Kapitel 3: Weitere Artefakte

 

Was ist ein "echter" und was ist ein künstlicher, somit ein
"versehentlicher", ein unsinniger und unnützer Befund? Man kann
nicht immer leicht zu entscheiden, was ist wirklich ein Artefakt
und wie ist es entstanden.

Artefakte bedeuten oft Verschwendung von Dosis, Material und
Zeit, Belästigung der Patienten und vor allem Risiken der
Fehldiagnose.

Soll man diese negativen Ereignisse sammeln? Meiner Meinung
nach ist es hilfreich  
zur systematischen Bekämpfung, letztlich zur
Qualitätsverbesserung.
Qualität hat etwas mit Wahrheit und Erkenntnis zu tun. Hier
bedeutet es optimale Diagnostik mit vernünftigem Aufwand.  

Der "Ponte Diavolo" führt auf das auf einem Fels liegende Cividale.

Abb. 3.01 Abdomen;
übertriebene Kontraste
durch zu niedrige
Röhrenspannung

3.01: XBBXERXFBXGXLXV
Ausschnitt aus einer Abdomenübersicht mit "Colon im Doppelkontrast".
Auf den ersten Blick scheint ein schöner Kontrast vorzuliegen, aber es
gibt zu viele Abschnitte, die zu weiß oder zu schwarz sind, um überhaupt
etwas differenzieren zu können. Im Gegensatz zum vorherigen Bild sind
dort, wo wir helle Strukturen erwarten (an der Wirbelsäule) diese in
übertriebener Weise transparent (also weiß). Dunkle Strukturen, wie das luftgeblähte
Colon sind übertrieben schwarz.

Ursache sind zu niedrige kV = eine zu "weiche Strahlung"; geschätzt 50
kV, von der Bundesärztekammer verbindlich vorgeschrieben sind für das
Abdomen 120 kV.

Ein grober Fehler für die Diagnostik, denn innerhalb der schwarzen und
weißen Bildabschnitten ist keine diagnostische Aussage möglich.
Solche mit niedrigen kV angefertigte Bilder brauchen hohe Dosen um
das Objekt zu durchdringen. Also  bezüglich des Strahlenschutzes ein
grober Fehler!

Vor vielen Jahrzehnten gab es eine "Mode" übertrieben kontrastreiche
Bilder anzufertigen. Sie entspricht heute weder den Standards
diagnostischer Qualität noch dem Strahlenschutz.

Man kann das Bild als ein Artefakt auffassen, oder es schlicht als eine
fehlerhafte Aufnahme benennen. Das Kapitel 5 vertieft künstliche
Veränderungen bei Bildern, die "vom Arzt" ausgehen = iatroge Artefakte. 

Abb. 3.02 Doppelbelichtung.
Man erkennt sie an einer
"zu schwarzen" Aufnahme,
die unpassende anatomische
Details kombiniert

3.02: XBBXDXERXLXV

Hier ist auf einem Bild erkennbar: die Aorta mit kontrastierter Milz und
Niere, sowie einem prall gefüllten Duodenum bei einer am Treitz`schen
Band liegenden Dünndarmsonde.
Ein solcher Fehler ist selten. Wenn er auftritt, muss er erkannt und
vermieden werden.  

Abb. 3.03 Doppelbelichtung.
Wenn es nicht ärgerlich wäre,
könnte man darüber lachen

3.03: XBBXDXERXLXV
Dieser und der letzte Fall liegen zeitlich und räumlich sehr weit
auseinander. Thematisch sind sie ganz ähnlich.
Das haustriertes Colon ist mit Blutgefäßen und einem Knochen (Schaft)
kombiniert. Ein zwar geheimnisvolles aber fehlerhaftes Bild. Sie verehrte
Leser haben das Bild– vielleicht mit Hilfe von 3.04 - unverzüglich als
Artefakt gedeutet. 

Abb. 3.04	+ Abb. 3.05:  Eine elektrische Entladung betrifft nur eine Seite der Filmemulsion

Eine elektrische Entladung bedeutet Schwärzung nur nur auf einer Seite der Filmemulsion!

Abb. 3.04	+ Abb. 3.05:  Eine elektrische Entladung betrifft nur eine Seite der Filmemulsion

Eine elektrische Entladung betrifft nur eine Seite der Filmemulsion! Das wird nachgewiesen, indem man auf der einen und auf der anderen Seite eine Streifen abkratzt.(a -b ist eine Streifen auf einer Seite).

3.04+o5: XBEXDXELXLXNXV
Leser konnten das Bild 2.19 nicht verstehen und wollten es sich in
anderer Form demonstrieren lassen.

Auf Röntgenfilmen ist die Filmemulsion auf beiden Seiten aufgebracht.
Im vorherigen Beitrag wurde die Behauptung aufgestellt, dass die artifizielle
elektrische Entladung im Gegensatz zur Belichtung mit Licht und
Röntgenstrahlen nicht beide Seiten der Filmemulsion betrifft.
Diese Tatsache kann bewiesen werden indem probeweise ein Stück der
Emulsion auf beiden Seiten (a und b) abgekratzt wird.
Das Abkratzen auf der Seite a/b beseitigt das Artefakt vollständig; das
Abkratzen auf der anderen Seite c/d lässt das Artefakt unberührt,
vermindert lediglich einen diffusen Grundschleier.

Ich weiß nicht, wer diesen Sachverhalt entdeckt hat.

Autounfall mit Totalschaden.

3.06: XBBXHXLXQXV
Die Übersichtsaufnahme der rechten Hüftregion der 24 jährigen
Patientin ist nicht optimal belichtet; ein Grund dafür ist die fehlende
Einblendung.

Außer der Fraktur des vorderen Beckenrings rechts finden sich
"Kalkschatten" in Projektion auf den proXIIalen Femurschaft. Um was
handelt es sich?

Splitter von Sicherheitsglas!
Diese fanden sich an der Körperoberfläche / in der Kleidung.
Es handelt sich also um ein Artefakt durch eine ungenügende
Säuberung des Unfallopfers.

Aus der Aufnahme kann man nicht mit Sicherheit entscheiden, ob diese
Fremdkörper oberflächlich oder im Gewebe liegen. Der gute Kontrast
spricht dafür, dass die Fremdkörper von Luft umgeben sind. Inkorporierte
Glassplitter hätten durch umgebendes Gewebe eine Kontrastminderung
erfahren. Zielführend sind hier allerdings keine theoretischen
Erwägungen, sondern die  Entfernung der Kleidung und Verschmutzung.
www.wolfgang-g-h-schmitt.de/strahlenschutz-kurse-wuerzburg/ 

Artefakt durch eine Haarspange
und weiterer Befund?

3.07 XBBXHXLXQXV
Mein Thema im Strahlenschutzkurs (Qualitätsmängel) führt dazu, dass
ich Röntgenbilder von minderer Qualität als Anschauungmaterial
sammle.

Zusätzlich zu der Haarspange finden sich "Paukenröhrchen" in beiden
Trommelfellen zur Aufrechterhaltung eines Druckausgleichs zwischen Mittelohr und dem äußeren Gehörgang. Die Verbindung von Mittelohr zum Rachen = die Eustach'sche Röhre war anhaltend verschlossen. Daher wurde durch diese Röhrchen ein anhaltender Druckausgleich bewirkt. - Muss man sich nochmal in einer Zeichnung anschauen!


Einstellung und Belichtung sollten verbessert werden.  

Abb. 3.08 a und b	Zahnärztliches Kanalinstrument verschluckt und durch die Wand des Zwölffingerdarms perforiert

Zahnärztliches Kanalinstrument verschluckt

Abb. 3.08 a und b	Zahnärztliches Kanalinstrument verschluckt und durch die Wand des Zwölffingerdarms perforiert

und durch die Wand des Zwölffingerdarms perforiert

3.08 a+b: XBBXHXLXQXVXR
Metall ist im Röntgen optimal darstellbar, auch das Innere des Darms,
das Lumen, lässt sich leicht darstellen unter Zuhilfenahme von oralem
Kontrastmittel (KM zum Schlucken) und die bereits im Darm vorhandene
Luft. Das eine ist ein positives, das andere ein negatives Kontrastmittel.

Ein Problem ist im Röntgen allgegenwärtig. Wir wissen manchmal nicht
liegt etwas (z.B. eine solche Nadel) vor dem Darm, dahinter oder im
Darm. Bei Übersichtsaufnahmen hilft es nur den Patienten zu drehen bis
bewiesen ist, dass das Objekt liegt außerhalb des Darms liegt.
Hier  sprechen die Bilder für sich. Die Projektion erlaubt die eindeutige
Diagnose einer Lage außerhalb des Darmes. Der Befund hat
erheblichen Krankheitswert. Er ergänzt andere in dieser Reihe gezeigte
Objekte: Abgebrochener Plastiklöffel, Glühbirne, Revolver-Projektil,
abgebissener Schnuller.