Es ist so viel los, wie ich es am Mittelmeer (nur dort kenne ich mich aus) noch nicht erlebt habe. Vielleicht hat auch ein Fußballspiel Barcelona gegen Madrid eine Rolle gespielt. In der Altstadt waren wir die ältesten Besucher.
In der Altstadt mit ihren sieben Gassen gibt es einen San Nikolas de Bari; der Heilige ist uns schon mal in Süditalien begegnet. Die Kirche ist nicht alt.
Nicht so die ehrwürdige Kathedrale, dem Jakob geweiht, sie steht ganz in der Nähe unweit des Poente de San Anton. Dort findet sich auch die gleichnamige Kirche mit einem Renaissance-Portikus. In der Altstadt kämpfen wir mit einem (anfänglichen) Sprachproblem. In einem Comedor sind wir die einzigen Gäste, eine rappelvolle Kneipe (Bar) mit tapas und raciones und einem Rotwein aus dem Glas hat uns in der Folgezeit viel besser gefallen.
Die Orientierung in Bilbao ist einfach:
Die große West/Ost-Achse in der "Neuen Stadt" ist die Gran via (entspricht der U-Bahnlinie). Etwas weiter nördlich parallel zum Fluss verläuft die sehr moderne Straßenbahn. Dort liegt das zweite Kunstmuseum und das futuristische Neubauviertel mit dem Hochhaus (kielförmiger Grundriss).
Bilbao ist voll von klassizistischen Bauten, manchmal Jugendstil, gepflegte Plätze mit viel moderner Plastik.
Die Gran Via reicht von der gewaltigen Christusstatue bis zur ehemaligen Plazza Espagna (Schleifchen auf das n) jetzt Pl. Circular; von dort über eine der Brücken zur Plazza major mit ihren Arkaden und in die Altstadt. Auf der anderen Seite bei der Statue liegt ein Nobelhotel und über die Av. Sabino xy geht es zu Stadion, Klinik, Busbahnhof Marmes. Dort liegt unser Quartier und Stammcafé.
Den etwas wackeligen Anflug habe ich schon ganz am Anfang erwähnt. Mit der Ruhe des Personals und meinem Zuspruch hat es Moni geschafft. Der Bus in die Stadt Bilbao ist denkbar praktisch und kostet nur 1,30 €. (Es empfiehlt sich, ein Auto erst nach dem Besuch von Bilbao zu mieten.)
Man kommt sehr schön vom Süden über eine Brücke, praktisch überquert man die Hauptattraktion, das von Frank Geri entworfene Guggenheim-Museum. Das Bauwerk löst die uns vertrauten "Senkrechten" (fast) völlig auf und erweckt die Illusion von Segeln, Wellen, Wolken. Auch die Verkleidung mit Titanblech ist gut gelungen. Die gesamte Anlage ist gut eingepasst in Stadt und Fluss und hat an Attraktivität gewonnen. Ich war schon dreimal da.
Beim ersten Mal hat das Museum nur durch die Architektur gewirkt.
Beim zweiten Mal gab es eine gute Ausstellung: "Chaos und Klassizismus zwischen beiden Kriegen". Dazu gute Exponate. (Ich bin etwas kritisch nach einem Besuch in Chicago, wo es zum Thema "Moderne" wirklich nur "Hasenfutter" gab.) Ein verrücktes Werk (von Mutu) ist mir aus Bilbao besonders gut in Erinnerung: Weinflaschen, die an Fuchspelzen an der Decke hingen und auf eine Eichentisch mit unterschiedlich langen Beinen tropften! Hört sich blödsinnig an, war aber so gespickt mit Fantasie, dass ich mich dem kaum entziehen konnte. Natürlich gab es auch den Hund aus Stiefmütterchen von Jeff Kuhn, die Riesenspinne, Venus von Milo aus Styropor gesägt und vieles mehr. Manchmal vermisse ich Kunst, die die Sprache der Natur zu Wort kommen lässt. Einfach den Zufall machen lassen, so wie Richter bei seinen Kirchenfenstern in Köln.
Beim jetzigen Besuch ist wieder Ebbe, was Ausstellungen betrifft. Nur eine Ausstellung: Baselitz (mit Lenin als Frau und Stalin). Keine witzigen, fantastischen, anregenden Exponate. Aber eine weitere Verschönerung des Drumherums.
Wir kommen, wenn wir Bilbao nach Westen verlassen, an Raffinerien und Hochöfen vorbei, auch Kunstwerke, gleichzeitig beängstigend und ästhetisch. Es geht in die Provinz Santander, das ist Kantabrien. Sowohl Autobahn als auch N 634 führen durch malerisches Land, meistens liegt das Meer in Sichtweite.