Wir kommen zur Hafen- und Industriestadt Avilés. Reichtum an Palästen und sehenswerten Kirchen, wiederum ein Nikolaus aus Bari. Mehr im Landesinneren liegt Salas, eine Stiftskirche, mit dem pompösen Grabmal eines Großinquisitors. Wir sind in Spanien.
Weiter geht es im gleichen Schema: Küstenstraße, die ganz selten küstennahe verläuft.
Eine Nebenstraße führt an die Küste heran nach Cudillero, das malerischste Fischerdorf Asturiens. Zahlreiche Aussichtspunkte. Hier bleiben wir zwei Tage, was sich gelohnt hat.
Wanderungen führen uns ins Land und ans Meer zurück. Entlang der legendären Schmalspurbahn etc. Der Ort ähnelt den Cinque terre in Italien. Cudillero ist nicht gänzlich autofrei. Der Verkehr ist eingeschränkt, weil viele Wege nur zu Fuß zu machen sind. Im Gegensatz zu Italien – sage ich mutig – ist die wirtschaftliche Situation kritisch. Bei den boomenden Industriestädten beinahe in Sichtweite ist die Landflucht hoch. Auch die "5 Dörfer in Ligurien" haben diese erlebt. Die Eisenbahn hat ihnen zuerst kein Glück gebracht, dann kam langsam aber stetig ein ungebrochener touristischer Ruhm. Darauf wartet das arme Cudillero. Die Einwohner können sich nichts dafür kaufen, dass jeder versichert, es sei der schönste Ort. Es liegt halt im Vergleich zu Ligurien nach europäischen Maßstäben doch "weit vom Schuss".
Dabei liegt der Aeropuerto de Asturias nicht weit, 15 km westlich der Stadt Avilés. Meine Vermutung, dass der meiste Flugverkehr über Madrid geht, stimmt nicht. Der Flughafen hat 2003 die Million Fluggäste überschritten und hatte 2005 ein Maximum. Seither ist die Zahl der Passagiere leicht rückläufig. Zeit, auch auf diesem Wege etwas Reklame zu machen, und nicht nur für gesundes Leben und Jakobsweg zu werben.
Cudillero leidet auch unter dem Wetter. In unserer Zeit regnet es einmal am Tag heftig und einmal scheint die Sonne. Irland lässt grüßen. Nur in Santiago ist es nässer. Die Menschen sind nett, Essen kann man gut, wohnen ebenfalls.
Weiter geht es entlang der Küste (jetzt schon im westlichen Teil der Costa Verde) nach Luarca. Es ist altertümlich, man könnte sagen "ein bisschen ramponiert", ohne herausragende Sehenswürdigkeit. Es leidet bei unserem Besuch unter dem wolkenverhangenen Himmel. In der Saison sollen viele Badegäste da sein. Es geht weiter ca. 50 km auf der 632/634 oder der parallel verlaufenden Autobahn bis zum Ende der Costa Verde und dem vom Asturien.
Zwischendrin noch
Navia, nahe der Mündung des gleichnamigen Flusses. Früher gab es die tolle zweibogige Brücke noch nicht. Nicht weit von gut erhaltenen keltischen Ruinen. Es gibt reichlich Campingplätze, wie so oft an dieser gastlichen Küste.
Der nächste Fluss ist bedeutend, es ist der Eo, die Grenze nach Galizien.
Die Stadt an der Westseite der Mündung ist Riba d eo = Ribadeo, alles ganz logisch. Nicht die reichste Stadt. Aber immerhin wurde uns eine Hochzeit geboten und die schönsten Stöckelschuhe von ganz Galizien, zahllose schwarze Anzüge, viele Luftballons, ein Nobelschlitten und vor allem sympathische Leute. Die Phantasie-Villa am großen Platz gilt als Wahrzeichen der Stadt, das Dach ist schon renoviert, es wird bald weitergehen. Man kann trotz der Renovierungsarbeiten in diesem Haus einen Kaffee trinken.
Die Autobahn hat eine tolle Brücke über den Eo hat geschlagen. Früher gab es keine. Die Pilger mussten von der Ostseite (dem interessanten Castropol) übersetzen. Wo ging der Jakobsweg, speziell der Camino del Norte, weiter?
Meine Kenntnis ist die: Er ging nur noch ganz kurz an der Küste entlang, also nicht
Weiter am Meer über Foz nach Burela, Cervo, Ortigueira, Cedira bis zum größeren Städtchen Ferrol (die Geburtstadt des Franco). Lasst uns aber doch mal in dieser Gegend bleiben. Gegenüber der mehrfach eingeschnitten großen Bucht nahe Ferrol liegt auf einer felsigen Halbinsel einer der wichtigsten Fischereihäfen mit keltisch-römischer Geschichte: La Coruña. Völkerwanderer, und zwar ausgerechnet die Sueben, machten die Stadt zu ihrer Hauptstadt. Von hier lief die große Armada aus, die 1588 im Sturm vor England ein schreckliches Ende fand, und englische Truppen steckten unter Francis Drake die Stadt ein Jahr später in Brand. Eine Bürgerin, Maria Pita, hat den erbitterten Widerstand der Belagerten organisiert. Bekannt sind die vielen Glasveranden, welche der Stadt den Namen Kristallstadt geben.
Der Turm des Herkules ist ein Leuchtturm, der zum wesentlichen Teil in römischer Zeit um 100 nach Christus datiert. Er bietet eine schöne Aussicht. Weiter entlang der Küste zu fahren, ist schier unmöglich. Sie ist bis Vigo total zerklüftet. Wollte man wirklich auf diesem Weg nach Santiago, wäre es spätestens hier angebracht, quer durchs Land zu fahren. Ferrol und La Coruna haben eine Bedeutung für Pilger, die auf dem Seeweg kamen, aber kaum als Station für solche, die schon lange entlang der Nordküste unterwegs waren.
Soweit der Weg von Ribadeo an der Meeresküste entlang, der als Durchgang für Fußwanderer keine ernstliche Rolle spielte.
Einige möchten uns das als (alternativen) Jakobsweg verkaufen. Aber das glaube ich ihnen nicht. Selbst das allererste Stück bis Foz (25 km) hat der Masse der Pilger nicht gefallen, sie wollten jetzt in das hügelige/bergige Gelände. Auf einmal hatten sie es eilig, zum ersten Mal erschien ihnen die Luftlinie wichtig.
Es hätte auch eine andere Möglichkeit gegeben:
Warum nicht dem Eo folgen? Nein, sie haben sich durch die Berge gequält.
Wir Autofahrer hatten andere Vorstellungen. Uns erschien es naheliegend: Eo-Tal, N 640, Lugo. Oder aber die neue Autobahn A8 = E-70, soweit sie schon etwas fertig ist.
Ich glaube, es verhält sich folgendermaßen: Radfahrer meiden eher die Berge als Fußgänger, denn sie wollen die große Strecke "machen". Autofahrer meiden nicht grundsätzlich die Berge, denn der Motor nimmt ihnen die Last ab. Aber die Straßenbauer bleiben lieber in den Ebenen, als sich sehr kostspielig über die Berge zu quälen. Der Camino Primitivo gefiel den Autobahnbauern gar nicht. Wohl aber sowohl der Camino del Norte als auch der Camino Francés. Allerdings haben Autobahnbauer etwas andere Vorstellungen, wo sie Brücken schlagen können, als die stramm trainierten Fußgänger.
Es sind Spitzfindigkeiten. Aber auch das ist Geschichte. Vielleicht nur die Geschichte einer Mode, oder von den Beweggründen, die hinter der Mode stecken könnten.
Unser Hinweg geht im Nordwestbogen vorbei an Villamartin Grande und Laurenzá. Es wird ganz schön bergig.
Montoñedo: Eine Bischofsstadt, die fast südamerikanisch wirkt. Sie hat bessere Tage gesehen, als der Bergbau noch nicht versiegt war. Sie besitzt mindestens einen berühmten Sohn, den Konditormeister und Tortenkönig Carlos.
Jetzt wären es noch 35 km nach Villalba (zuletzt schnurgrade über eine Hochebene).
Das Original ginge jetzt über Sobrado dos Monxes und in Arzúla würde etwas ganz Entscheidendes passieren: drei Jakobswege sind vereint! Der Camino del Norte trifft auf den Camino Francés, der schon seit Melide mit dem Camino Primitivo zusammen verläuft.
Mancher denkt: Lohnt sich das alles aufzuschreiben? Nun, diese beiden Orte sind ungeheuer kommunikative Punkte. Es ist an der Zeit, die kommunikativen Schnittstellen des Jakobswegs hervorzuheben und zu würdigen!
Ein Denkmal für die Kreuzpunkte der Jakobswege!
Stellt euch das kleine Häufchen aus dem Norden vor: Sich ungewiss, ob die ganzen Welt sie vergessen hat, trifft es jetzt auf einen mächtigen Pilgerstrom. Franzosen, Deutsche, Italiener, Bewohner der Alpen – um einige zu nennen – die ungeheuer viel zu erzählen haben. Sie machen sich auf unterschiedliche Art Mut: ganz allgemein (Kopf hoch!) oder sehr speziell (wir werden Jago finden!).
Solche Kommunikationspunkte sind, außer Santiago selbst, Ostabat und Pamplona.
Uns Autofahrern sind die Wege südwestlich Villanova zu klein. Wir sind bereits in Abadin (sic) auf eine LU-113 (streng nach Süden) Richtung Lugo abgefahren. Es geht ziemlich gradlinig über eine Hochebene, stellenweise ein richtiges Hochmoor.
Anschießend nochmal die Karte, um zu sehen, wo nutzen die großen Pilgerwege den Camino Primitivo? Wo mündet der C.del Norte und der C. frances in diesen ein?