Dr. Janusz Marian Zaremba aus Warschau

Ein Nachruf seines Bruders

Am 6 März 2017 starb Dr. med. sci. Janusz MarianZaremba im Alter von 90 Jahren (geb. am 15 August 1926).Er gehörte zur Generation, die sich an die Vorkriegszeitennoch sehr gut erinnerte.
Sogar die Beerdigung von Józef Piłsudski blieb ihm gut im Gedächtnis. Gemeinsam mit seinen Mitschülern nahm er Abschied von dem berühmten Marschall, der im Belvedere aufgebahrt war.

Vor dem Kriegsausbruch im Jahr 1939 war er Schüler des Sułkowski – Gymnasiums, einem Internat für Knaben in Rydzyna. Die Schule war für ihr hohes Bildungsniveau und hre fortschrittlichen Erziehungsmethoden bekannt. Während der Besatzungszeit gelang es ihm an illegalem Unterricht in kleinen Gruppen teilzunehmen, die Oberschule abzuschließen und sogar das Abitur zu bestehen. Er gehörte der polnischen Heimatarmee an und überlebte das Drama des Warschauer Aufstands. Er arbeitete für die Heimatarmee in dem ihr untergeordneten Maltański–Krankenhaus; dieses lag in der Senatorska-Straße. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands 1945 beteiligte er sich an der Evakuierung dieses Krankenhauses aus der Stadt Warschau.

Direkt nach dem Krieg, noch im Jahr 1945, kehrte Janusznach Warschau zurück; sein Vaterhaus in der Żurawia Straße 20 lag in Trümmern. In seiner Familie gab es schon seit 6 Generationen Ärzte. Medizin war auch sein Wunschtraum; trotz vieler Widrigkeiten gelang es ihm, nach der Wiedereröffnung der medizinischen Universität einen Studienplatz zu bekommen. Er wohnte bei seinem jüngeren Kollegen und Freund Włodzimierz (Kot) Araszkiewicz im Stadtbezirk Praga in der Radzymińska Straße 56. Kots Vater war eines der Opfer von Katyń, und seine Schwester Lula war Soldatin der polnischen Armee. Sie ist während der Kämpfe am Erlöserplatz umgekommen.

Nach dem erfolgreichen Studienabschluss (im Jahr 1951) wurde er Assistent am Institut für Pathologische Anatomieder medizinischen Akademie in Warschau (Teil derUniversität) unter der Leitung von Prof. Ludwik Paszkiewicz. Bis in die Sechziger Jahre leitete er Übungen für Studenten dieser Akademie. Die Studierenden schätzten Janusz sehr hoch. Das wurde u.a. deutlich in einem Artikel über ihn in der Rubrik „Unsere Favoriten“ der Studentenzeitschrift„Neuer Mediziner“.
Er arbeitete am Institut für Pathologie des Praski–Krankenhauses, und danach leitete er jahrelang bis zu seinem Ruhestand das Institut für Pathologische Anatomieam Zentralbahnkrankenhaus in Międzylesie1. Er genoss denRuf eines ausgezeichneten Diagnostikers, Pathologen und Histopathologen.

 

1 Międzylesie (Mittelwalde) ist eine Stadt im Powiat Kłodzki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeindeund liegt nahe dem Grezübergang nach Tschechien, 32 km südlich der KreisstadtKłodzko

Im Jahr 1952 musste Janusz unter den Auswirkungen des Stalinismus leiden: er wurde verhaftet und eingesperrt. 2000 Soldaten der polnischen Heimatarmee wurden damals festgenommen, und zwar unmittelbar nach dem Anschlag auf Stefan Martyka, einem verhassten Propagandisten, dessen Name mit der Rundfunksendung „Welle 49“ verbunden war. Sein Freund, der oben genannte Kot war Lungenspezialist geworden; auch er wurde damals verhaftet und steckte sich im Gefängnis mit Tuberkulose an.
Janusz war mit seiner Familie immer eng verbunden, insbesondere mit seiner Frau Teresa geb. Aleksandrowicz, Absolventin der Pharmazie.

Janusz hatte vielfältige Interessen und ein viel fächerübergreifendes Wissen. Sein besonderes Hobby war die Ornithologie. Abgesehen von Medizin und Biologie interessierte er sich für Geschichte. Er war polyglott und beherrschte mehrere Sprachen fließend. Am meisten faszinierte ihn Spanien; die spanische Sprache stand für ihn an erster Stelle. In Spanien hatte er viele gute Freude, die er besuchte, und die ihn auch oft besuchten.

Bis zu seinem Lebensende las er sehr viel und ergänztes eine reichhaltige Bibliothek, insbesondere durch spanisch und deutschsprachige Werke.

Viele alte Fotos blieben erhalten, insbesondere aus seiner Kindheit und seinem Vaterhaus in Chodecz in Kujawien2, darunter ein paar bewegende Fotos mit dem 5 Jahre älteren Krzysztof Kamil Baczyński3 (aus dem Jahr 1930). Janusz wurde in einem Familiengrab aus dem XIX Jahrhundert neben den Katakomben auf dem Alten Powązki-Friedhof beigesetzt. An der Katyń-Wand in der Kirche zum Heiligen Karol Boromeusz, wo der Trauergottesdienst stattfand, hatten zu Januszs Lebzeiten er und ich Epitaphien angebracht. Hier gedenken wir an die drei Familienmitglieder, die in Katyń und anderen Orten ermordet wurden.

 

 

2 Die Gmina Chodecz ist eine Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Włocławski der Woiwodschaft Kujawien-Pommern in Polen. Ihr Sitz ist die gleichnamige Stadt mit etwa 1900 Einwohnern. Łódź liegt 74 km südlich.

 

3 Baczyński wurde als Sohn des bekannten Autors, Literaturkritikers, Aktivisten der polnischen Sozialistischen Partei PPS und Offiziers der polnischen Legion Stanisław Baczyński und der aus einer assimilierten jüdischen Familie stammenden Schulbuchautorin und Lehrerin Stefania geb. Zieleńczyk geboren. Er wurde ein sehr produktiver Dichter. Das Polnische war seine Sprache, aber er dichtete auch auf französisch. Er war auch Illustrator. Er fiel im Warschauer Aufstand.