7. Typische Dächer im schonen Tavira

Die folgenden 3 Wochen sind wir in Tavira. Über diese Zeit wird nicht tageweise, sondern im Gesamten berichtet:

Unser Quartier liegt sehr originell und ist auch originell; eigentlich hatten wir ein anderes im Auge; dort waren aber die Maurer. Unsere jetzige Bleibe erstreckt sich über 3+ Stockwerke. Eine architektonisch raffiniert gestaltete Treppe verbindet die leider offenen Etagen. Heizung noch notwendig, Heizbarkeit nicht perfekt, wobei ich ein Vorurteil gegen die Klimaanlage hatte, was im Nachhinein tatsächlich unrichtig war. Diese Anlagen funktionieren auch im umgekehrten Modus: wenn sie nämlich Kälte nach außen und Wärme nach innen pumpen. Ich habe die Kosten für Heiz-Strom überschätzt; die Leistungsfähigkeit der Wärmetauschfunktion (Klimaanlage) unterschätzt. Die Küche ist nicht toll eingerichtet, funktioniert aber dank M.s Kochkunst. Unsere beiden Terrassen im 1. Und 3. Stock haben nur eine begrenzte Zeit Sonnenlicht. Im Sommer ist die Wohnung wahrscheinlich schön kühl, im Winter nicht ganz ideal.

Warum hatte unsere Unterkunft eine gute Lage? In Blickweite lag die (ehemalige) maurische Burg, dort sind nach 1200 3 sehr unterschiedliche aber interessante Kirchen (3 von 22 im gesamten Tavira!) entstanden. 2 weitere Kirchen liegen auf dem südlichen Nachbarhügel; die eine mit einer maurischen Kuppel und einer ungenutzten Klosteranlage, eine weitere mit einer reizvollen Barockausstattung: Ermida de Sao Sebastiao. Dort ist kein Rubens, aber die Werke von begabten Künstlern, die nach dem schweren Erdbeben von 1755 viele Kirchen wiederaufgebaut und ausgestattet haben. In Sichtweite zu unserem Quartier liegen folgende weiteren interessante Gebäude: das ehemalige Gefängnis, jetzt eine sehr gut funktionierende Bücherei, das Gericht, 3 kleine Supermärkte, 20 Boutiquen teilweise mit ansprechenden Kunstprodukten, ein Wasserturm, jetzt genutzt als Camera obscura, mindestens 2 weitere Klöster, von denen eins als staatliches Hotel = Pousada genutzt wird, mehrere Gaststätten, das Rathaus, 2 Museen, die hauptsächlich durch den Bau ins Auge fallen. Etwas weiter entfernt liegen die römische Brücke und weitere Kirchen, um insgesamt auf die Zahl 22 zu kommen. Auch ein technisches Museum mit didaktischem Anspruch ist in einem der Klöster eingerichtet. Daneben finden sich eine Reihe von verlassenen Fischfabriken, teilweise schön erhalten und umgebaut zum Supermarkt und/oder Hotel.

8. Architektur und überall Störche

Der breite Fluss Gilao trägt bei zum Charakter von Tavira, ihn überspannt eine römische Brücke, die erst in jüngeren Jahren einige Schäden zeigte und daher allein für die Fußgänger da ist; auch eine Hilfsbrücke ist für Fahrzeuge gesperrt. 2 moderne Brücken- Konstruktionen und die Eisenbahnbrücke sorgen für die Überfahrt. Tavira hat der Versuchung widerstanden, alles mit Hochhäusern „voll zu klotzen“, auch die Vororte San Lucia und CABANA sind maßvoll bebaut.

Die Gegend ist flach, man muss sich schon etwas auskennen, um an einzelnen Stellen Klippen von Lössboden aufzufinden. Salzgewinnung hat Tradition und wird in unserer Zeit in mäßigem Umfang weitergeführt. Die Fischindustrie hat bereits im 19.Jahrhundert einen gewaltigen Einbruch erlebt. Überhaupt hat die Stadt viele Erschütterungen und Eroberungen erlebt; ein Wunder, dass sie der Versuchung des Massentourismus nicht aufgesessen ist.

Sehr gut war der von einer Sängerin vorgetragene Fado (zusammen mit anderen Liedern) in der „Kirche“ der Pousada.

Wir hörten einmal den FADO in einem Restaurant. Es war nicht überzeugend (die Bass- Saiten der Gitarre haben alles übertönt). 

Musikalisch interessant war es auch im englischen Club an der RUA LIBERDADE, fast in unserem „Nachbarzimmer“.

Dann kam ebenfalls in der POUSADA ein Sologitarrist, ebenfalls sehr gut. Originelle Eigenkompositionen. Verzicht auf Evergreens und Verzicht auf Lieder zum Mitsingen. 2 CDs mitgenommen.

Wir hatten für eine Woche Besuch. Wir haben unsere Ortskenntnis eingebracht und einiges gezeigt. Gemeinsame Ausflüge:  CASELHA VELHA, SAN ANTONIO, CASTRO MARIM, ALCOUTIM (Monis wilde Fahrkünste in den steilen engen Gässchen). Mertola war uns zu weit. Ich kenne es:  Es hat eine noch größere maurisches Burg und eine Kirche, wo ich maurische Wurzeln vermute und mich an Cordoba (ganz im Kleinen) erinnere.

Boca do Inferno lohnt sich (wieder)

BOCA DO INFERNO; romantischer Wasserfall und See. Man gelangt dorthin, indem man dem Flusslauf des Gilao auf der Westseite folgt. Nachdem man unter der Autobahn durchfährt, ca. 4. Abfahrt rechts, 2. wieder rechts und schon sieht man die Parkplätze für die Wohnmobile. Die Wohnmobile sind immer die ersten und haben den interessanten Ort schon Besitz genommen.- Ein Beispiel für ein „Latrinengerücht“: nach einem verheerenden Brand sei das ganze Ambiente total verwüstet und noch nicht wiederaufgebaut. Tatsächlich hat die Natur den Ort gut aufgeforstet, aber er ist nicht gut gepflegt, Wege, und Beschilderung noch mangelhaft; zu viel Abfall. -

Es gibt mehr Touristen als erwartet, besonders Engländer, natürlich zu dieser Zeit außerhalb der Ferien sind viele Senioren unter den Fremden. Neues wird hauptsächlich von den Wohnmobilfahrern ausprobiert; sie sind die Vorreiter.

Unser Stammlokal wird das benachbarte Café, wo wir schon freundlich von Ferne begrüßt werden. Tagessuppe 1,5€ der kleine Kaffee 0,60 €.  Unsere Wahl am Abend (jedenfalls mehrfach): ZECA DA PICA bei Marco, die Straße heißt „CANDIDO dos reis“. Marco hat auch eine Ferienwohnung. Geht man auf dieser Straße weiter Richtung Meer, nahe am Aufgang zur modernen Hochbrücke kommt man zum PAUPAU einem Lokal für Einheimische mit Hausmannskost. Es hat den moderaten Preisanstieg im letzten Jahr noch nicht mitgemacht.

In der Nachbarschaft unseres Quartiers auf der Westseite der Stadt gibt es auch das verlassene Kloster südlich vom Burg-Berg mit einem schönen Klostergarten, großen Gummibäumen und den Grabkammern im Klosterhof. Außerdem das ehemalige Gefängnis, jetzt Bibliothek (sehr engagiert), unmittelbar benachbart Ermida de Sao Sebastiao 1745 barock ausgestattet, sehr freundlich. Es ist keine hohe Kunst, eher eine gefällige Bauernmalerei.

9. Sao Jago in Tavira auf dem alten Burgberg der Mauren

Weiter finden wir auf dieser östlichen Fluss Seite die gefällige maurische Burg, Santa Maria mit den beiden ganz unterschiedlichen Türmen, Sao Jago mit den zahlreichen Anbauten, die ihm ein verschachteltes Aussehen geben, das Museum mit breit gefächertem Inhalt (ab der Zeit der Phönizier), nicht so spannend, aber sehr schöne Räumlichkeiten mit den vielen Holzgewölben in den Walmdächern. Kirche Misericordia ist ein Muss mit ihren 2 × 7 überlebensgroßen Kachel-Bildern der Barmherzigkeiten. Eigentlich keine hohe Kunst, kein Albrecht Dürer, aber guter Einblick in die Vorstellungswelt des frühen Barocks.

Kirche SAO PEDRO GONZALVES auf der gleichen Flussseite, Fluss-nahe, nicht weit weg von der Capitaneria. Hat den typischen Deckensaufbau mit der TROMPE l‘OEUIL Malerei, die noch vor 1755 gemalt ist. Sie ist die 2. dieser Art in Portugal, die Architektur imitiert und dem Auge den Eindruck von weiteren zusätzlichen Stockwerken gibt.

SEBASTIAO liegt auf der anderen Flussseite, ebenso wie CARMO. Großes Kloster, was jetzt ein Museum für Natur und Physik mit didaktischen Ambitionen enthält.

M. kocht die Produkte, die wir auf dem großen Markt bekommen: Eine sehr große Krabbe; mindestens zweimal einen (halben) Hahn, der für 3-4 Mahlzeiten reicht. Natur-Zitronen darf man zum Gebratenen dazugeben, samt Knoblauch und Oliven. Es wird viel mit Koriander gekocht. Süßkartoffeln und Brokkoli sind saisongemäß auf dem Markt reichlich angeboten.

Ein Forum ist: HotelAR; das hat nichts zu tun mit ALOTAMENTO LOKAL (AL)

Wir sind zweimal nach PRAHA DE TAVIRA gelaufen, es war einsam zu dieser Jahreszeit. Die Badeinsel ist mit der Fähre zu erreichen. Dieselbe sehr langgestreckte Insel erreicht man viel weiter im Westen von SAN LUCIA aus mit einer Brücke. Die Brücke führt über die Lagune und dann geht ein Wanderweg entlang der Pseudo-Dampfbahn, einer Schienenbahn, die durch das Naturschutzgebiet hindurch quer über die Insel bis zum Meer führt. Dort wo die Bahn ankommt, stehen die schönen renovierten Häuser der ehemaligen Fischfabriken. Also Reihenfolge von Norden nach Süden klingt verworren: Fischerdorf – Brücke über Lagune – sandige Nehrung – offenes Meer. - Wir machten den lohnenden Ausflug nach SAN LUCIA zweimal.

Zweimal zogen wir von Tavira ein Stückchen in die andere Richtung nach Osten, nach CABANA. Auf einer der Karten ist dieser Ort nicht verzeichnet. Die Karten sind überhaupt sehr schlecht, „Google-Mapp- Gedruckt“ wäre besser.

CABANA liegt an der Lagune, auf der anderen Seite der Lagune die Nehrung. Einen dieser Ausflüge setzten wir fort: mit der Fähre auf die Insel (= Nehrung). Langer Marsch am Meer, Picknick in den Dünen, viele interessante Muscheln gefunden. Die Bau-Restriktionen sind in C. nicht so strikt wie in Teilen von Tavira, trotzdem ist es noch angenehm, sauber und zur jetzigen Jahreszeit kein Lärm.

Ein weiterer Ausflug führte sie noch etwas weiter nach Osten, zur Orangenernte auf dem Gut unserer Wirtin **. Deren Englisch ist von einer Art, dass es mir schwer fällt zuzuhören; zum Gut gehören 3 Häuser: eines ist nur ein Notquartier, das andere verfügt über 2 vermietbaren Einheiten, das 3. ist ein herrschaftliches Haus. Zusätzlich zu diesen 3 Objekten steht in 500 m Entfernung am und oberhalb des Meeres eine marokkanische Villa vom Allerfeinsten. Dies ist von der Art, wie es der König von Spanien an der Costa Brava und auch in San Sebastian zur Verfügung hat. Wir dürfen uns Orangen mitnehmen, so viele wir tragen können. Diese Sorte beginnt vom Baum zu fallen. Der Geschmack ist vorzüglich.