Wir haben eine andere Variante gewählt: bei Dole eine östlich parallel laufende Autobahn. Sie verläuft landschaftlich reizvoll schon recht nah an und in den südlichsten Juraanteilen. Das Ziel: Bourg-en-Bresse. Elisabeth von Österreich hat in dessen Vorort Brou ein wunderbares Augustinerkloster gestiftet: eine Grabstätte für ihren früh verstorbenen Mann und sie selbst. Sie hat den Bau dieser superperfekten spätgotischen Abtei von den Niederlanden aus überwacht. Die holländischen Bildhauer hatten eine unglaubliche Kunstfertigkeit. Schwer zu beschreiben, wie und was sie alles im Marmor abbildeten.
Die folgende Umfahrung von Lyon über den Flughafen ist verkehrsdicht, die Nachbarschaft von großen Städten bringt es mit sich.
Im Rhônetal wird es zunehmend südländisch. Wir bemerken das veränderte Licht bei der Rast auf einer Wiese am Pont d’Isère. Das ist das Licht, von dem Cézanne immer geschwärmt hat.
Die erste große Stadt südlich von Lyon ist Vienne, die zweite Valence. Valence liegt interessant, sehr nahe sowohl am Massiv Central als auch an den Alpenausläufern.
Es wäre auch denkbar gewesen, über die Schweiz mit Genf und Grenoble zu fahren, und hier im Isère-Tal herauszukommen. Dazu wäre ein Schweizer Autobahn-Ticket nötig. Ich bin diese Strecke schon gefahren, und sie hat großen Eindruck auf mich gemacht.
Unterwegs aufgefallen ist mir Mornas: eine markante Felswand, die von einer Burg gekrönt wird, unten ein malerisches Dörfchen.
Die großen Wege und der große Fluss zweigen sich im Süden auf – diese Anatomie erinnert mich an die Aufzweigung der Aorta und der Hohlvene im Bauch. Die Autobahn verzweigt sich schon bei Orange in eine östliche Trasse nach Marseille und eine westliche nach Barcelona und Toulouse (die alte Via Domitia). Nur der westliche Schenkel der Autobahn muss südlich von Orange über den Rhône. Sonst sind keine Brückenbauten notwendig, ausgenommen die Brücken der Landstraßen über den kleinen Rhône und die Brücke über den großen Rhône bei Arles.
Diese westliche Autobahn nehmen wir. Sie führt über Nîmes, und wir verlassen sie zu einem Abstecher nach Aigues-Mortes, gut beschrieben auf der letzten Reise. Noch vor der Aufzweigung liegt Avignon. Der Rhône zweigt sich weiter südlich auf, nämlich zwischen Avignon und Arles, etwas bei Tarascon. Zwischen den beiden Armen des Flusses breitet sich die klassische Camargue aus.
Weiter geht es auf dem westlichen Zweig der Autobahn nach Montpellier. In Narbonne machen wir einen Abstecher von dieser Mittelmeerroute (La Languedocienne) auf die Autoroute des deux mers. Einige interessante wuchtige Kirchen aus der Katharer-Zeit (siehe letzter Bericht) und im Süden als Ausläufer der Pyrenäen grüßen bereits die Montagne d’Alberique (klingt nach Völkerwanderung).
Ziel des Abstechers ist Carcassonne, um E. zu besuchen. Dort war ich als 14-Jähriger zum Schüleraustausch. Das war sehr inspirierend und prägend. Wir sind bei E. wie immer wunderbar versorgt und bewirtet. Wir machen einen gemeinsamen kleinen Ausflug in den Norden von Carcassonne, nämlich in die Ausläufer des Zentralgebirges über Conques nach Lastours: eine der Katharer-Burgen, im Tal eine alte Fabrik, die jetzt als Restaurant umgebaut ist. Wir verweilen aber nur kurz im Schatten der gewaltigen Cité von Carcassonne.
Auf dem Weg zur spanischen Grenze besuchen wir Perpignan, einige Bilder von dieser schönen Stadt sind im letzten Reisebericht.