cinque Terre, also weniger bekannt und nie überlaufen abseits vom ganz großen "Wanderer"-Strom. Ich versuche hier mit meinem Klapprad- sehr bewährt - die ehemalige stillgelegte Bahnstrecke abzufahren. Dies gelingt 2006 leider nicht, da die Tunnels kein Licht und große Pfützen aufweisen. Nicht so 2010: alles tipp top; wunderschöne Wege nach Bonassola und weiter nach Framura.
Diese Orte sind vorzügliche Ausweichquartiere, sollte in den Cinque Terre der "Bär los" sein.
2006 war ich so ungeschickt und habe Straße nach Bonassola und Framura nicht gefunden. Der geneigte Leser wird besser aufpassen und dieses Problem meistern, so wie 1000 Leute vor ihm.
Die Weiterfahrt kann also nicht entlang der Küste erfolgen. Man muss immer etwas ins Land hinein und sich dann mit mehr oder weniger Erfolg punktuell zur Küste durcharbeiten. Kleinere Dörfchen liegen am Wegesrand und sind mit Kirchen von 1000 n Chr. geschmückt, die winzigen Skulpturen der Frühromanik mit ihren strengen bäuerischen Gesichtern faszinieren mich am meisten. Viele der Kirchen sind in der Barockzeit "aufgemischt" worden; an vielen wird gebaut. Mancherorts seit 1000 Jahren.
Geplant war als Fortsetzung der Reise: Dévia Marina,
alle diese Orte werden wegen ihrer guten Wasserqualität gelobt. Das ausgesuchte Sträßchen ist (2006) nicht passierbar. Da sollte man mit Hartnäckigkeit zum Erfolg kommen.
Ich jedenfalls landete auf der Staatsstraße Numero 1, der alten Via Aurelia. Sie verläuft kurvig durchs Gebirge. Ich war so beeindruckt, dass ich "meine Küste" eine Weile vergaß. Es ist eine Fahrt wie durch einen Zaubergarten. Im Gegensatz zu den klassischen "Traumstrecken", wie z.B. der Amalfitea ist niemand unterwegs. Aurelia für mich alleine. Man möchte dauernd anhalten und etwas festhalten, Steine, Hölzer, Katzen. Alles sollte am liebsten mitgehen. Leider lassen manche von den seltenen Touristen ihren Müll liegen.
Die Landschaft ist vergleichbar mit der Chalkidiki. Dieser Märchenwald verwandelt sich stellenweise in einen Urwald, man kann hier ungestört eine Ruhepause einlegen oder auch aus einem anderen Grund kurz verweilen und erleichtert von dannen gehen.
Marta Tarana liegt traumschön auf einer Bergkuppe, einige Häuser stehen leer, ganz undenkbar an der bisher begangenen Küste, die bei allen Investoren hoch im Kurs steht.
Feierliche Abfahrt nach Sestri Levante. Der Ort ist zur Orientierung wichtig. Von hier aus ist die Küste nicht mehr so zerklüftet und steil. Ab diesem Ort geht die Straße - die Halbinsel von Portofino ausgenommen - weitgehend an der Küste entlang.
In "Sestri Levante" haben die Leute mir zuliebe alles buntgetüncht und bunte Wäsche rausgehängt. Mitten im Dorf steht eine Fabrik. Weil Mittagszeit ist, bevölkern viele arbeitende Menschen die Straßencafes. Abgesehen von einigen schönen schmiedeeisernen Balkons ist der Ort recht fade. Ich bin etwas enttäuscht. -Klassisches Missverständnis! Ich bin noch gar nicht in Sestri Levante, sondern in einem Vorort, der wohl dazugehört, aber nicht so "postkartenschön" ist wie der Hauptort mit seiner Isola, seinem Vorgebirge und seinen Stränden, die von Dichtern benannt und beschrieben sind. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass das wahre Sestri Levante immerhin 17000 Einwohnern hat.
Noch größer ist das 8 Kilometer entfernte Chiávari. Vorher komme ich noch bei Cavi vorbei, einem kleinen, aber malerischen Nest. Es hat folgende Bedeutung: E. und ich hatten vor vielleicht 10 Jahren bei einem Ausflug in die Alpen die Idee, wir könnten zum Mittelmeer vorstoßen. In Mailand haben wir ein Auto gemietet. Von diesem Tag rührt mein Widerwille gegen den Straßenverkehr in Mailand. Wir haben tatsächlich das Mittelmeer erreicht und in diesem Cavi zwei oder drei schöne Tage verbracht. Ich kann mich oft erinnern, welche Bücher ich an welchen Orten gelesen habe. Hier las ich von Camus "Die Pest" . Der Eindruck war bescheiden. Hätte ich lieber Goethes "Italienische Reise" studiert.
Unsere Unterkunft existiert noch, ebenso die malerische Römerbrücke an dem Bächlein, kurz bevor sich dieses ins Meer ergießt, und schließlich der Miniatur-Strand. (man kann nicht alles haben).
Zusammen mit Cavi wird meistens das benachbarte Lavagna genannt. Es besitzt immerhin eine 944 gegründete Kathedrale. - Bemängelt wird, dass man in Lavagna am Strand die Eisenbahn vor der Nase beziehungsweise im Rücken hat.
Chiávari ist auch deshalb interessant, weil es unterschätzt wird. Es gilt als Industriestadt, und die uralten malerischen Arkaden in der großen Altstadt werden zu wenig gewürdigt.
Ausgelassen wird Varise ligure. Es liegt etwa 30 Kilometer im Land und ist ein halbrundes Borgo, also ein mittelalterliches Dorf mit einer uralten Brücke über den Fluss Vara.
Jetzt ist es bis zur Halbinsel von Portofino nicht mehr weit und vorher kommt noch der Golf von Rapallo. Die Stadt Rapallo macht einen ausgesprochen guten Eindruck; lebhaft und geschäftstüchtig; es überwiegen die "Oldies". Gekrönt wird die Stadt von der Kirche Madonna di Mont Allegro, 612 m über dem Golf . 1559 erbaut ist diese Kirche nicht sonderlich alt . Es gibt auch frühromanische Kunst in der kleinen, aber außerordentlich schönen Altstadt.
Am Hafen steht eine alte Burg mit wechselnden Kunstausstellungen.
Kunst findet man auch in Santa Margarita (Villa Turazzo). Margarita gilt als teuer; auch Portofino (Portus Delphini) hat viele Superlative, meistens mit dem Adjektiv "teuerstes". Einige Hollywoodgrößen und auch Berlusconi besitzen hier Villen. Entdeckt wurde es allerdings - wie viele andere berühmte Tourismusstädte, z.B. Sorrent - von den Engländern. Es hat eine äußerst malerische Lage und Hafenfront.
Der Warnung des Reiseführers, dass man Portofino mit dem Auto schwer erreichen kann, würde ich unbedingt glauben.
Auf dieser Halbinsel von Portofino liegt auch San Fruttuoso. Dieses ist effektiv nur zu Fuß oder vom Wasser her zu erreichen. Es ist ein charmantes mittelalterliches Kloster. Man hat an diesem Ort die wertvollen Reliquien des Heiligen Fruttuosus aus Spanien vor den gottlosen Moren in Sicherheit gebracht. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn diesen die heiligen Gebeine in die Hände gefallen wären. Die Legenden sind vielfältig und nicht eindeutig. Eine Verbindung zu Spanien kommt aber immer wieder heraus.– In San Fruttuoso ist die Familie Doria begraben, ein Name der eng mit der genueser Geschichte verknüpft ist. Gut bekannt sind Dorias auch dem Schiller-Freund.
Bei San Fruttuoso gibt es eine Christusstatue auf dem Meeresgrund. Hier können die Taucher andächtig inne halten, solange der Sauerstoff reicht.
Noch erwähnen muss ich die wunderbaren Wanderwege (alle im Naturpark "Portofino"): Beispielsweise: Von Portofino nach San Fruttuoso, von dort mit dem Schiff zurück. Es wird als leicht beschrieben.Auch sehr gelobt ist die Tour von der anderen Seite her: von Camogli (,was gleich zur Sprache kommt,) nach Fruttuoso. Dieser Weg ist vom Ausgangspunkt her wegen seiner Bahnanbindung ideal. Die Strecke ist nicht so waldig, daher genießt man uneingeschränkte Blick-Freiheit, aber für den Hochsommer wird es sehr heiß.
Am Ende der genannten Halbinsel liegt Camogli, ein 9000 Einwohner zählendes Fischerstädtchen. Es war zumindest 1700 bis 1800 eine selbständige Seerepublik. Die Republik hatte lange Jahre mit allem zu tun, was mit dem Schiffsbau und Seefahrt zusammenhängt. - Das Wahrzeichen ist die Kirche S. Maria Assunta. Der Platzmangel wird durch sieben- stellenweise bis zu neunstöckigen Häuser ausgeglichen. Das Stadtbild ist umwerfend interessant. Die schwierige bis aussichtslose Parkplatzsituation habe ich hautnah kennen gelernt. Eigentlich möchte ich doch die Probleme der Menschheit und nicht die Probleme der Parkplätze ergründen.
Dort wird auch die angeblich größte Bratpfanne der Welt verwahrt; sie hat 4 m Durchmesser. Gut dass es noch solche wichtigen Informationen gibt. Sie wird an einer Hauswand aufgehängt und einmal im Jahr verwendet. Ich bin froh, dass Moni†s Pfannen öfter verwendet werden. Jedenfalls ein Wallfahrtsort aller Spaghetti-Freunde.
Camogli ist auch Schauplatz der recht bekannten Stella-Maris-Prozession.
Mein Quartier hat den Nachteil, dass es eines Luft-Entfeuchters bedarf. Das Ausschalten überzeugt nach kurzer Frist von der Notwendigkeit dieses Gerätes: Es entsteht die Atmosphäre einer Waschküche. Vor dem Fenster findet der überraschte Gast in 30 cm Abstand eine Backsteinmauer. Was ist hinter der Backsteinmauer? Die Bahntrasse des Zugs von Rom nach Genua und von Genua nach Rom.
Also Camogli ist ein Phänomen. Es ist sehr amüsant, falls man sich nicht in den Kopf setzt, mit dem Auto hineinzufahren und/oder dort zu übernachten.