Ligurien - Italien II -

 

 1. Anfahrt (Abb.1-4) 

2. Ligurien, Geologie und Geschichte (Abb. 5-6) 

3. Eigene Geschichte und Gegenwart der Cinque Terre (Abb. 7-18) 

4. Ausgangspunkt Lévanto, Bootsfahrt und Wanderung (Abb. 19-27)    

5. Einzelne Orte der Cinque Terre (Abb. 28-40) 

6. Bonassola bis Camogli (Abb. 41-46) 

 7. Genua (Abb. 47-52)

8. Noli bis Ventimiglia (Abb.53-64)

Vierter Abschnitt eines Vorhabens, die europäische Mittelmeerküste zu "umrunden".
Ganz ursprünglich sollte es in einem Rutsch von Konstantinopel nach Santiago de Compostella gehen. - Das war reichlich unrealistisch. Vor allem deshalb, weil das Gedächtnis gar nicht so viel bewältigen kann. -
Selbst bei kleineren Fahrten ist das Aufschreiben nützlich; es entlastet das Gedächtnis und hilft, manches in der Nachschau zu vertiefen.

Am Samstag, den 3. April 06 geht es los.
Das Auto ist vollgepackt; auch auf dem Dach sind Holzbalken verzurrt, um Tochter E. in Freiburg einzurichten.  Verschiedenes soll dort gebastelt und gebaut werden. - Moni kommt mit dem Flugzeug nach Barcelona.
Start im schönen späten Licht, regennasses Grün, ein roter Hauch von Knospen in den Wäldern, und dazwischen Regen und Sonnenschein  mit fantastische Wolkenformationen. Ich genieße  ein richtiges "Wolkenmuseum" zwischen Würzburg und Freiburg. Das Rheintal, eingefasst vom markanten Panorama des Schwarzwaldes und der Vogesen, will es schwer machen, die europäische Mitte zu verlassen.
In meiner Unterkunft in Freiburg muss man energisch lüften;  die kühle Brise und das sanfte Rauschen der Stadt stört nicht den ersten Urlaubsschlaf.
Zum ersten Mal nach dem strammen Winter ist es möglich, sich ohne Jacke auf den Weg zu machen. - Wir besprechen die alte Frage, ob die "erste Wahl" z.B. die erste Pizzeria auch die Beste sein kann. Oder ob sie meistens nicht die Beste ist?  Die "erste beste" wird im Volksmund meistens abschätzig eingeschätzt. Die erste Liebe, die ersten Schritte, die ersten Werke werden freundlicher beurteilt.
Freudige Überraschung, als es gelingt, aus sehr unterschiedlichen Sammelstück ein Bett zu bauen.  Es wird am Schluss  sicherheitshalber an die Wand gedübelt. Überraschende Erfolge verzeichnen wir beim Versuch, einige Schränke schließbar zu machen.
Sonntag 4. April: Abfahrt zu Schwiegermutter M. nach Lörrach.
Obwohl ich unangemeldet hereinschneie, werde ich wunderbar mit Klößen und Pilzen, Erdbeeren und Kuchen verköstigt. Danach Kaffee auf der Sonnenterrasse.

Mein Plan ist, die Schweiz in südöstlicher Richtung zu durchqueren, um über Mailand La Spezia zu erreichen. Das war der Endpunkt der letzten Reise ("Italien") und danach soll es weitergehen entlang der Küste.
Die östliche Umgehung von Basel über die Ausläufer des Hotzenwaldes auf der lieblichen Bundesstraße über Rheinfelden lohnt sich sehr. Bald gibt es Anschluss an die Autobahn Richtung Luzern/Gotthard. Der erste lange Tunnel (Bölchen über 3 km) wirkt  unwirklich. Man fährt - ohne zu träumen - einfach mitten durch den Fels .
Danach tauchen in der Ferne schneebedeckten Bergriesen aus dem Dunst auf. Beim ersten Blick bleibt  ein Zweifel, ob sie tatsächlich der Wirklichkeit entwachsen.
Nicht weit von Olten öffnet sich die  Ebene des Aaretals. Bei Aarburg liegt das fantastisch schöne Schloss (Aarau). Bei Sursee am Sempachersee liegt dann die Alpenkulisse gestochen scharf vor den Augen. Nach einigen etwas engen Umgehungsstraßen in Luzern sieht man rechts vorne den Pilatus und folgt dem kompliziert strukturierten Vierwaldstättersee an seiner Ost- und Südflanke. Im Nordwesten liegt das Rigi und trennt diesen See vom Zugsee. Südlich vom Pilatus geht die Autobahn nach Interlaken Richtung Samersee und Brienzer See ab. Und noch etwas später kann man in die Berge südlich des Vierwaldstättersees (Engelberg als Zentrum) abbiegen.
Ich  bleibe nahe beim See. Über 9 km sind durch den Selisbergtunnel ausgebaut. (Das war 06, inzwischen ist der Ausbau fortgeschritten).
Als "Tell-Kenner" entdecke ich natürlich dauernd bekannte Namen. Hier ganz in der Nähe ist das Rütli und auf der gegenüberliegenden Seite die Tellskapelle bei der "Tellenplatte". Wilhelm Tell ist das letzte vollständige Theatersück von Friedrich Schiller. Es ist eines seiner besten und wahrscheinlich eines der besten Werke der deutschen Sprache. Dazu stellt das Stück eine Homage an die Schweiz da, ein Geschenk eines Schwaben an das schweizer Volk.
Ich bleibe in Altdorf, der Stadt des Apfelschusses, einer der wichtigen Szenen aus dem besagten "Tell". - Beim alten Zeughaus gibt es Blasmusik.  Hier ist alles perfekt aber nicht so, dass es ungemütlich wird; da rauchen die Rentner noch einen "Stumpen". Da steht das alte Hospital, das einst für arme Durchreisende errichtet wurde.
Altdorf liegt nicht direkt am See, erst unmittelbar nördlich in Flühls gelangt man ans Seeufer. Auch dieses ist ein Schmuckstück. Von dort geht die historische Axenstraße hinauf nach Brunnen in den Urkanton Schwyz am Rand des schon genannten Rigi. Diese Axenstraße ist eine berühmte Filmkulisse. allerdings hat sie durch die Modernisierung viel von der Romantik verloren. Die stillgelegten alten Tunnel und Galerien schauen einen bei jetzt einbrechender Dunkelheit etwas gespenstisch an. Man könnte die 11 km nach Brunnen mit dem Fahrrad fahren, aber der starke Verkehr verleitet es. Nahe der Tellskapelle, deren Besuch Pflicht ist, hat die Schweizer Schokoladenindustrie der Bevölkerung ein Glockenspiel gestiftet und installiert. Sonst ist alles beim Alten geblieben; auch im nahen Restaurant hat sich nichts verändert außer den Preisen.
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